Hasenherz
für sie gehabt, ob sie nicht vielleicht müde wäre oder Schmerzen hätte, wie einen Ellenbogen oder so was hat er ihr sein hartes Ding da unten gegen den Bauch gestoßen. So plump war das. Ganz einfach plump. Und da sagt er immer, sie sei dumm, dabei ist er selber zu dumm, um sich eine blasse Vorstellung zu machen, wie ihr zumute ist, was sein Weggehn mit ihr angestellt hat, wie er sie hätscheln muß, wenn er sie zurückhaben will, anstatt einfach in ihre Haut eindringen zu wollen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, auf was er stößt. Das hat ihr schon immer so viel Angst gemacht, schon, als sie noch klein war: und ob niemand es wissen kann oder niemand es wissen will , das weiß sie nicht. Sie hat ihre Haut nie gemocht, nie, sie war immer zu dunkel, hat ihr immer ein so italienisches Aussehen gegeben, allerdings hat sie nie Pickel gehabt wie viele andere Mädchen, die sie kannte damals, als sie beide bei Kroll angestellt waren, sie bei den Salznüssen, damals, als Harry sich zu ihr legte auf Mary Hannachers Bett, und die silberne Tapete, die hat er so gemocht, und er hat die Augen zugemacht, ihre Haut ist zerschmolzen dabei, so ein Gefühl hat sie gehabt, und sie hat gedacht, nun ist alles vorbei, nun bin ich nicht mehr allein. Aber dann haben sie geheiratet, es war ihr gräßlich, daß sie vorher schon schwanger war, aber Harry hatte seit einem Jahr vom Heiraten gesprochen, nur gelacht, als sie's ihm beichtete, und gesagt: «Wunderbar!» Sie hat so furchtbare Angst gehabt, aber er hat einfach «Wunderbar!» gesagt und die Arme um sie gelegt, unterhalb ihres Hinterns, und sie hochgehoben, wie man ein Kind hochhebt, er konnte so herrlich sein, wenn man gar nicht darauf gefaßt war, es war so viel Nettes an ihm, sie konnte das niemandem erklären, sie hatte solche Angst gehabt, weil sie schwanger war, und er gab ihr ein Gefühl des Stolzes darüber, ja, dann haben sie geheiratet, und sie war immer noch die kleine, plumpe, dunkelhäutige Janice Springer, und ihr Mann war ein eingebildeter Hallodri, der zu nichts was taugt, hat Papa immer gesagt, und das Gefühl, daß sie allein ist, wurde ein bißchen weggespült, wenn sie was trank. Nie so viel, daß der Kloß in ihr sich ganz auflöste, aber doch genug, daß die Kanten hübsch abgerundet und verschwommen wurden.
Sie ist so lange herumgegangen und hat dabei dem Kind auf den Rücken geklopft, daß ihr die Handgelenke und Fußknöchel wehtun und das arme winzige Ding eingeschlafen ist, die Füßchen um ihre eine Brust gekrallt, in der noch immer alle Milch ist. Sie überlegt, ob sie das Kind zum Trinken zwingen soll, aber dann denkt sie, nein, wenn's schlafen kann, soll's schlafen. Sie nimmt das kleine Wesen von ihrer schweißfeuchten Schulter und legt es in den kühlen Schatten des Körb chens zurück. Die Nacht wird schon blaß, die Dämmerung kommt früh in diese Stadt, die am Osthang des Berges liegt. Janice legt sich ins Bett zurück, aber das weiße Laken neben ihr, das immer weißer leuchtet im zunehmenden Licht, hält sie wach. Zuerst ist das angenehm; das Morgengrauen kommt so frisch, und es gibt ihr dasselbe Gefühl wieder wie damals, als Harry schon den zweiten Monat weg war. Mutters großer japanischer Kirschbaum, der vor ihrem Fenster blühte, und der Duft nach Gras und nach Erde, der heraufstieg und so feucht und scheu und warm schmeckte. Sie war damals am Ende ihres Denkens angelangt und hat sich dreingefunden, daß ihre Ehe aus ist. Sie wollte das Kind zur Welt bringen und sich scheiden lassen und nie wieder heiraten. Sie wollte so eine Art Nonne werden wie Audrey Hepburn in dem wun derschönen Film, den sie gerade gesehen hatte. Und falls er doch zurückkommen sollte, dann stellte sie sich alles genauso einfach vor: sie wollte ihm alles verzeihen und mit dem Trinken aufhören, das ihn immer so erbost hat, obwohl sie nie wußte, warum eigentlich, und sie würden dann sehr nett und schlicht und rein miteinander leben, denn er hätte alle Kinderkrankheiten ausgeschwitzt und würde sie lieben, weil sie ihm verzieh, und sie würde endlich eine gute Ehefrau sein. Sie ist jede Woche in die Kirche gegangen und hat mit Peggy Gespräche geführt und hat gebetet und ist zu der Erkenntnis gekommen, daß die Ehe keine Zufluchtsstätte ist, sondern eine Partnerschaft, bei der alles geteilt werden muß, und sie wollte nun anfangen, alles zu teilen mit Harry. Und, das war das Wunderbare, in diesen letzten beiden Wochen ist es tatsächlich so gewesen.
Und nun
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