Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
navigierte.
Ich kontrollierte ununterbrochen den Kompass. Nicht, weil ich Thomas nicht traute, sondern weil ich keine Ahnung hatte, wie er die Wasserkäfer ohne ihn auf Kurs hielt. Molly hatte den ersten Teil der Reise in Decken eingewickelt in der Kabine verbracht: Es war eine kühle Nacht auf dem See. Thomas und ich fühlten uns in Shirts wohl. Vermutlich spürte mein Lehrling noch immer die Nebenwirkungen meiner Wiedervereinigung mit Thomas, bei der sie einfach zu nahe dabei gestanden hatte.
Ich setzte Thomas während der Hinfahrt ins Bild, was die neuesten Geschehnisse anging, und ließ dabei nur die Details des Unsterblichent ötens aus. Ich wurde das Gefühl nicht los, das Wissen über etwas so Wichtiges über so mächtige Wesen wäre ein hervorragender Weg, in jeder Nacht des Jahres, die nicht Halloween war, auf entsetzliche Weise umgebracht zu werden.
„Ja, ja, ja“, sagte Thomas, als ich die kurze Zusammenfassung beendet hatte. „Hast du sie schon gesehen?“
Ich blickte finster. „Wen?“
„Sag du es mir“, sagte er.
„Nur dich und Molly“, sagte ich.
Er schenkte mir einen Blick voll tiefen Missvergnügens und schüttelte den Kopf.
„Danke, Papa“, sagte ich.
„Du lebst“, sagte er. „Du bist ihr einen Besuch schuldig.“
„Vielleicht, wenn das hier vorbei ist“, sagte ich.
„Bis dahin könntest du tot sein“, sagte er. „Verdammte Nacht, Harry. Hat dich dein kleines Abenteuer im See denn gar nichts gelehrt?“
Ich blickte noch finsterer. „Was denn?“
„Zum Beispiel, dass das Leben kurz ist“, sagte er. „Zum Beispiel, dass man nicht weiß, wann es zu Ende geht. Zum Beispiel, dass manche Dinge, die man nicht sagt, ungesagt bleiben.“ Er seufzte. „Ich bin ein gottverdammter Vampir, Mann. Ich reiße Leuten Stücke aus der Seele, esse sie und mache sie glücklich damit.“
Ich schwieg. So war Thomas tatsächlich. Er war noch mehr als das, aber es wäre dumm gewesen, ihm diesen Teil abzusprechen.
„Ich bin zum größten Teil ein Monster“, sagte er. „Aber selbst ich weiß, dass sie es verdient zu hören, dass du sie liebst. Auch wenn sie nie mehr kriegen wird als das.“
Ich warf ihm einen düsteren Blick zu. „Warte. Von wem reden wir eigentlich?“
„Von beiden“, sagte er. „Hör auf, dich wie ein Idiot zu benehmen. Hör auf, dich zu geißeln, weil du sie mit deiner bloßen An wesenheit in Gefahr bringst. Du bist einzigartig in ihrem Leben. Glaub mir. Es gibt keinen Ersatz für einen Kerl wie dich.“
„Es gibt für niemanden einen Ersatz“, sagte ich entkräftet. „Wir werden sehen.“
Thomas sah mich an, als wolle er weiter drängen. Aber er tat es nicht.
„Was gibt es bei dir Neues? Leisten dir Justine und ihre Spielgefährtin Gesellschaft?“
„Spielgefährtinnen“, sagte Thomas abwesend. „Plural.“
Total unfair.
„Hmpf“, sagte ich.
Er runzelte die Stirn. „He. Woher weißt du davon?“
„Mein Geist-Ich war in der Nacht da, in der Justine beschloss, genug von deiner Trübsalblaserei zu haben.“
„Das Geist-Du war wie lange genau anwesend?“, fragte er.
„Ich ging, ehe es FSK 18 wurde.“
Er schnaubte. „Nun ja, Justine ... sie wurde zu einer Art Diätassistentin.“
„ Ä h, was?“
Er zuckte die Achseln. „Du bist, was du isst, nicht wahr? Das gilt auch für Vampire. Justine findet, ich sei unglücklich, also bringt sie einen glücklichen Menschen heim. Denkt sie, ich sei zu zappelig, bringt sie jemand Gelassenes und Ruhiges.“ Er schürzte die Lippen. „Eigentlich ... ist es auf seine Art sogar sehr schön. Sozusagen ... ausbalanciert.“ Seine Augen verengten sich und flackerten in einigen matteren Tönen. „ Ich kann wieder mit Justine zusammen sein. Selbst wenn diese Diät die Hölle wäre, das wäre es wert.“
„Bruder“, sagte ich und legte einen angewiderten Ton in das Wort. „Single-Männer auf der ganzen Welt hassen dich. Beginnend mit mir.“
„Ja, nicht wahr?“, fragte er grinsend und nickend. Dann blickte und deutete er voraus. „Dort, siehst du?“
Ich spähte in die Nacht und sah einen größeren Klotz aus dichterer Dunkelheit. Wir waren an der Insel.
Die Kabinentür öffnete sich, und Molly trat heraus, die Decken noch immer um die Schultern gewickelt. Ihr Gesicht wirkte noch immer gezeichnet, aber nicht mehr so bleich, wie es vor der Abfahrt gewesen war. Sie kam die Treppen zum Steuerhaus hoch und trat neben mich. „Thomas“, fragte sie. „Wieso warst du heute Nacht unten am
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