Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
ein unzuverlässiges Stück Dreck bist.«
»Und warum zur Hölle werd ich dann von Hauselfen gejagt? Oder geht’s mal wieder um diese Kelche? Ich hab keine mehr übrig, sonst könntest du sie haben –«
»Es geht auch nicht um die Kelche, aber du kommst der Sache schon näher«, sagte Harry. »Halt den Mund und hör zu.«
Es war ein wunderbares Gefühl, etwas zu tun zu haben, von jemandem einen kleinen Teil der Wahrheit verlangen zu können. Harrys Zauberstab war nun so nahe an Mundungus’ Nasenrücken, dass Mundungus nach innen schielte, um ihn im Blick behalten zu können.
»Als du alles Wertvolle aus diesem Haus eingesackt hast«, begann Harry, aber Mundungus unterbrach ihn.
»Sirius war dieser ganze Plunder nie wichtig –«
Trappelnde Schritte waren zu hören, glänzendes Kupfer blitzte auf, ein Scheppern ertönte und ein Schmerzensschrei: Kreacher war auf Mundungus losgestürmt und hatte ihm einen Kochtopf an den Kopf geknallt.
»Ruf ihn zurück, ruf ihn zurück, der gehört eingesperrt!«, schrie Mundungus und duckte sich, als Kreacher den schwerbödigen Topf erneut hob.
»Kreacher, nein!«, rief Harry.
Kreachers dünne Arme zitterten unter dem Gewicht des Topfes, den er nach wie vor emporhielt.
»Vielleicht nur noch ein Mal, Meister Harry? Das bringt Glück!«
Ron lachte.
»Wir brauchen ihn bei Bewusstsein, Kreacher, aber wenn wir ihm auf die Sprünge helfen müssen, dann kannst du ihm die Ehre erweisen«, sagte Harry.
»Vielen Dank, Herr«, sagte Kreacher mit einer Verbeugung, und er trat ein wenig zurück, die großen blassen Augen immer noch hasserfüllt auf Mundungus gerichtet.
»Als du alle Wertgegenstände aus diesem Haus geholt hast, die du finden konntest«, begann Harry erneut, »hast du einiges aus dem Küchenschrank mitgenommen. Da war ein Medaillon dabei.« Harrys Mund war plötzlich trocken. Er konnte spüren, dass auch Ron und Hermine angespannt und aufgeregt waren. »Was hast du damit gemacht?«
»Warum?«, fragte Mundungus. »Is’ es wertvoll?«
»Du hast es immer noch!«, rief Hermine.
»Nein, hat er nicht«, sagte Ron gewieft. »Er fragt sich nur, ob er nicht mehr Geld dafür hätte verlangen sollen.«
»Mehr?«, sagte Mundungus. »Das wär verdammt noch mal nicht schwierig gewesen … zum Teufel, ich hab’s verschenkt, kapiert? Blieb mir nichts anderes übrig.«
»Was soll das heißen?«
»Ich hab grade in der Winkelgasse verkauft, da kommt so ’ne Frau auf mich zu un’ fragt mich, ob ich ’ne Lizenz für den Handel mit magischen Artefakten hab. Miese Schnüfflerin. Wollt’ mir ’n Bußgeld aufbrummen, aber sie hatte ’n Auge auf dieses Medaillon geworfen, un’ sie meinte, sie würd es nehmen und mich diesmal noch laufen lassen, un’ ich könnt von Glück reden.«
»Wer war diese Frau?«, fragte Harry.
»Keine Ahnung, irgend’ne Sabberhexe vom Ministerium.«
Mundungus überlegte kurz mit gerunzelter Stirn.
»Kleine Frau. Haarschleife oben auf’m Kopf.«
Er schaute finster drein, dann fügte er hinzu: »Sah aus wie ’ne Kröte.«
Harry ließ seinen Zauberstab fallen: Er traf Mundungus an der Nase und sprühte rote Funken in seine Augenbrauen, die Feuer fingen.
»Aguamenti!« , schrie Hermine, und ein Wasserstrahl schoss aus ihrem Zauberstab, der den prustenden und würgenden Mundungus überflutete.
Harry blickte auf und sah sein Entsetzen in den Gesichtern von Ron und Hermine widergespiegelt. Die Narben auf seinem rechten Handrücken schienen erneut zu brennen.
Magie ist Macht
Der August zog sich hin, der ungepflegte Flecken Gras in der Mitte des Grimmauldplatzes verdorrte in der Sonne und wurde spröde und braun. Niemand aus den benachbarten Häusern bekam die Bewohner von Nummer zwölf je zu Gesicht, auch das Haus selbst nicht. Die Muggel, die am Grimmauldplatz lebten, hatten sich schon seit langem mit dem komischen Fehler in der Nummerierung abgefunden, durch den Nummer elf neben Nummer dreizehn stand.
Und doch lockte der Platz nun kleine Besuchergruppen an, die diese Eigentümlichkeit offenbar höchst faszinierend fanden. Kaum ein Tag verging, ohne dass ein, zwei Leute zum Grimmauldplatz kamen, die dem Anschein nach nichts anderes im Sinn hatten, als sich an das Gitter gegenüber von Nummer elf und dreizehn zu lehnen und die Verbindungsstelle zwischen den beiden Häusern zu beobachten. Nie kam es vor, dass zwei Tage hintereinander dieselben Leute herumlungerten, doch hegten sie offenbar alle die gleiche Abneigung gegen normale Kleidung.
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