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Harte Schule

Harte Schule

Titel: Harte Schule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Hand von meinem Knie. Er nahm Krk die Garantie, die er gab, ab. Im Tausch gegen mein Geschlecht bot Krk ihm stillschweigend Stillschweigen an.
    »Prost!«, rief Bollach. Die Sektgläser klirrten traulich im geleerten Gewölbe. Otter schwitzte. Der Referent blieb ernst. Der Schwarze lächelte. Der Champagner schäumte mir die Kehle hinauf statt hinunter. Bollach schwadronierte die minderjährigen Buben zu Greisen und philosophierte über moralischen Liberalismus. Als ich so weit war, uns vor die Füße zu kotzen, schlug Krk uns endlich einen Weg durch das Gestrüpp unausgesprochener Bestechlichkeit hinaus aus dem Gewölbe. Man ließ uns tatsächlich gehen. Wir stolperten durch den Kartoffelkeller die endlose Treppe hinauf.
    Doch mein innerer Triumphübermut erwies sich als voreilig. Im Raum hinter der Treppentür nahmen uns die Zwillingskiller in Empfang und drehten uns die Arme auf den Rücken. Die Blumenvase auf dem Tischchen schwankte champagnerschaumig. Der glatzköpfige Frisör lächelte nicht mehr und fasste mir zwischen die Beine.
    »Das ist aber gar nicht schön«, bemerkte er. »Und was ist das?«
    Einer der bulligen Zwillinge hatte in Krks Jackett eine kleine elektronische Kamera gefunden.
    »Das ist eine Lomo«, sagte Krk.
    Der Frisör warf sie gegen die Wand. »Das war eine Lo mo. Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Und du …« Er wandte sich an mich. »Für welches Revolverblatt schreibst du? Du findest das wohl besonders amüsant? Aber das Lachen wird dir schon noch vergehen.«
    »Ich bin hier mit Wissen und Billigung meines Chefredakteurs.«
    »So? Das wird deinem Chefredakteur eine Lehre sein.«
    Ich fragte mich, ob ich schon lange genug beim Anzeiger war, dass sie mir einen Nachruf schrieben.
    »Was regst du dich auf?«, sagte Krk mit gepresster Ruhe wegen des armdrehenden Bullen in seinem Rü cken. »Mein Chef schafft alle seine Gäste hierher. Ich werde doch nicht meinen Job aufs Spiel setzen.«
    Der Frisör überlegte. »Und diese junge Dame hier wollte auch nur mal richtige Männer kennenlernen? Nun, wenn ich es mir recht überlege, das kann sie haben.«
    Mit einer Kinnbewegung setzte er unsere beiden Wächter und damit uns in Bewegung.
    Draußen herrschte klirrende Dunkelheit eingekastelt zwischen turmhohen Hinterhauswänden. Die Kälte ernüchterte schlagartig. Der Kerl in meinem Rücken zog den Polizeigriff an. Mir schäumte erneut der Champagner die Gurgel hinauf. Wenn ich stolperte, konnte der Killer gar nicht anders, als mir die Schulter auskugeln. Freilich, warum sollte ich stolpern?
    »Feuer!«, schrie ich. Es hallte mächtig die Rückfassa den hinauf.
    »Feuer!«, brüllte auch Krk.
    Plötzlich waren wir unsere Bullen los, taumelten gegeneinander und rissen uns gegenseitig an den Jacken Richtung Ausgang auf die Straße. Dort strebte ich nach rechts und Krk nach links. Diesmal war er stärker. Er zog mich durch einen Dreierpack herumstehender Männer zur Wendeplatte der Wörrishofener Straße, die von der Straße am Bahndamm, auf der heller Verkehr flutete, nur durch einen Fußweg getrennt war.
    »Wir müssen«, keuchte ich, »sofort die Polizei rufen.«
    »Sinnlos«, hustete Krk und zerrte mich zu einem roten Geschoss der Marke Schnellstart mit Cockpit-Armaturen und Freisprechanlage, das am Straßenrand parkte. Er musste erst einmal den Teer seines verpfuschten Lebens aus den Bronchien husten, ehe er starten konnte. »Bis die Bullen da sind, ist der Laden geräumt. Ich denke, jetzt ist eine kleine Dienstreise dringend angesagt.«

10
     
    Ich überließ Krk das Kaffeemachen in meiner Küche und nahm das Telefon aufs Knie. Zuerst Elsäßer. Er hatte Gäste im Hintergrund und klang nach Dunhillpfeife und Cognac. Er schien schon ernüchtert, bevor ich alles ausgeplaudert hatte.
    »Wir reden am Montag darüber«, sagte er ungehalten.
    »Aber …«
    »Kein Aber. Gute Nacht.«
    Krk stellte mir den Kaffeebecher hin und fläzte sich breitbeinig auf den Stuhl mir gegenüber. »Also doch verreisen.«
    Ich wählte Richards Privatnummer. Es meldete sich der Anrufbeantworter. Wahrscheinlich wollte sich das Original nur wieder mal nicht beim Hören des Wohltemperierten Klaviers stören lassen.
    »… sprechen Sie bitte nach dem Pfeifton.«
    Ich hatte wie üblich schon vor dem Pfeifton angefangen. Krk grinste.
    »Hallo, Richard … äh, ich habe heute Abend, also Freitagabend, den dritten Februar, Kultusminister Bol lach, einen unbekannten mutmaßlichen Beamten und Otter, den Rektor des PHG, in

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