Harry Potter - Der siebte Horkrux
von dem ganzen Wiederholen strapaziert – ganz zu schweigen von all den anderen Geschehnissen – und sie war sicher, dass sie überreagierte.
Zusätzlich zu der riesigen Menge an Schulaufgaben, die sie nach ihrer langen Krankheit nachzuholen hatte, hatte sie Angst um Harry und seinen bevorstehenden Kampf. Sie nahm ihre Kette in die Hand und rieb den Stein, während sie ihren Blick zurück auf das Buch zwang. Nachdem sie denselben Abschnitt dreimal gelesen hatte, ohne etwas aufgenommen zu haben, gab sie es als vergeblich auf. Alptraumhafte Bilder von Harrys Kampf suchten ihre Gedanken heim.
Sie wussten alle, dass der letzte Kampf sich wie eine dicke Masse von drohenden Wolken näherte, die sich am Horizont aufbrauten. Die Stimmung fühlte sich an wie vor einem Sturm – alles war still und gedrückt und alle Lebewesen hatten sich in die Deckung geflüchtet. Ginny wusste, dass es Harrys Gedanken mehr einnahm, als er zugegeben hätte, und sie konnte sehen, wie die Gedanken hinter seinen Augen rasten, während er den besten Weg zu finden versuchte, den Rest von ihnen in Sicherheit zu behalten.
Dummer, edelmütiger, wundervoller Trottel.
Sie hatte es niemals für möglich gehalten, jemanden so sehr zu lieben, wie sie ihn liebte. Sie wünschte lediglich, dass er nur halb so viel Mühe darin aufwenden würde, sich selbst zu retten, wie er alle anderen zu retten versuchte. Sie fuhr sich mit den Fingern über die Lippen und rief sich die leidenschaftlichen Küsse in Erinnerungen, die sie am Abend zuvor geteilt hatten ... beinahe jeden Abend dieser Woche, um ehrlich zu sein.
Ginny runzelte die Stirn und setzte sich gerade auf, das Herz in der Brust hämmernd. Ihre Gedanken rasten, während sie die Geschehnisse der letzten paar Tage rekapitulierte. Warum hatte sie nicht eher daran gedacht? Es sah ihm so ähnlich, all seine zusätzliche Zeit – all diese gestohlenen Augenblicke – mit ihr zu verbringen, bevor er sie verließ, um seine Pflicht zu erfüllen.
Wenn er sie nur nicht zurücklassen würde, um Voldemort allein zu bekämpfen ... er hatte versprochen, nichts Unüberlegtes zu tun. Er hatte es versprochen!
Sie schob ihren Stuhl zurück und ließ die Bücher auf dem Tisch verstreut zurück, während sie zum Fenster rannte. Nachdem sie sich für diesem Abend von Harry entschuldigt hatte, hatte er angekündigt, zu Hagrid zu gehen. Tatsächlich hatte er zuerst diesen Gesichtsausdruck eines enttäuschten kleinen Jungens aufgesetzt, der ihre Meinung beinahe änderte. Möge Merlin ihr beistehen, wenn sie jemals das ganze Ausmaß seines Charmes erfassen sollte. Am Ende war sie jedoch standhaft geblieben und hatte ihm gesagt, dass sie Schulaufgaben machen musste.
Warum ihre Mum darauf bestand, dass Ginny sich auf die Prüfungen am Schuljahresende vorbereiten sollte, ging über ihren Verstand. Üblicherweise veranstaltete das Ministerium die Prüfungen für alle Schüler, die zu Hause unterrichtet wurden, doch es war nicht so, als funktionierte das Ministerium noch normal heutzutage.
Versuch aber mal, das ihrer Mum beizubringen. In Wirklichkeit hatte Ginny tiefere Motive dafür, den Schulstoff ihres sechsten Jahres zu vervollständigen. Wenn sie ihn erfolgreich bewältigte, würde sie in derselben Position wie das Trio sein und vielleicht konnten sie alle zusammen zu ihrem letzten Jahr zurückkehren – nachdem Voldemort beseitigt war. Ginny klammerte sich an diesen Traum wie an einen Talisman. Die Alternative war zu herzzerreißend, um sie auch nur in Erwägung zu ziehen.
Sie schüttelte den Kopf, um die dunklen Gedanken zu verscheuchen, die sie zu überwältigen drohten, und lugte aus dem Fenster. Sie konnte ein fahles Licht in Hagrids Hütte brennen sehen. Vielleicht unterhielt Harry sich noch mit seinem Freund ... oder vielleicht verabschiedete er sich insgeheim. Ginny gab alle Hoffnung auf, mit dem Lernen fortzufahren, und entschied, Ron und Hermine suchen zu gehen und sie mit zu Hagrid zu schleppen. Vielleicht konnten sie alle zusammen versuchen, Harry zu überzeugen, dass sie Voldemort gemeinsam gegenübertreten mussten – dass er es nicht allein durchziehen konnte.
Sie verließ den leeren Gemeinschaftsraum und eilte die Vordertreppe hinunter. Im dritten Stock durchstreifte sie die verlassenen Korridore, bis sie einen Besenschrank hinter einer Ritterrüstung erreichte.
Leicht keuchend schlang sie ihren Arm um ihren Bauch, während sie nach Luft schnappte. Sie hatte keine Zeit für die Schwächen ihres Körpers. Die Tür
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