Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
Die meisten Londoner, die an ihnen vorbeigingen, waren an exzentrisch gekleidete Leute gewöhnt und nahmen kaum Notiz von ihnen, mochte auch der ein oder andere gelegentlich kurz zurückblicken und sich fragen, wie jemand in dieser Hitze so lange Umhänge tragen konnte.
Das Aufpassen schien für die Beobachter wenig befriedigend zu sein. Manchmal schrak einer von ihnen auf und wollte erregt losstürmen, als ob er endlich etwas Interessantes erspäht hätte, lehnte sich dann aber nur mit enttäuschtem Gesicht wieder zurück.
Am ersten Septembertag lungerten noch mehr Leute als sonst auf dem Platz herum. Ein halbes Dutzend Männer in langen Umhängen standen stumm und aufmerksam da und starrten wie immer auf die Häuser Nummer elf und dreizehn, doch das, worauf sie warteten, schien nach wie vor nicht greifbar. Als der Abend anbrach und zum ersten Mal seit Wochen einen unerwarteten kalten Regenschauer mit sich brachte, trat wieder einer jener unerklärlichen Momente ein, in denen es so aussah, als hätten sie etwas Interessantes entdeckt. Der Mann mit dem verzerrten Gesicht deutete auf etwas, und der ihm am nächsten stehende Gefährte, ein dicklicher, bleicher Mann, wollte schon losstürmen, doch einen Augenblick später waren sie wieder entspannt und gaben sich mit frustrierten und enttäuschten Mienen erneut ihrem Nichtstun hin.
Unterdessen hatte Harry in Haus Nummer zwölf gerade die Eingangshalle betreten. Er hatte fast das Gleichgewicht verloren, als er auf die oberste Stufe direkt vor der Haustür appariert war, und dachte, dass die Todesser vielleicht einen Blick auf seinen kurz sichtbaren Ellbogen erhascht hatten. Er schloss die Tür sorgfältig hinter sich ab, zog den Tarnumhang aus, warf ihn sich über den Arm und eilte mit einem gestohlenen Tagespropheten in der Hand durch die düstere Halle auf die Tür zu, die in den Keller führte.
Wie üblich empfing ihn das leise geflüsterte »Severus Snape?« , der kalte Wind fegte über ihn hinweg, und seine Zunge rollte sich für einen Moment zusammen.
»Ich habe Sie nicht getötet«, sagte er, sobald sich seine Zunge wieder gelöst hatte, dann hielt er den Atem an, als die staubige Zaubergestalt zerbarst. Er wartete, bis er die Treppe zur Küche halb hinunter war, außer Hörweite von Mrs Black und weg von der Staubwolke, dann rief er: »Ich hab Neuigkeiten und die werden euch nicht gefallen.«
Die Küche war kaum wiederzuerkennen. Sämtliche Flächen blitzten: Kupfertöpfe und -pfannen waren poliert worden und hatten einen rosigen Glanz angenommen, die Platte des Holztisches funkelte, die Kelche und Teller, die schon zum Abendessen bereitstanden, glitzerten im Schein eines munter lodernden Feuers, auf dem ein Kessel köchelte. Doch nichts im Raum hatte sich so drastisch verändert wie der Hauself, der nun auf Harry zugeeilt kam; er war in ein schneeweißes Handtuch gekleidet, sein Ohrenhaar war sauber und flauschig wie Watte, und an seiner schmächtigen Brust baumelte das Medaillon von Regulus.
»Schuhe ausziehen, wenn ich bitten darf, Meister Harry, und Hände waschen vor dem Abendessen«, krächzte Kreacher, nahm den Tarnumhang und schlurfte davon, um ihn an einen Haken an der Wand zu hängen, neben eine Reihe altmodischer, frisch gewaschener Umhänge.
»Was ist passiert?«, fragte Ron besorgt. Er und Hermine hatten gerade über einem Haufen handgeschriebener Notizen und selbst gezeichneter Karten gebrütet, die an einem Ende des langen Küchentisches herumlagen, doch nun beobachteten sie Harry, der mit großen Schritten auf sie zukam und die Zeitung auf ihre verstreuten Pergamentblätter warf.
Das große Bild eines altbekannten, hakennasigen, schwarzhaarigen Mannes starrte zu ihnen herauf, und die Schlagzeile darüber lautete:
SEVERUS SNAPE ALS SCHULLEITER VON HOGWARTS BESTÄTIGT
»Nein!«, sagten Ron und Hermine laut.
Hermine war am schnellsten; sie schnappte sich die Zeitung und begann den dazugehörigen Bericht laut vorzulesen.
»Severus Snape, langjähriger Lehrer für Zaubertränke an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei, wurde heute zum Schulleiter ernannt, als wichtigste einer ganzen Reihe von personellen Veränderungen an der altehrwürdigen Schule. Nach dem Rücktritt der früheren Muggelkundelehrerin wird Alecto Carrow den Posten übernehmen, während ihr Bruder Amycus die Stelle des Professors für Verteidigung gegen die dunklen Künste einnimmt.
›Dies ist eine willkommene Gelegenheit für mich, die großen Traditionen und
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