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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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braucht, is’ Gesellschaft. Wenn ich nur wüsste, dass jemand weitermacht und versucht, ihm ’n bisschen zu helfen … ihm was beibringt, versteht ihr?«
    Harry sagte nichts, sondern wandte sich um und blickte auf die gigantische Gestalt, die da schlafend vor ihnen am Boden lag. Im Gegensatz zu Hagrid, der einfach wie ein zu großer Mensch aussah, wirkte Grawp seltsam missgestaltet. Was Harry für einen gewaltigen moosbewachsenen Felsblock links von dem großen Erdhügel gehalten hatte, war, wie er jetzt erkannte, Grawps Kopf. Er war im Verhältnis zum Körper viel größer als ein menschlicher Kopf, fast vollkommen rund und bedeckt mit dichten, farnfarbenen Locken. Der Rand eines einzigen großen fleischigen Ohrs war auf dem Kopf zu erkennen, der, ganz ähnlich dem von Onkel Vernon, direkt auf den Schultern zu sitzen schien, ohne oder mit nur wenig Hals dazwischen. Der Rücken unter einem, wie es aussah, schmutzigen braunen Kittel aus grob zusammengenähten Tierfellen war sehr breit; und während Grawp schlief, schienen sich die losen Säume der Felle ein wenig zu spannen. Die Beine waren unter den Körper gezogen. Harry konnte die Sohlen mächtiger, schmutziger, bloßer Füße sehen, groß wie Schlitten, einer über dem anderen auf den erdigen Waldboden gelegt.
    »Du willst, dass wir ihn unterrichten«, sagte Harry mit hohler Stimme. Er begriff jetzt, worum es bei Firenzes Warnung gegangen war. Sein Versuch gelingt nicht. Er täte besser daran, ihn aufzugeben . Natürlich hatten die anderen Geschöpfe, die im Wald lebten, Hagrids fruchtlose Versuche mitbekommen, Grawp Englisch beizubringen.
    »Ja – und wenn ihr nur ’n bisschen mit ihm redet«, sagte Hagrid hoffnungsvoll. »Weil, ich schätz ma’, wenn er mit Leuten reden kann, dann versteht er besser, dass wir ihn alle wirklich gern haben und wollen, dass er hierbleibt.«
    Harry sah zu Hermine hinüber, die durch die Finger vor ihrem Gesicht zurückspähte.
    »Da wünscht man sich irgendwie Norbert zurück, oder?«, sagte er und sie antwortete mit einem recht zittrigen Lachen.
    »Ihr macht’s also?«, fragte Hagrid, der offenbar nicht verstanden hatte, was Harry eben gesagt hatte.
    »Wir …«, erwiderte Harry, gebunden durch sein Versprechen, »wir werden’s versuchen, Hagrid.«
    »Wusst ich doch, dass ich auf euch zählen kann, Harry«, sagte Hagrid, strahlte ihn mit verdächtig feuchten Augen an und betupfte sich erneut das Gesicht mit seinem Taschentuch. »Un’ ich will nich, dass ihr euch zu sehr da reinhängt, sozusagen … ich weiß, ihr habt Prüfungen … wenn ihr vielleicht nur einmal die Woche kurz in eurem Tarnumhang hier runterschaut und ’n Pläuschchen mit ihm haltet. Ich weck ihn mal – damit ich euch vorstellen kann –«
    »Wa… – nein!«, rief Hermine und sprang auf. »Hagrid, nein, weck ihn nicht, wirklich, das ist nicht –«
    Aber Hagrid war bereits über den großen Baumstamm vor ihnen gestiegen und ging auf Grawp zu. Als er noch ungefähr drei Meter von ihm entfernt war, hob er einen langen abgebrochenen Ast vom Boden auf, lächelte Harry und Hermine über die Schulter beruhigend zu und versetzte dann Grawp mit der Astspitze einen harten Stich mitten in den Rücken.
    Der Riese ließ ein Brüllen hören, das rundum im stillen Wald widerhallte. In den Baumwipfeln stoben zwitschernd Vögel von ihren Plätzen auf und flogen davon. Unterdessen erhob sich vor Harry und Hermine der gigantische Grawp, und der Boden erbebte, als er sich mit gewaltiger Hand darauf abstützte, um sich auf die Knie zu stemmen. Der Riese wandte den Kopf, um zu sehen, wer und was ihn gestört hatte.
    »Alles klar, Grawpy?«, sagte Hagrid mit gespielt fröhlicher Stimme und wich zurück, den langen Ast erhoben und bereit, Grawp noch einmal damit zu stechen. »Hast ’n schönes Nickerchen gemacht, ja?«
    Harry und Hermine zogen sich zurück, so weit sie konnten, ohne den Riesen aus dem Blick zu verlieren. Grawp kniete zwischen zwei Bäumen, die er noch nicht entwurzelt hatte. Sie blickten hoch in sein verblüffend großes Gesicht, das einem grauen Vollmond ähnelte, der im Dämmer der Lichtung schwebte. Es schien, als ob die Gesichtszüge in einen großen steinernen Ball gemeißelt worden wären. Die Nase war stummelig und formlos, der Mund schief und voll ungestalter gelber Zähne, groß wie halbe Backsteine; die Augen, klein für einen Riesen, waren von einem trüben, grünlichen Braun und vom Schlaf noch halb verklebt. Grawp hob die schmutzigen Knöchel,

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