Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
herum knieten sofort nieder, auch die Rotkappe und ihre Kumpel. Über die ganze Halle verteilt folgten die anderen Kreaturen des Winterhofs ihrem Beispiel, und plötzlich standen nur noch wenige Leute aufrecht. Ich war einer davon. Auch der Erlkönig, Nicky und der älteste Geißleinbruder standen, aber sie hatten die Köpfe gesenkt und zeigten ihre Anerkennung für die Fürstin des Winters. Ich nahm das als Hinweis und tat es ihnen nach, hielt die Augen aber weiter offen.
Ich bemerkte Maeve, die etwa zwanzig Meter entfernt auf einer Eisbühne stand, die aussah wie eines meiner Taschenbücher, das aus dem Regal gefallen war. Maeve hatte den perfekten Platz, um dem Streit zwischen mir und der Rotkappe zuzuschauen, und auch sie hatte ihren Kopf nicht gebeugt. Sie trank etwas Eisblaues aus einem Sektglas und ignorierte die Anwesenheit ihrer Mutter völlig, aber ich konnte ihre Bosheit in meine Richtung flackern spüren, obwohl sie mich nicht ansah.
Mab betrachtete mich und meine Spielkameraden eine Minute lang, ohne etwas zu sagen, und in der Stille konnte man die Flüssigkeit von den verschiedenen Körperteilen des Blutschädels auf den eisigen Boden tropfen hören.
Maeve drehte sich zu ihrer Mutter um und nippte an ihrem himmelblauen Champagner. Sie sagte nichts, und ihr Gesichtsausdruck war völlig ruhig und entspannt, aber man konnte förmlich riechen, dass sie im Innern zufrieden grinste.
Da verstand ich es erst. Maeves erster Versuch, mich einen Streit bei Hofe anzetteln zu lassen, war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen. Sie hatte gewollt, dass ich mich auf sie konzentrierte, um mich mit ihren hochprozentigen Psychopornos aus der Bahn zu werfen. So hatte ich nicht klar genug denken können, um einem Kampf auszuweichen, als die Rotkappe ihre Falle zuschnappen ließ.
Mab starrte einen weiteren Augenblick schweigend auf die Winterlady hinunter. Dann lächelte sie und nickte ihrer Tochter leicht zu, die Geste Nummer eins für Anerkennung.
„Gut gespielt“, brummte Mab. Sie hob die Stimme nicht. Das musste sie nicht. Das Eis klang von ihrer Stimme nach.
Ihr Blick ruhte dann auf mir, und obgleich sie zu weit weg war, als dass ich Details hätte erkennen können, wusste ich genau, was ihr Gesichtsausdruck bedeutete: Ich hatte mich selber in diesen Schlamassel hineinziehen lassen, jetzt musste ich derjenige sein, der mich wieder herausholte.
Ich war auf mich allein gestellt.
Mab richtete den Blick wieder auf den restlichen Raum. „An diesem Tag, an dem wir die Geburt unseres neuesten Winterritters feiern, grüßen wir euch alle, ihr Lords und Ladies des Winters. Seid erneut willkommen in unserem Heim. Wie wir sehen, sind die Festlichkeiten schon voll im Gange.“ Sie lehnte sich zurück und legte einen Finger an ihre Lippen, als sei fasziniert von dem Anblick, der sich ihr bot. „Wir bitten euch, unterbrecht sie nicht um unserer Ankunft willen.“ Sie hob blasiert eine Hand. „Es ist unser Wunsch, dass ihr die Festlichkeiten fortsetzt.“
Oh, possierlich.
Ich drehte mich wieder zu der Rotkappe um und beobachtete dabei aus dem Augenwinkel weiter ihre Kumpels. Ich versuchte, mir etwas, irgendetwas einfallen zu lassen, womit ich mich und Sarissa aus dieser Zwangslage bringen konnte.
Der Blutschädel duckte sich wieder, augenscheinlich sprungbereit. Seine nicht zueinander passenden Krallen und Fänge rissen vor Vorfreude Furchen in den Boden. Der Oger öffnete und ballte die Fäuste. Es hörte sich an, als platze Popcorn. Die Rotkappe war schon wieder auf den Beinen und zog Sarissa problemlos mit sich.
Ich trug nur einen Frack.
Herrjemine.
Ich musste mich mehr anstrengen, wenn ich den Abend überleben wollte.
Mabs Stimme war ein kehliges Schnurren. „Musik. Wir wollen einen Tanz sehen.“
7. Kapitel
D ie Chancen standen gegen mich . Sehr. Alle drei tödlichen Feen waren bereit zum Angriff, und egal mit welchem ich es als erstes aufnahm, Sarissas Chancen standen schlecht. Die Musik begann zu spielen, tief und leise, und wurde langsam immer präsenter.
Ich brauchte einen Vorteil, etwas Bahnbrechendes.
Letztlich ...
Letztlich brauchte ich ganz eindeutig etwas Bahnbrechendes.
Feen waren immer hinterhältig und trickreich, das stimmte, und ich hatte das ein paar Augenblicke zuvor übersehen. Aber noch etwas anderes lag den Feen einfach im Blut: Sie lieben es, Spielchen zu spielen.
„Warum gestalten wir das nicht so richtig interessant?“, sagte ich laut. „Ich nehme an, du bist nicht abgeneigt,
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