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Harte Schule

Harte Schule

Titel: Harte Schule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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kein Handy?«
    »Doch, aber die Karte ist leer.«
    »Wie viel ist es diesmal?«
    »Du kriegst dein Geld, ich schwör. Aber jetzt hab ich Stress wegen was anderem. Ich fliege von der Schule, und meine Mutter kriegt fett die Krise. Jemand hat die Mathetests aus dem Fenster geworfen, und jetzt sagen die, ich war’s. Weil mein Test fehlt als Einziger.«
    »Scheiße!«
    Steffi zappelte. »Aber ich war’s nicht, ich schwör. Ich bin doch nicht behindert. Zeller sagt, ich hätte eine sechs, aber er lügt, weil ich hatte voll ein gutes Gefühl nach dem Test.« Sie schaute mich mit dem klarsten meerblauen Blick an, den ein vierzehnjähriges Mädchen draufhat. »Aber wer glaubt mir schon? Ich bin ja bloß so ein Fickfehler von meiner Mutter, die wo in einem Kaufhaus schafft. Und da hab ich mir gedacht: Wenn du zum Direx gehen würdest und ihm sagst, dass ich bei dir übernachtet habe … .«
    »Ich fürchte, die glauben dann ganz was anderes.«
    »Aber das ist doch voll normal, dass man bei einer Freundin übernachtet. Du bist doch nicht lesbisch oder so.«
    »Wäre nicht deine Mutter viel besser geeignet, dir ein Alibi zu geben?«
    Steffi klimperte mit den Münzen. »Also, die war … die war nicht da. Und sowieso, wenn die Bullen bei meiner Mutter aufkreuzen, dann hab ich vierlagig den Stress und so.«
    Ich bedachte, dass ich an Steffis misslicher Lage schuld war, auch wenn ich mir nicht erklären konnte, warum ausgerechnet ihr Test abhandengekommen war, machte Isolde versteckte Zeichen zu bleiben, wo sie war, und begab mich mit Steffi in die Schule.
    Das Lehrerzimmer stand offen. Ein kurzbeiniger Mann in grauem Kittel fegte die Holzsplitter zusammen. Was Hausmeister Treiber an den Beinen fehlte, hatte er in den Armen. Dem hätte ich gestern nicht im Dunkeln begegnen wollen.
    Steffi platzte ins Vorzimmer des Rektors und herrschte die Sekretärin an: »Ich muss zum Direx, sofort.«
    Frau Bluthaupt hob nicht mal die Augen von ihrer Zettelwirtschaft auf dem Tisch. Ihre mentale Abwesenheit änderte sich schlagartig, als ich auf Otters Bürotür zusteuerte und die Hand an die Klinke legte.
    »Da könnet Se jetz fei net nei!«
    Ich klinkte die Tür auf. Die beiden Jungbullen drehten sich auf ihren Stühlen um. Otter fuhr hinter seinem Tisch hoch. »Was soll denn das!?«
    »Ich muss was sagen«, stolperte Steffi hinterdrein. »Das heißt, die Frau Nerz muss Ihnen was sagen. Ich war es nämlich nicht, die wo ins Lehrerzimmer eingebrochen ist, ich schwör. Der Zeller will mir nur eins auswischen.«
    Die beiden Polizisten machten neutrale Gesichter. Ot ter quetschte sich hinter seinem Tisch hervor und drängelte uns ins Vorzimmer zurück. »Nachher. Wie heißt du?«
    »Steffi Bach!«
    »Nachher, äh Steffi, nachher, in der großen Pause.«
    »Aber …«
    Da öffnete sich die Tür, und Isolde trat ein, zusammen mit einer Frau Mitte vierzig, die aussah wie den wilden Siebzigern entstiegen: Schlaghosen, taillierte Wildlederjacke mit Fransen, schwarze Augen, das lange Haar in der Mitte gescheitelt. Isolde stellte sie souverän als Mechthild Ungerer vor, die Schwester von Jürgen Marquardt, extra aus München angereist. Otter drückte sein Beileid aus und rieb sich die Hände. Steffi verschluckte ihren Protest. Frau Bluthaupt glotzte.
    »Frau Ungerer«, erklärte Isolde, »will die Sachen von ihrem Bruder abholen.«
    »Ach so, ja«, sagte Otter. »Frau Bluthaupt, würden Sie bitte …«
    Frau Bluthaupt sah aus, als sei das eine Zumutung. Frau Ungerer schien den Tränen nahe. Isolde mutmaßte, dass Marquardts Sachen im Lehrerzimmer seien, und nahm die Schwester am Ellbogen. »Kommen Sie.«
    Ich folgte. »Die Polizei hat wahrscheinlich das meiste in Verwahrung. Der Rektor ist momentan leider überfordert, denn gestern Nacht wurde im Lehrerzimmer eingebrochen.«
    »Aber ich war’s nicht!«, sagte Steffi anhänglich wie Kaugummi.
    »Meine Kollegin Lisa Nerz«, sagte Isolde zu Mechthild Ungerer an der Schwelle zum Lehrerzimmer.
    Ich schüttelte eine krampfige Hand. »Und das ist Stef fi Bach, eine Schülerin Ihres Bruders.«
    Steffi gab artig die Hand. »Das mit Jürgen tut mir voll leid. Der war okay. Ich hab immer gesagt, ihr müsst ihm nur richtig zuhören, der hat fett was drauf, ich schwör. Der wusste vierlagig Bescheid über den Satan und so. Ich finde den Satan tierst interessant.«
    Mechthild Ungerer nickte unglücklich.
    Isolde betrat das Lehrerzimmer ohne jede Skrupel. Ei ne Lehrerin saß über eine Kladde gebeugt, den mageren Arm

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