Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
gesteht in seinem schonungslosen Bericht über »Mein Leben als Kiffer«: »Vor mir selbst schäme ich mich auch.« Vermutlich weil solche tief reichenden Scham- und Schuldgefühle so schwierig zu ertragen sind und sich obendrein nicht erfolgreich wegkiffen lassen, verbirgt er seine ihn peinigenden Eingeständnisse allerdings eher in Halb- und Nebensätzen.
Je tiefer solche Gefühle reichen, desto weniger sind sie durch einfaches Darüberreden zu verarbeiten oder, um im passenden Sprachgebrauch zu bleiben, zu entgiften. Ich habe deshalb vor einigen Jahren mit »Die goldene Schale der Vergebung« eine spezielle Imaginationsübung für meine Klienten erfunden, über welche sie sich entlasten und entschulden können. Mit ihrem methodischen Einsatz habe ich gute Behandlungsergebnisse erzielt. Sie wirkt wie ein Aufatmen der Seele. Eingebunden in viele andere Übungen und Imaginationen für den Hausgebrauch wie den therapeutischen Kontext findet sie sich in dem Praxisband: »Imaginationen – Heilsame Bilder als Methode und therapeutische Kunst«.
Beratungs- und Therapieprozesse
im sozialen Umfeld: Die Absolution
oder die Nährung der Schuld
und Erbsünde
Wird bei Entwöhnungsbehandlungen das soziale Umfeld oder die Familie des Klienten in den therapeutischen Prozess mit eingebunden, erhöht das die Chance auf Erfolg. Ein Haschisch- und Marihuanagebrauch von Söhnen oder Töchtern versetzt nahezu alle Eltern in Aufregung. Folglich begibt sich ein Teil von ihnen allein oder zusammen mit ihren Kindern in Beratung. Kein Beratungsprozess gleicht einem anderen. Die Prozesse sind vielfältig. Mal führen sie schnell oder überraschend zu guten Erfolgen, mal schleppen sie sich mühsam dahin, versanden, werden abgebrochen und scheitern, bevor sie zu den gewünschten Veränderungen beizutragen vermögen. Ein Dreh- und Angelpunkt in vielen Beratungs- wie Therapieprozessen sind wiederum der Stellenwert des Themas »Schuld« sowie der entgiftende Umgang damit.
Vorwiegend sind es die Mütter, die sich beim Drogengebrauch ihrer Kinder von den Drogenberatungsstellen rasche Hilfe erhoffen. Was wollen die Mütter von uns, wenn sie bei den Drogenberatern Rat suchen? Es ist nur natürlich, dass Eltern nach den Ursachen suchen, wenn sie bemerken, dass ihre Kinder Drogen gebrauchen. Sie stellen sich viele und vielfach auch sehr quälende Fragen:
»Bin ich schuld daran, dass mein Sohn kifft?«, »Was habe ich denn bloß falsch gemacht?«, »Sicher haben wir in der Erziehung große Fehler gemacht, aber muss unser Kind deswegen gleich zu Drogen greifen!?«, »Was kann ich tun, um meine Fehler wiedergutzumachen?«, »Wie können wir unserem Kind helfen?«
Unwillkürlich und ehe man es sich versieht, drängt die Schuldfrage in den Raum. Umso heftiger, wenn Eltern sich gebannt fühlen von den unermüdlich wiederholten Vorhaltungen ihrer Kinder: »Ihr seid schuld daran, dass ich kiffe.« Sprechen Kiffer mit einer Litanei an Vorwürfen und im Brustton subjektiver Überzeugung ihren Eltern die Schuld für den eigenen Drogengebrauch zu, verabschieden sie sich von der Verantwortung für das eigene Tun. Halten sie obendrein an einer Erwartungshaltung fest, dass ihnen von ihren Eltern zuerst noch etwas zustünde, bevor sie einen ersten Schritt zum Ausstieg aus einem für sie schädlichen Cannabisgebrauch gehen können, verharren sie ebenso in der Schuldfalle wie ihre Eltern. Niemand bewegt sich, nichts geht mehr.
Sind wir als Drogenberater heutzutage an die Stelle des Pastors und Beichtvaters getreten, der die Absolution erteilen kann? Sollen wir die Eltern wie die Konsumenten also von Schuld freisprechen und entlasten? Manche Mütter und Väter wie Cannabisgebraucher scheinen tatsächlich vordringlich eine Lossprechung vom sie bedrückenden schlechten Gewissen zu wünschen, wenn sie die Drogenberatung aufsuchen. Junge Leute erhoffen sich unter Umständen eine fraglose Bestätigung ihrer Position und eine einseitige Parteinahme gegen ihre Eltern. Will man das geschilderte Problem der einen oder anderen genauer mit ihnen untersuchen und jede Seite auf eine eventuelle Mitverantwortung hin ansprechen, ziehen sie sich in einer ersten Reaktion bisweilen enttäuscht und empört zurück.
Auf der Elternseite scheinen manche Mütter und Väter von uns etwas Paradoxes zu erwarten. Statt sie zu entlasten, sollen wir sie offensichtlich in der Schuld bekräftigen. Insbesondere manche Mütter scheinen in der Beratung die Nährung der Schuld und Erbsünde von uns
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