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Harte Schule

Harte Schule

Titel: Harte Schule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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wenn du jetzt behauptest, er habe dich bestechen wollen.«
    »Wir haben doch noch den Motor-Magazin - Fotografen als unabhängigen Zeugen gegen Bollach.«
    Richard hob schnell den Blick. »Ist das nicht dein Ex-Liebhaber?«
    »Wer weiß das schon?«
    »Ich weiß es. Du vergisst, dass deine Methoden nicht die meinen sind. Eine Ermittlungsakte, in der es dunkle Punkte gibt, ist im Prozess keinen Pfifferling wert.«
    Ich wünschte, dass es draußen endlich hell würde. Ich gierte nach Helligkeit. Richard zündete sich eine Zigaret te an und inhalierte. Ich verstand seinen Frust. Über Otter hätte er Bollach vielleicht noch gekriegt. Aber Otter war tot. Das Verbindungsglied zwischen Schülerpornos und dem Kultusminister war gerissen. Krk war als Zeuge unbrauchbar. Jöran konnte sich auf einen Flirt mit dem Staatsanwalt rausreden. Die Schlinge, die Richard für Bollach und TVCinema ausgelegt hatte, war markiert. In diese Falle tappte keiner mehr. In die Ermittlungen zu dem Mord an Marquardt konnte er sich nicht einmischen. Staatsanwältin Meisner musste gar nicht mit drinhängen, um auf die Manipulationen reinzufallen, die EKHK Beckstein an den Akten im Sinne Fuhrs vornahm. Beckstein verdächtigte Richard bereits der Konspiration mit mir. Wenn Persephone ihrem Vater von der Gesprächsrunde im Besen berichtet hatte, dann wusste Fuhr, dass Richard gegen ihn ermittelte. Auch wenn der Generalstaatsanwalt Richard mit diesen schmutzigen hausinternen Ermittlungen beauftragt haben mochte, angesichts des jetzt drohenden öffentlichen Interesses musste er sich distanzieren. Dem konnte Richard nur zuvorkommen, wenn er mich eigenhändig opferte. Auf dem Korkenzieher in Bollachs Sesselfalte befanden sich meine Fingerabdrücke. Es wäre nicht das erste Mal, dass man jemanden vor Gericht stellte, ohne Klarheit über das Mordmotiv zu haben.
    Das Telefon klingelte. Richard killte die Kippe und nahm ab. Auf seinem Gesicht erschien finsteres Erstaunen. Als er auflegte, sah er aus wie einer, der sich eine Unverschämtheit nicht gefallen lassen würde.
    Er schob mich ins Sekretärinnenzimmer bis ans Fenster und sagte: »Da ist die Kaffeemaschine, da sind Filter. Und dann setz dich an den Computer und halt die Klap pe.« In der Tür zu seinem Büro drehte er sich noch mal um. »Und mach dich ein bisschen hübsch. Verstanden?«
    Nein, aber ich füllte die Kaffeemaschine. Wie stellte er sich das vor? Glaubte er, ich trüge das Dutzend-Döschen Make-up mit mir herum, das ich brauchte, um mich halbwegs zivil zu gestalten? Und wozu? Konnte er sich nicht klarer ausdrücken? Und überhaupt: Was würde Frau Kallweit dazu sagen, wenn sie mich auf ihrem Stuhl vorfand? Dann begriff ich plötzlich.
    Als die beiden Schutzpolizisten ins Vorzimmer traten, stand ich halb hinter der offenen Schranktür vor dem Spiegel über dem Waschbecken und malte mir die Lippen mit dem fürchterlich roten Stift an, den ich in Kallweits Schublade gefunden hatte.
    »Guten Morgen«, nuschelte einer der Bullen.
    Ich winkte und deutete auf Richards Tür, die Augen fest in den Spiegel auf das Karmesinrot geheftet, das unter meiner Nase bösartig aufflammte. Kaum waren die Polizisten eine Tür weiter, warf ich den altersschwachen Computer auf dem Tisch an und verteilte Druckbefehle über diverse Dateien. Als die Klinke von Richards Bürotür knirschte und die Polizisten wieder herauskamen, holte ich gerade neues Papier aus einer Schublade tief unterm Tisch.
    »Auf Wiedersehen.«
    Unter der Tischkante hindurch sah ich, wie die Schuhe der Polizisten sich zur Tür hinausbewegten. Ich tauchte wieder auf. Richard stand in seiner Tür und blickte mit zusammengezogenen Brauen auf mich herab.
    Ich stand auf, nahm das Handtuch und wischte mir Kallweits Karmesin aus dem Gesicht.
    »Die verdächtigen doch tatsächlich mich«, bemerkte Richard bass erstaunt, »dass ich dir Unterschlupf gewäh re oder deinen Aufenthalt wüsste!«
    »Wer?«

22
     
    Kriminaloberkommissar Weininger schob die Hände in die Taschen seiner roten Daunenweste, kaum hatte er die Tür hinter sich zugezogen. Richard hieß den Fahnder mehr, als dass er ihn bat, Platz zu nehmen. Christoph beschränkte sich auf die Stuhlkante. »Ich habe Sie rufen lassen …«
    Christoph krümmte die Zehen in seinen Sportschuhen. Solange Richard keinen anderen Ton fand, würde er sei ne Meinung über die Berufsgruppe von Arschlöchern, die sich Staatsanwälte nannten, nicht ändern.
    »… weil ich Sie bitten möchte … Ich möchte, dass

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