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Harte Schule

Harte Schule

Titel: Harte Schule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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einem Schwulenclub in der Wörrishofener Straße mit Minderjährigen gesehen. Es gibt einen weiteren Augenzeugen … äh, das nur zu deiner Information.«
    Krk feixte.
    »Er ist Staatsanwalt«, sagte ich.
    »Soso, auch das noch?«
    Christoph Weininger stöberte ich telefonisch in der Landespolizeidirektion auf. Er klang nach Überstunden, viel Kaffee und noch mehr Zigaretten.
    »Die Sitte war meines Wissens schon zweimal im Club«, erklärte er, »aber sie haben nie Minderjährige angetroffen. Der Club muss ein exzellentes Frühwarnsystem haben. Vielleicht bewilligt man der Sitte jetzt endlich einen V-Mann. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Den Bollach wird man dort bestimmt nicht noch einmal erwischen.«
    »Vergiss den Kultusminister. Wir haben ein Motiv im Schulhofmord. Otter fickt im Club seine eigenen Schüler. Knöpft euch mal Jöran Fischer vor. Wenn Marquardt seinem Rektor draufgekommen ist, dann ist das nicht mehr nur ein Fall für die Sitte.«
    »Erzähl du mir nichts«, sagte Christoph. »Es gibt kei nen Grund, an der Aussage Otters zu zweifeln, dass er den Dienstagabend daheim bei Frau und Kind verbracht hat. Seine Frau hat’s bestätigt.«
    »Na!«
    »Außerdem haben wir eine viel heißere Spur. Dabei spielt der Schlüssel zum hinteren Schulhof eine Rolle.«
    »Das spricht doch gerade für Otter.«
    »Oder einen Schüler. Seit drei Jahren verfügt die Schule über den Sportplatz hinter der Turnhalle. In den Hohlstunden dürfen sich die Schüler im Rektorat den Schlüssel gegen Unterschrift bei Frau Bluthaupt abholen, wenn sie dort kicken wollen. Doch unlängst hat man dort die Buben mal kicken sehen, obgleich Frau Bluthaupt erkrankt war. Ein aufstrebender junger Kollege von mir hat sich die Mühe gemacht, Turnlehrer, Hausmeister und Schüler so lange im Kreis herum zu befragen, bis sich herausstellte, dass einer der Schüler sich einen Nachschlüssel angefertigt hat. Aber nichts darüber in deiner Zeitung. Es ist noch nicht offiziell. Der Schüler heißt Marko Vasiljevic. Sein Vater betreibt in Münster eine Schusterei mit Schlüsseldienst. In seiner Werkstatt befinden sich außerdem jede Menge langer spitzer Nadeln, Schusterahlen.«
    »Habt ihr ihn schon festgenommen?«
    »Wir sind hart dran. Aber Freitagnacht, da sind die Kids alle ausgeflogen.«
    »Meinst du nicht, ihr solltet euch mehr um die Faschos kümmern, die vor dem Besen rumlungern? Die sind wirklich gewaltbereit.«
    »Danke für den Tipp, aber die sind uns bekannt. Zweie gehen aufs PHG, die andern beiden auf die Realschule am Hallschlag. Zwei weitere verbüßen derzeit eine Haftstrafe.«
    »Wegen der Sache an der Reinhold-Mayer-Brücke, nicht wahr?«
    »Hm.«
    »Auch da hatte Marquardt seine Finger drin«, sagte ich. »Er hat Heiner Berg zu einem Geständnis und Verrat am Kumpel überredet. Außerdem galt Marquardt als Türkenfreund und war schwul.«
    »Politische Taten sehen anders aus.«
    »Ha!«, sagte ich. »Anschläge auf Obdachlose und Schwule sind nicht politisch!«
    Krk nickte heftig.
    »Hier handelt es sich um simple Rache«, legte ich nach.
    »Und warum erst jetzt?«, fragte Christoph. »Der Prozess liegt ein Jahr zurück. Heiner Berg kommt bei guter Führung noch dieses Jahr raus.«
    »Wer hat euch denn da wieder ausgeredet, im rechten Milieu zu ermitteln?«
    »Staatsanwältin Meisner ist nun wirklich nicht blind auf dem rechten Auge«, antwortete Christoph mit angelegtem Kinn. »Du kannst sicher sein, dass wir in alle Richtungen ermitteln. Ich zumindest.«
    »Und die EKHK Beckstein?«
    »Da musst du sie schon selber fragen.«
    Krk verabschiedete sich mit einem kitzligen Bruderküsschen. »Ein reizender Abend.«
    Ich fiel halb tot ins Bett. Die Batterie hatte nicht mal genug Energie, mich mit Schreckensbildern vom Kartoffelkeller am Einschlafen zu hindern. Aber schon um halb drei saß ich wieder senkrecht im Bett. Das Telefon jaulte. Am andern Ende herrschte Bürogeklapper. Ich musste mich – das Herz schon in den Kniekehlen – vergewissern, dass es draußen tatsächlich noch stockfinster war. Nein, ich hatte keinen Dienst verschnarcht.
    »Ich bin’s. Hast du schon geschlafen? Du, hör mal …«
    »Woher hast du meine Privatnummer?«
    »Aus dem Telefonbuch.«
    Gelogen. Da stand ich nicht drin.
    »Du, hör mal«, zappelte die Stimme, »ich steck voll in der Kacke. Du hast doch nicht wirklich schon geschlafen?«
    »Komm zur Sache, Steffi.«
    »Ich kann nichts dafür. Der, wo mit dem ich in die Müllstation wollte – die Disko,

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