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Hartland

Hartland

Titel: Hartland
Autoren: Wolfgang Buescher
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wurden die Davidianer und ihre Kirche bis auf den Grund niedergebrannt.Zweiundachtzig Menschen starben während der Belagerung, darunter achtzehn Kinder, nicht älter als zehn Jahre.»
    «Ich denke», sagte sie, «David Koresh war von Gott gesandt. Gottes Werkzeug, um zu zeigen, was Menschen tun, wie weit sie gehen.»
    «Wie weit gehen sie?»
    «Sie machen ein Idol aus sich, setzen sich an Gottes Stelle. David Koresh sagte von sich, er sei gekommen, um das Buch der sieben Siegel zu öffnen. Aber in der Offenbarung steht etwas anderes. Ein anderer wird kommen und das Buch öffnen. Wir machen weiter.»
    «Weiter?»
    «Gottesdienste. Wer kommt, der kommt. Möchten Sie Charles treffen? Er weiß alles, er leitet das jetzt.»
    Sie ging voraus zu dem kleinen Holzhaus, es stand etwas abseits, sagte, ich solle draußen auf der Treppe warten, und verschwand darin. Nach ein paar Minuten kam ein Einbeiniger heraus und brachte mich mit der Frage in Verlegenheit, was ich wünsche. Aus meiner schlingernden Antwort schien er sich aber nichts zu machen, und während der Stunden auf der Holztreppe, die nun folgten, sah ich, warum. So einsam, wie ich gedacht hatte, war es nicht. Auch andere fanden hier heraus, um die blühenden Wiesen des Untergangs der Davidianer zu besichtigen, und die Ahnungslosigkeit der Besucher, was göttliche und weltliche Geheimnisse anlangte, war nichts, das einen Mann wie Charles hätte irritieren können. Setzte doch ein Denken, das um ebendiese Geheimnisse kreiste und um die Erwähltheit weniger, welche die Schrift richtig zu lesen und dasVerborgene zu deuten wußten, die Blindheit der Masse voraus.
    Er habe Koresh 1984 getroffen, begann er, und ihm vor der versammelten Gemeinde ins Gesicht gesagt: «Es wird ein Mann kommen, der setzt sich an die Stelle des Heiligen Geistes, der sagt, er sei Fleisch geworden – dieser Mann bist du!» Da habe Koresh ihn, Charles, umarmt und, an die Gemeinde gewandt, gesagt: «Was dieser Bruder lehrt, ist die Wahrheit.» Er sah mich eindringlich an. «Und es erschüttert mich: Auf Tag und Stunde neun Jahre danach geschah es hier, wie in Ezechiel 9 geweissagt. Neun! Neun ist die Zahl der Vergeltung des Herrn.»
    Das Buch Ezechiel, Kapitel 9.   Was der Prophet den Juden zu verkünden hatte, war eine wüste, mörderische Vision – den Rachefeldzug des Herrn gegen sein Volk, die Strafe für Greueltaten und Götzendienst, die Reinigung Jerusalems mit dem Blut der Erschlagenen. «Alt und jung», spricht der Herr durch Ezechiel, «Mädchen, Kinder und Frauen sollt ihr erschlagen und umbringen.» Und Charles führte mich tiefer hinein – auch er hatte seinen Davidianern Prophetien zu verkünden gehabt – in die Details der Apokalypse. Hatte Ezechiel nicht von fünf bewaffneten Männern gesprochen, sie kämen durchs Nordtor nach Jerusalem, um die Rache des Herrn auszuführen? «Und so war es hier am 19.   April 1993, fünf Männer der Delta Force waren da. Wissen Sie, was die Delta Force ist? Die Armee des Präsidenten, nur er befiehlt ihr.» Ein Hauptmann der Delta Force habe später ausgesagt, Charles gab die Aussage wieder: «Wir hatten Koresh vor uns, wir fragtenüber Funk: gefangennehmen oder töten? Die Antwort war: töten.»
    Charles sah mich an, jenes Leuchten in den Augen, das überlegenes Wissen verleiht: «Und wen fragten sie über Funk? Es kann nur Clinton gewesen sein. Koresh war Waffenhändler, Clinton war Waffen- und Drogenhändler, Koresh war ihm im Weg, er mußte erledigt werden. Niemand hier hat sich selbst getötet. So waren die Leute von Mount Carmel doch nicht. Sie haben sich gesagt, die uns belagern, sind Feinde. Einundfünfzig Tage lang haben die sie gefoltert mit extrem lauter Rockmusik, mit Schreien in der Nacht – die Belagerten haben sich gesagt, wir bleiben lieber hier drinnen und warten ab. Nein, niemand hier hat sich selbst getötet, das ist Propaganda.»
    «Wo waren Sie damals – hier in Mount Carmel?»
    «Nicht hier. Aber ich wollte helfen. Siebenmal habe ich das FBI angerufen, Hilfe angeboten, Vermittlung, siebenmal wurde das abgelehnt.»
    Noch tiefer ging es ins Verborgene hinein. Charles breitete alles vor mir aus und ließ mich einen Blick werfen in die geheime Geschichte der Welt. Koresh habe zwei Hacker gehabt, die das geheime Waffendepot der Regierung entdeckt hätten, ja, die Regierung habe im ersten Irakkrieg viele Waffen erbeutet und in Oklahoma City gehortet. Er kam auf Massenimpfungen zu sprechen und auf den Plan, die Menschheit
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