Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
südlichen Ausläufer des Lake Michigan lag eine Insel, die auf Karten, in Verzeichnissen und auf Satellitenbildern nicht auftauchte. Sie war ein Nexus von Ley-Linien dunkler Energie und hatte ungern Gesellschaft. Sie ermutigte Leute, die in ihre Nähe kamen, sich zu verpissen und woanders hinzugehen. Ständig flogen Flugzeuge darüber, aber niemand sah sie. Ein paar Jahre zuvor hatte ich mich an die Insel und den Weltklasse-Genius Loci, der über sie wachte, gebunden. Ich hatte ihn Dämonenwind genannt und wusste recht wenig über ihn, nur, dass er mein Verbündeter war.
Als ich angeschossen in die finsteren Wasser des Lake Michigan gefallen war, waren Mab und Dämonenwind erforderlich gewesen, um mir das Leben zu retten. Alle beide! Ich war in einer Höhle unter der Inseloberfläche aus dem Koma erwacht, und Pflanzen waren wie eine Art organischer Tropf in meine verdammten Adern gewachsen. Die Insel war ein echt schräger Ort.
„Wie bist du da hingekommen?”, fragte ich.
„In einem Boot. Logo.”
Ich warf ihr einen Blick zu. „Du weißt, was ich meine.”
Sie lächelte mit leicht trauriger Miene. „Wenn dir jemand wie die Totengreiferin den Geist zu Granatapfelkernen zerstoßen hat, wirkt ein psychisches Verbotsschild eher lahm.”
„Hehe“, sagte ich. „Stimmt. Aber dieser Ort ist gefährlich, Molly.”
„Ja, und er wird schlimmer“, sagte sie.
Ich trat ungemütlich von einem Bein auf das anderen. „Definiere ,schlimmer ‘ .”
„Dort baut sich Energie auf. Wie ... wie Dampf in einem Kessel. Ich weiß, ich bin noch neu in solchen Dingen — aber ich habe mit Lea geredet, und sie stimmt mir zu.”
Gott, sie spannte mich auf die Folter und ließ mich im Unklaren darüber, was sie wusste. Ich hasste das. „Wobei?”
„Ähm“, sagte Molly und senkte den Blick. „Harry. Ich glaube, die Insel wird in den nächsten paar Tagen explodieren, und ich fürchte, dann wird sie den halben Mittleren Westen mitnehmen.”
14. Kapitel
N atürlich“, sagte ich. Ich sah mich um und schnappte mir den Erste Hilfe-Kasten, dann stapfte ich Richtung des Gästezimmers.
„Ich schwöre, es liegt an dieser dummen Stadt. Wieso pas siert jede furchtbare übernatürliche Sache, die überhaupt passieren kann, immer hier? Ich bin für ein paar Monate weg und ... autsch! Bin gleich wieder da. Grrsl grrsl rassel mrrrrfl.“
Im Schlafzimmer fand ich einen Lichtschalter, und er funktionierte. Die Glühbirne leuchtete weiter und alles. Ich warf ihr einen finsteren, misstrauischen Blick zu. Wenn ich sonst in einer solchen Wut war, überlebten Glühbirnen den Blickkontakt nicht, von meiner Yosemite-Sam-Imitation ganz zu schweigen. Scheinbar hatten die Svartalfar eine Lösung für das technische Syndrom des griesgrämigen Magiers gefunden.
Das Zimmer ... nun gut.
Es erinnerte mich an daheim.
Meine Wohnung war klein gewesen. Sie hätte problemlos ein halbes Dutzend Mal in Mollys Wohnzimm er gepasst. Mein gesamtes altes Domizil hatte in etwa die Größe ihres Gästezimmer s. Sie hatte es wie ich mit Möbeln aus zweiter Hand ausgestattet. Es gab einen kleinen Kamin mit einigen Stühlen und einem bequem aussehenden Diwan davor. An den Wänden hingen verschrammte alte Bücherregale, billig und stabil, die eine Büchersammlung beinhalteten, die wohl als Beginn der Nachfolgesammlung meiner alten Taschenbuchbibliothek gedacht war. Wo sich mein Schlafzimmer befunden hatte, stand ein Bett, das - obwohl kein Doppelbett - deutlich breiter war als meines. Ein Tresen stand dort, wo – mehr oder weniger – meine Küchentheke gestanden hatte, und daneben befanden sich ein kleiner Kühlschrank und etwas, das wie eine Elektrokochplatte aussah.
Ich sah mich um. Es war nicht meine Wohnung, aber ... es hatte schon die richtige Postleizahl, und es war vielleicht das Süßeste, das jemals jemand für mich getan hatte.
Für einen Moment erinnerte ich mich an den speziellen Duft meiner alten Wohnung, Holzrauch, Kiefernreiniger und ein bisschen muffige Feuchtigkeit, die in Kellerwohnungen unvermeidbar war, und wenn ich die Augen fest zukniff, konnte ich mir beinahe einbilden, wieder dort zu sein. Mir einbilden, dass ich wieder zuhause war.
Aber man hatte mein Heim eingeäschert. Ich hatte es den Tätern mit Vergnügen heimgezahlt, aber ich spürte noch immer die Leere im Bauch, wenn ich daran dachte, dass ich es nie wiedersehen würde. Ich vermisste Mister, meinen Kater. Ich vermisste Mouse. Ich vermisste die Vertrautheit eines Ortes, den
Weitere Kostenlose Bücher