Harter Schnitt
rostigem Eisen in die Nase– geronnenes Blut.
Faith hatte recht– die Eindringlinge hatten nach etwas gesucht. Das Haus war das reinste Chaos. Besteck lag auf dem Boden verstreut; Schubladen waren herausgerissen worden; in die Wände hatte man sogar Löcher geschlagen; ein Handy und ein schon älter aussehendes BlackBerry lagen zertreten auf dem Boden; das Wandtelefon war aus der Befestigung gerissen. Bis auf das schwarze Fingerabdruck-Pulver und die gelben Plastikmarker, die die Spurensicherung verwendet hatte, war alles genauso gelassen worden, wie Faith es nach ihrer Aussage beim Betreten des Hauses vorgefunden hatte. In der Wäschekammer lag sogar noch die Leiche. Faith musste eine Heidenangst gehabt haben, weil sie nicht wusste, was sie erwartete, ob ihre Mutter verletzt war– oder noch Schlimmeres.
Will hätte hier sein sollen. Er hätte der Partner sein sollen, von dem Faith wusste, dass sie ihn zu Hilfe rufen konnte, ganz gleich, was passierte.
Mittal sagte: » Meinen Bericht muss ich erst noch schreiben, aber ich bin bereit, ihnen meine Arbeitshypothesen mitzuteilen.«
Amanda drehte die Hand im Kreis, um die Sache zu beschleunigen. » Sagen Sie mir, was Sie haben.«
Mittal verzog das Gesicht wegen dieses Befehlstons. » Ich nehme an, Captain Mitchell wollte eben das Mittagessen vorbereiten, als das Verbrechen anfing.« Auf der Arbeitsfläche lagen Tüten mit kaltem Aufschnitt neben einem Messer und einem Schneidbrett. Offensichtlich hatte Evelyn hier Tomaten geschnitten. Im Spülbecken lag zusammengeknüllt eine leere Wonder-Bread-Tüte. Der Toaster hatte seinen Inhalt schon vor Langem ausgeworfen. Vier Scheiben. Evelyn hatte wahrscheinlich gewusst, dass Faith etwas zu essen brauchen würde, wenn sie nach Hause kam.
Es war eine ganz normale, sogar freundliche Szene bis auf die Tatsache, dass jeder Gegenstand auf der Arbeitsfläche blutverschmiert war. Der Toaster, das Brot, das Schneidbrett. Blut war auf den Boden getropft und hatte auf den Fliesen eine Pfütze gebildet. Zwei Paare blutiger Fußabdrücke liefen kreuz und quer über das weiße Porzellan, ein kleines, ein großes Paar. Offensichtlich hatte es hier einen Kampf gegeben.
Mittal fuhr fort: » Captain Mitchell wurde von einem Geräusch aufgeschreckt, wahrscheinlich vom Zersplittern der Glasschiebetür, und das dürfte der Grund gewesen sein, warum sie sich mit diesem Tomatenmesser in den Finger schnitt.«
Amanda bemerkte: » Für einen Küchenunfall ist das aber eine Menge Blut.«
Mittal hatte für korrigierende Kommentare offensichtlich nicht viel übrig. Er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr: » Das Kleinkind, Emma, dürfte hier gewesen sein.« Er deutete auf eine freie Stelle auf der Arbeitsfläche neben dem Kühlschrank, gegenüber dem Bereich, wo Evelyn das Essen hergerichtet hatte. » Hier fanden wir einen kleinen Blutstropfen auf der Arbeitsfläche.« Er deutete auf einen Punkt neben einem altmodischen CD -Player. » Von hier zum Schuppen gibt es eine Blutspur, wahrscheinlich blutete Captain Mitchell, als sie die Küche verließ. Ihr Handabdruck an der Tür stützt diese Annahme.«
Amanda nickte. » Sie hört ein Geräusch, bringt die Kleine in Sicherheit und kommt mit ihrem S&W zurück.«
Charlies Worte platzten heraus, als könnte er sich nicht länger zurückhalten: » Anscheinend hat sie ein Küchentuch um den Schnitt gewickelt, aber das blutete sehr schnell durch. Auf der Küchentür und auf dem Holzgriff des S&W ist Blut.«
Will fragte: » Was ist mit dem Kindersitz?«
» Der ist sauber. Anscheinend hat sie ihn mit der unverletzten Hand getragen. Wir haben eine Blutspur durch den Carport, auf diesem Weg hat sie Emma zum Schuppen getragen. Es ist Evelyns Blut, Ahbidis Leute haben es bereits typisiert, deshalb können wir das sagen.« Er schaute Mittal an. » Sorry, Ahbi. Ich hoffe, ich trete dir nicht auf die Zehen.«
Mittal machte eine Geste mit seinen Händen, um Charlie zu bedeuten, dass er fortfahren könne.
Will wusste, dass Charlie diesen Teil seiner Arbeit liebte. Stolz ging er zur offenen Tür und hob die Hände so vor das Gesicht, als würde er eine Waffe halten. » Evelyn kommt ins Haus zurück. Dreht sich, sieht Bösewicht Nummer eins in der Wäschekammer und schießt ihm in den Kopf. Die Wucht wirbelte ihn herum wie einen Kreisel. Was man da auf seinem Hinterkopf sieht, ist die Austrittswunde.« Charlie drehte sich wieder um, die Hände zu einer klassischen Charlies-Engel-Pose erhoben, was eine Garantie
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