Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hasenherz

Hasenherz

Titel: Hasenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
Vom Netzwerk:
dann später kommt ihr Trainer in den Umkleideraum, wo beide Teams sich umziehen, und holt einen Krug mit Apfelsaft aus einem Schrank, und wir reichen ihn rum. Wissen Sie noch?»
    Es verwirrt ihn, aber gleichzeitig findet er es zum Lachen, daß er den a ndern nicht klar machen kann, was so besonders daran war. Er macht sich wieder ans Essen. Die andern sind fertig und bei ihrem zweiten Drink.
    «Jawohl, Mr. Dingsbums, Sie sind ein richtig süßer Junge», läßt Margaret ihn wissen.
    «Hör nicht drauf, Harry», sagt Tothero, «eine Nutte quatscht eben so.»
    Margaret schlägt ihn: ihre Hand stiebt vom Tisch auf, an ihrem Körper vorbei, an seinen Mund, ganz flach, aber ohne klatschendes Geräusch.
    «Gib's ihm», sagt Ruth. Ihre Stimme klingt gleichgültig. Alles geht so leise vor sich, daß der Chinese, der gerade die Teller abräumt, nicht aufsieht und nichts zu hören scheint.
    «Wir wollen gehn», verkündet Tothero und versucht aufzustehen, aber die Tischkante drückt gegen seine Schenkel, und er kann sich nur zu einer gekrümmten Haltung aufrichten. Vom Schlag ist eine kleine Verzerrung seiner Mundwinkel zurückgeblieben; Rabbit kann ihn nicht ansehen, sein Grinsen ist so zweideutig und so verwischt, so eine übelkeiterregende Mischung aus Prahlerei und Scham und – was das schlimmste daran ist – aus Stolz oder weniger aus Stolz als aus Eitelkeit. Und zwischen diesem gespenstischen Grinsen kommen die Worte hervor: «Kommst du, mein Liebes?»
    «Mistkerl», sagt Margaret, aber ihr kleiner harter Körper rutscht doch hinterm Tisch hervor, und sie sieht sich noch einmal um, ob sie nichts liegengelassen hat, Zigaretten vielleicht oder das Portemonnaie. «Mistkerl», sagt sie noch einmal, und etwas Hübsches liegt in dem monotonen Klang, mit dem sie es sagt. Tothero und sie, beide wirken ruhiger jetzt, steif und entschlossen.
    Rabbit macht Anstalten, gleichfalls aufzustehen, aber da legt Tothero ihm streng die Hand auf die Schulter, die Hand des Trainers, die er so oft auf sich gefühlt hat, die ihm so oft einen liebevollen Klaps versetzt hat vor Beginn eines Spiels. «Nein, nein, Harry. Du bleibst. Immer schön der Reihe nach. Laß dich durch unser vulgäres Benehmen nicht stören. Ich kann nicht deinen Wagen haben, oder?»
    «Hm? Wie soll ich dann aber von hier wegkommen?»
    «Schon gut, schon gut. Entschuldige die Frage.»
    «Nein, ich meine, Sie können ihn natürlich haben, wenn Sie ihn brauchen –» In Wahrheit widerstrebt es ihm, einen Wagen herzugeben, der ihm nur zur Hälfte gehört.
    Tothero entgeht das nicht. «Nein, nein. Es war ein idiotischer Ge danke. Gute Nacht.»
    «Du aufgeblasener alter Pinsel», sagt Margaret zu ihm. Er schielt zu ihr hin, dann sieht er angelegentlich auf den Boden. Sie hat recht, denkt Harry, er ist wirklich aufgeblasen; sein Gesicht hängt schief wie ein müder Ballon. Aber dieser Ballon sieht ihn an, und es ist, als blähe ihn eine Botschaft, die schwer und amorph ist wie Wasser.
    «Wohin wirst du gehn?» fragt Tothero.
    «Ich werd schon was finden. Ich habe Geld. Wahrscheinlich geh ich ins Hotel», antwortet Rabbit. Er wollte, Tothero ginge jetzt, nachdem er ihm seine Bitte abgeschlagen hat.
    «Die Tür zu meinem Domizil steht dir offen», sagt Tothero. «Ich hab zwar nur die eine Pritsche, aber wir könnten eine Matratze auf treiben ...»
    «Nein, hören Sie zu», sagt Rabbit nachdrücklich, «sie haben mir das Leben gerettet, aber ich will Sie keinesfalls weiter belästigen. Ich werde schon was finden. Aber ich kann Ihnen nicht genug danken für alles.»
    «Wir müssen uns mal unterhalten», verspricht Tothero; seine Hand fährt nach vorn und streift versehentlich Margarets Schenkel.
    «Ich könnte dich umbringen», sagt Margaret neben ihm, und zusam men gehen sie fort. Von hinten sehen sie aus wie Vater und Tochter; sie gehen an der Theke vorbei, hinter der der Kellner mit der Amerikanerin flüstert, und dann durch die Glastür hinaus ins Freie, Margaret voran. Das Ganze sieht aus, als gehörte es so: zwei hölzerne Puppen auf der Drehscheibe eines Wetterhäuschens.
    «Mein Gott, der ist in einer schlimmen Verfassung.»
    «Wer ist das nicht?» fragt Ruth.
    «Sie sehen nicht so aus.»
    «Sie meinen, ich esse.»
    «Nein, hören Sie zu, Sie haben anscheinend den Komplex, daß Sie zu dick sind. Sie sind keineswegs dick, Sie sind gerade richtig proportio niert.»
    Sie lacht, wird wieder ernst, sieht ihn an, lacht von neuem, drückt seinen Arm und sagt: «Rabbit, Sie sind

Weitere Kostenlose Bücher