Harry Potter - Der siebte Horkrux
aufreißend und die Augen fest zusammengekniffen, streckte sie ihren Kopf hinein und zischte: »Kommt raus, ihr beiden. Ich brauche eure Hilfe.«
»Ginny!«, brüllte Ron. Seine Stimme hallte im Korridor wider.
Ginny zog ihren Kopf aus dem Schrank, schloss die Tür und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ich habe meine Augen zugemacht und mir ist es wirklich egal, ob ihr eure Schlüpfer anhabt oder nicht.«, sagte sie verstimmt. »Wir müssen mit Harry sprechen.«
Wenn nicht Sorgen um Harry an ihren Eingeweiden genagt hätten, hätte Ginny die Situation komisch gefunden. Sie ignorierte den kurzen Stich von Schuldgefühlen, sie unterbrochen zu haben. Ron hätte mit Sicherheit nicht gezögert, sie und Harry aus diesem Schrank zu zerren, wenn sie darin beschäftigt gewesen wären. Er hätte Harry wahrscheinlich gleich den Kopf abgerissen.
Im Schrank rumste und knallte es einige Augenblicke lang, bevor die Tür aufschwang und Ron herausstieg, das Hemd aus der Hose hängend und die Ohren leuchtend rot. Hermine folgte ihm und versteckte sich hinter ihrem Freund, während sie ihren Umhang fest umklammerte. Sie wich Ginnys Blick aus.
»Was willst du, Ginny?«, verlangte Ron. Er baute sich drohend vor ihr auf.
Keineswegs eingeschüchtert knuffte Ginny ihn hart in die Brust. »Jetzt spiel dich nicht so auf. Es ist wichtig.«
»Und es konnte nicht warten?«, fragte Ron mit finsterem Blick.
»Ich glaube, Harry plant, Voldemort allein gegenüberzutreten.«, sagte Ginny und sah Ron vor ihren Augen zusammensinken.
»Was?«, fragte er verständnislos.
»Was hat er gesagt, Ginny?«, erkundigte Hermine sich, die endlich hinter Ron hervorkam. Besorgnis hatte ihre Verlegenheit verdrängt.
Ginny bedeutete ihnen ungeduldig, ihr zu folgen, während sie ihnen erklärte: »Es ist mehr die Art, wie er sich die ganze Woche über verhalten hat. Es ist mir plötzlich in den Sinn gekommen, dass er versucht hat, sich zu verabschieden.«, sagte sie, während sich ein schmerzhafter Knoten in ihrer Kehle bildete. Sie würde sich nicht wie ein kleines Mädchen benehmen und weinen. Sie war nämlich keines mehr! Sie musste sich zusammenreißen.
»Er wird alles ruinieren, wenn er ohne uns loszieht.«, sagte Hermine und beschleunigte ihre Schritte. Rons längere Beine hatten ihm schon einen kleinen Vorsprung vor den Mädchen verschafft.
»Tja, da er keine Idee hat, was wir planen, ist er ein Risiko, nicht wahr?«, fragte Ron. »Seit wann hat Harry je getan, was er tun soll?«
»Er ist zu Hagrid gegangen – wir könnten ihn immer noch abfangen.«, sagte Ginny. Sie nahm Hermine am Ellenbogen und hielt sie an.
Hermine wandte sich ungeduldig zu Ginny um und blickte sie fragend an.
»Deine Bluse ist verkehrt herum.«, raunte Ginny ihr mit einem Feixen zu, bevor sie hinter Ron her eilte. Sie hörte Hermine aufkeuchen, bevor ein Luftzug sie wissen ließ, dass Hermine einen Zauber ausgeführt hatte, um ihre Kleidung in Ordnung zu bringen.
Sie schlüpften ins Freie und eilten den zertrampelten Pfad zu Hagrids Hütte hinunter. Ron hämmerte gegen die Tür, die überraschend schnell von einem mürrisch aussehenden Hagrid aufgerissen wurde.
»Oh. Ihr seid's.«, sagte er. Er wandte sich um und zog sich wieder zurück.
Ron, Ginny und Hermine folgten ihm. Er setzte sich an seinen massiven Holztisch vor eine Schüssel von schwarzen Viechern, die er gerade zerstampfte. Der Geruch in der Hütte war unerträglich und zwang die drei Teenager beinahe wieder hinaus.
»Verdammte Scheiße, Hagrid!«, brüllte Ron und verzog das Gesicht. »Was ist das?«
»Hä? Ah, nichts. Nur was für'n Gemüsegarten. Hilft den 'Flanzen schön und groß zu werden.«, erklärte Hagrid. »Was kannich für euch tun?«
»Ist Harry hier?«, fragte Ginny und sah sich in der kleinen Hütte um. Sie wirkte leer.
»Nein. Hab ihn vorhin mit Pansy am Wald reden seh'n. Hab gedacht, er würde für'n Besuch vorbeischaun, aber das hat er nicht.«, erwiderte Hagrid traurig. Ginny bemerkte zwei unbenutzte Teetassen in der Spüle neben einem Teller mit Hagrids Steinkeksen.
»Pansy?«, wiederholte Ron. »Was wollte er von Pansy?«
»Keine Ahnung. Wie ich gesagt hab, er ist nie vorbeigekomm'.«, erwiderte Hagrid. Er starrte sie alle verwirrt an.
»Wo könnte er nur sein?«, fragte Ginny alarmiert. Ihr Herz hatte wieder mit dem schmerzhaften Pochen angefangen und ihre Handflächen begannen zu schwitzen. Sie wusste einfach, dass etwas nicht stimmte. Sie hielt den Aquamarin an ihrer Kette fest umklammert. Er
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