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Hartmut und ich: Roman

Hartmut und ich: Roman

Titel: Hartmut und ich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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dämmerigen Licht unserer Küchenbeleuchtung und beobachten mich, wie ich nach meiner Absage zum Kühlschrank gehe, ein Bier heraushole, es öffne und mich im Wohnzimmer vor die Playstation setze. Yannick hüpft sofort neben mich auf die Lehne und richtet die Öhrchen auf. Er liebt diese bunten Bilder. Ich kraule ihn. »Sie trinken um sieben Uhr morgens?«, fragt jetzt der Rastareporter. »Zehn vor sieben«, nicke ich und öffne passgenau das Bier. Es macht »plopp«, und ich schiebe hinterher: »Ich trinke immer, wenn ich keinen Bock zum Arbeiten habe. Sie wissen doch, die Wirklichkeit ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel.« Dann werfe ich die Playstation an. »Das geht nicht!«, sagt der Kameramann. »Er soll ja saufen, aber sieben Uhr morgens ist nicht cool, das ist krank. Das können wir nicht zeigen.« Hartmut fuchtelt mit den Händen: »Nein, nein, nein, glauben Sie das nicht, der verarscht Sie, so ist das nicht normalerweise.« Er kommt zu mir, beugt sich über den Sessel und sagt leise: »Was machst du denn?«
    »Ich spiele Theater. Das wollen die doch, oder?«
    »Die wollen Reality-TV, die wollen Authentizität, die wollen dich, uns, unseren Alltag. Mensch, jetzt versau das doch nicht!«
    » Ich habe dich nicht gebeten, diese Fraggles hier ins Haus zu holen. Ich kann mich nicht entsinnen, wann ich jemals gesagt hätte: ›Mensch, Hartmut, was in unserem Leben fehlt, ist, dass jemand es filmt!‹«
    Hartmut macht ein enttäuschtes Gesicht.
    Der Hornbrillenmann steckt seinen Kopf durch den Perlenschnurvorhang und fragt: »Können wir uns Kaffee machen?«
    »Nur zu«, sagt Hartmut und dreht sich wieder zu mir. »Ich dachte ja nur, das Geld könnte dich interessieren.«
    Ich schalte auf Pause und blicke hoch. »Geld?«, frage ich.
    Hartmut lächelt. »1000 Euro am Tag«, sagt er.
    Ich schweige.
    »Für jeden von uns.«
    Ich ziehe etwas Rotz die Nase hoch, kratze mich hinterm Ohr, blicke durch den Raum. »Und wie lang bleiben die dafür am Tag?«, frage ich.
    Hartmut sieht kurz zum Fernseher, als suche er eine Möglichkeit, mich für meine Spielfähigkeiten zu loben, und sagt dann: »24 Stunden.«
    »24 Stunden!!!«, schreie ich los, Yannick zuckt zusammen und sieht mich böse an, und ich zügele mich, während nebenan die Kaffeemaschine zu gurgeln beginnt. Ich blicke mich hektisch im Zimmer um, als könne uns jemand belauschen. Dann zische ich: »Bist du wahnsinnig? Kriechen die auch noch ins Bett mit uns? Sind wir hier bei Big Brother? Müssen die nicht schlafen?«
    Hartmut drückt mich beruhigend in den Sessel zurück wie einen Patienten, der sich nicht aufregen soll. »Es werden Schichten gewechselt. Es kommen immer andere. Und 24 Stunden ist nur, weil bei uns doch immer mal was los sein kann. Erinnerst du dich an den Stromausfall? Den Notstand auf der Straße? Ich bekomme manchmal nachts Post von meinen Klienten, die am Morgen nicht mehr zur Arbeit wollen, weil sie Angst haben. Du spielst schon mal bis vier Uhr Playstation und musst um sechs Uhr raus. Und dann die plötzlichen Feten. Denk an Jörgen, an Steven, an … «
    »Die werden wahrscheinlich eingeladen, ›ganz spontan‹ um ein Uhr nachts in der Woche an unserer Tür zu klopfen, was?«, nörgele ich.
    Hartmut seufzt.
    »Für wen ist denn diese Sitcom hier?«
    Hartmut brummelt.
    Er sieht wieder auf den Fernseher. Meine Spielfiguren sind immer noch im Pausenbild eingefroren, der Fuß eines Kung-Fu-Kämpfers klebt in der Luft kurz vorm Auftreffen auf das Ohr des Gegners. Das dürfte der K. o. sein, sobald ich die Pause löse. Ich stupse Hartmut an. »Sieh mich an, Hartmut, für welchen Sender ist dieser Quatsch?«
    »Viva Plus«, sagt Hartmut.
    »Viva Plus???«, rufe ich aus und lache schallend. »Dieser Werbekanal, wo auf zehn Prozent des Bildschirms auf Briefmarkengröße ein Musikvideo den ordnungsgemäßen Ablauf von Werbebannern und SMS-Grüßen stört? Dieses Viva Plus?«
    In der Küche klappern Kaffeetassen. Ich komme in meiner Aufregung an die Taste des Joypads, die Pause löst sich, mein Kämpfer trifft mit einem zünftigen »Iiiiiiaaaa« den Gegner, und mit einer triumphalen kleinen Melodie wird der Knockout verkündet. »You win!«, sagt die Computerstimme, und der Gegner knallt noch mal in Zeitlupe auf die Matte. Ich schalte wieder auf Pause.
    »Die wollen ihr Image verbessern«, erklärt Hartmut jetzt. »Die wollen, na ja, wieder alternativer werden. Du weißt ja, was das heißt.«
    »Coole große Jungs in einer Chaos-WG

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