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Harte Schule

Harte Schule

Titel: Harte Schule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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duschen«, nörgelte ich.
    »Jetzt komm!« Er packte mich harsch am Arm, schubste mich zur Tür und scheuchte mich die Treppe hinunter. Meinen Schlüssel hatte er in der Manteltasche. Die Haustür schepperte ins Schloss. Wir fuhren mit seinem Mercedes gerade ab, als ein Streifenwagen am Straßenrand anlegte. Richard kurvte auf die Gegenseite und bog in den Gebäudetunnel der Staatsanwaltschaft. Von seinem Bürofenster sah ich, wie die Polizisten ihren Wagen wieder bestiegen. Oma Scheible stand in der Tür.
    »Jetzt werden sie deine Freundin Sally aufschrecken«, bemerkte Richard dicht hinter mir. »Komm bitte weg vom Fenster.« Der sachte Duft von Rasierwasser und Zibet streifte mich.
    »Du glaubst doch nicht, dass ich Otter in die Luft gesprengt habe!«
    »Was ich glaube, ist irrelevant. Mit deinem Artikel hast du ein Jahr Arbeit zunichte gemacht. Nebenbei hätten wir auch Bollach samt Otter letzten Freitag gehabt, wenn du nicht mit diesem Motor-Magazin-Fotografen im Club erschienen wärst.«
    Ich bedachte stumm, dass die Hälfte der Männer in der Wörrishofener Straße dann vermutlich Bullen gewesen waren. »Sag bloß, ihr habt den Club nicht gestürmt, nur weil ich da drin war. Wie rücksichtsvoll.«
    »Ach was!« Richard ließ sich in den Schreibtischstuhl fallen. »Ich bin doch nicht lebensmüde. Meine Freundin mit einem Fotografen in dem Club, in dem wir einen Kultusminister in flagranti ertappen. Das hätte nach Tipp an die Presse ausgesehen. Auf so was wartet Kollege Fuhr doch nur. Am Freitag war es uns zum ersten Mal gelungen, das Frühwarnsystem des Clubs auszubooten. Wir wollten die undichten Stellen bei der Polizei und bei der Staatsanwaltschaft ausloten. Ich musste Elsäßer bit ten, dir den journalistischen Triumph zu verbieten, damit wir eine zweite Chance kriegen.«
    »Hättest du mir gleich gesagt, worum es geht …«
    »Ja, wer bist du eigentlich? Kann ich meiner Arbeit nicht nachgehen, ohne dir jeden meiner Schritte offenzulegen, nur damit du mir kein Bein stellst?!«
    »Immerhin habe ich dir Kontakt zu Jöran Fischer verschafft. So wie du ihn angebaggert hast, glaubt er, dass du ihn schützt, wenn er aussagt.«
    »Lass doch den Quatsch.«
    »Dank deiner geldgestützten Altherrenerotik kann Jöran gar nicht anders, als Vertrauen zu dir zu fassen. So mancher Schwule könnte noch von dir lernen.«
    »Und heute Abend«, sagte Richard, »heute Abend ist er tot. Dank deines Einsatzes wird auch Marko sterben, sobald er hier in Stuttgart ankommt, nämlich morgen.«
    »Aber für den Tod von Otter bin ich nicht verantwortlich, sondern du mit deiner strategischen Zögerlichkeit. Wenn ich nicht gewesen wäre, wären auch noch seine Frau und sein Kind draufgegangen. Was seid ihr nur für feige Arschlöcher. Damen und Bauern werden geopfert, und dann die Rochade, damit euch selbst nichts passiert.«
    Die grünen Punkte sprangen aus Richards Augen. »Du bist …«
    Er schluckte angestrengt. »Wenn der Staatsanwalt einen Formfehler begeht, dann sind die Ermittlungen gescheitert. So ist das Gesetz.«
    »Aber ihr habt doch alles«, sagte ich. »Jöran Fischer wird reden. Dann braucht ihr nur noch die Killer, die sich mit Fahrenheit parfümieren, und ihr habt Bollach. Außerdem habt ihr Fuhr, der zusammenkracht, wenn EKHK Beckstein singt. Wir haben eine aufgeregte Öffentlichkeit und eine Opposition, die nach einem Untersuchungsausschuss schreit. Bollach ist erledigt.«
    »Du Idiot«, sagte er. »Bollach wird doch nicht seine eigene Schwester in die Luft sprengen lassen. Das war er nicht.«
    »Wie haben die überhaupt das Gas zur Explosion gebracht?«, erkundigte ich mich. »Gas explodiert doch nur bei einer Konzentration in der Luft von fünf bis fünfzehn Prozent. Und dazu muss ein Funke her. Wenn es die beiden waren, die am Nachmittag bei Otters angeblich die Heizung neu eingestellt haben, konnten sie keine Kerze aufstellen. Das wäre Frau Otter aufgefallen. Und einen Zeitzünder, den finden die Sachverständigen doch.«
    »Vielleicht sollte es nach Anschlag aussehen«, antwortete Richard. »Du bist erledigt, Lisa. Eine halb verrückte Journalistin, die es mit der Wahrheit nicht genau nimmt, die in Lehrerzimmer einbricht, Leute bedroht und den Kultusminister abhört …«
    »Woher weißt du das eigentlich?«
    Er seufzte. »Bollach hat es dem Justizminister erzählt, der hat es dem Generalstaatsanwalt erzählt und der hat es mir beim Mittagessen gesteckt. Auf dem Diktafon ist nichts drauf. Es nützt also nichts,

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