Hasenherz
offensichtlich nicht ein Herz und eine Seele sind, wie aus einem Mund zu sprechen. «Das kommt alles vom Militär», sagt sie. «Als der Junge aus Texas zurückkam, war er völlig verändert.»
«Er wollte nicht zu mir kommen, in den Laden», sagt Mr. Angstrom, «er wollte sich nicht schmutzig machen.»
«Reverend Eccles, möchten Sie eine Tasse Kaffee?» fragt Mrs. Ang strom.
Endlich, seine Chance. «Nein, vielen Dank. Aber es wäre herrlich, wenn ich ein Glas Wasser haben könnte.»
«Einfach Wasser? Mit Eis?»
«Das ist ganz gleich. Alles ist mir jetzt lieb.»
«Ja, Earl hat recht», sagt sie. «Überall heißt es jetzt, wie faul Hassy ist, aber das stimmt nicht. Er ist nie faul gewesen. Damals auf der Schule, als er so gut war beim Basketball – wenn man da stolz auf ihn war, dann sagten die Leute immer: Aber sie wußten nicht, wie hart er gearbeitet hat. Jeden Abend hat er draußen mit dem Ball trainiert, bis in die Nacht. Ein Rätsel, wie er überhaupt hat sehn können.»
«Seit er zwölf war ungefähr», fällt Angstrom ein, «hat er Tag und Nacht nicht lockergelassen. Ich hab ihm hinterm Haus eine Stange aufgestellt, die Garage war nicht hoch genug.»
«Wenn er sich mal was in den Kopf gesetzt hat, dann gibt's kein Halten mehr», sagt Mrs. Angstrom. Kräftig ruckt sie am Hebel des Eisbehälters, und mit einem köstlichen, vielfältigen Knirschen lösen sich die Würfel, und glitzernde Splitter spritzen auf. «Er wollte so gut sein, wie er nur konnte, und ich bin überzeugt, daß er das erreicht hat.»
«Ich weiß, was Sie meinen», sagt Eccles, «ich spiele ein bißchen Golf mit ihm, und er ist jetzt schon besser als ich dabei.»
Sie tut ein paar Eiswürfel ins Glas und hält das Glas unter den Wasserhahn und stellt es ihm dann hin. Er stürzt es an die Lippen, und Earl Angstroms bleich-hitzige Stimme flimmert durch die Flüssigkeit. «Als er vom Militär nach Haus kam, war ihm alles egal, nur Weiber nicht, die waren das Wichtigste. Er wollte nicht in der Druckerei arbeiten, weil seine Fingernägel da hätten schmutzig werden können.» Eccles setzt das Glas ab, und Angstrom sieht ihm über den Tisch hinweg voll ins Gesicht: «Er ist ein Brewer-Herumtreiber aller schlimmster Sorte geworden, wenn ich ihn zu fassen bekäme, Pater, ich würde ihn windelweich prügeln, und wenn er mich umbrächte dabei.» Sein aschgraues Gesicht zieht sich zornig entschlossen zum Mund hin zusammen, und aus seinen farblosen Augen stieben Funken.
«Wie redest du denn, Earl!» sagt seine Frau und setzt eine geblümte Tasse auf den Tisch zwischen seine Hände.
Er sieht nieder in die Dampfwolke und sagt: «Entschuldigen Sie. Wenn ich dran denke, was dieser Bengel treibt, dann dreht sich mir der Magen um.»
Eccles greift zu seinem Glas, und wie in ein Megaphon sagt er «Nein» in die Öffnung, und dann trinkt er, bis kein Wassertropfen mehr unter den Eiswürfeln hervorzulocken ist, die ihm unter der Nase poltern. Er wischt sich den Mund trocken und sagt: «An Ihrem Sohn ist auch eine Menge Gutes. Wenn ich mit ihm zusammen bin – es klingt wirklich befremdlich –, dann ist mir so heiter zumut, daß ich ganz vergesse, warum ich mit ihm zusammen bin.» Er lacht, erst zu Mr. Angstrom gewandt, und als hier kein erwiderndes Lächeln zu ernten ist, zu Mrs. Angstrom hin.
«Dies Golfspielen», sagt Angstrom, «wozu eigentlich? Warum schicken die Eltern von dem Mädchen ihm nicht die Polizei auf den Hals ? Meiner Meinung nach ist das, was er braucht, ein kräftiger Tritt.»
Eccles schielt zu Mrs. Angstrom hin und fühlt den hochgewölbten Bogen seiner Brauen wie eine eintrocknende Paste auf der Stirn. Vor einer Minute noch hätte er es sich nicht träumen lassen, daß sie ihm eine Verbündete werden würde und dieser ausgemergelte, brave Mann ein ziemlich gewöhnlicher und enttäuschender Gegner.
«Mrs. Springer will das auch», sagt er zu Angstrom. «Aber das Mädchen und der Vater wollen warten.»
«Red keinen Unsinn», sagt Mrs. Angstrom. «Was kann’s dem alten Springer nützen, wenn sein Name durch die Presse gezogen wird? Nach der Art, wie du sprichst, könnte man denken, der arme Harry sei dein schlimmster Feind.»
«Er ist mein Feind», sagt Angstrom. Er umschließt die Untertasse mit seinen schwarzfleckigen Fingern. «In der Nacht damals, als ich durch die Straßen ging und ihn suchte, ist er mein Feind geworden. Du kannst nicht mitreden. Du hast nicht das Gesicht
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