Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hassbluete

Hassbluete

Titel: Hassbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Kottmann
Vom Netzwerk:
Kinderhaus«.
    Ich nahm eine heraus, ohne zu bezahlen und ohne sie zu lesen. Ich wollte sie nur haben, als hätte ich ein letztes Stück von Robin dabei.
    Daniel und Janni standen schon vor dem Haupteingang, als ich bei der Schule ankam. Von Mike keine Spur. Janni hatte ein blaues Auge, so groß, dass kein Pflaster geholfen hätte, es zu verdecken.
    »Was hast du denn gemacht?«, fragte ich sie verblüfft und warf einen fragenden Blick in Daniels Richtung. Aber der entriss mir nur die Zeitung, die ich unter dem Oberarm eingeklemmt hatte und überflog den Aufmacher.
    Die Zwillinge aus Jannis Klasse kamen vorbei und höhnten: »Seid ihr Robin endlich los geworden?«
    »Habt ihr sie noch alle?«, schrie ich ihnen hinterher. Wie konnte man so herzlos reagieren, wenn jemand gestorben war?
    Die anderen, die an uns vorbei die Stufen hinaufgingen, ließen uns in Ruhe. Allerdings sagte auch niemand Herzliches Beileid oder etwas Ähnliches, was man halt so sagt, wenn ein Verwandter oder Freund gestorben ist. Ein paar Schritte entfernt lehnten die Mitglieder einer anderen Clique am Geländer, die manchmal in den Freistunden im selben Café in der Nähe der Schule abhingen wie wir. Ein paar Wortfetzen drangen herüber: »Dem würde ich zutrauen, dass er tatsächlich vom Balkon geplumpst ist.« – »Irgendwie war der immer so ein Pechvogel.«
    Ich hörte nur mit halbem Ohr hin, betrachtete wieder Jannis Auge und fragte noch mal. »War das dein Stiefvater?«
    »Mein Vater schlägt mich doch nicht«, empörte sich Janni und strich sich beleidigt die blonden Haare aus der Stirn.
    »Wer dann?«
    Janni zuckte nur mit den Schultern und guckte zu den Fahrrädern rüber, was sie oft machte, wenn Mike noch nicht da war.
    »Das war Mike, der Arsch«, sagte Daniel, ohne von der Zeitung aufzuschauen.
    »Was?« Entsetzt sah ich Janni an.
    »Ihm ist die Hand ausgerutscht«, versuchte sie auch noch, ihn zu verteidigen.
    »Jetzt spiel das nicht so runter«, regte sich Daniel auch gleich auf und schlug mit der Zeitung nach einer Fliege.
    »Es war aber so. Er hat rumgeboxt und plötzlich war ich im Weg«, blieb Janni bei ihrer Version, die aber schon etwas anders klang als noch kurz zuvor.
    »Warum?«, wollte ich wissen.
    Janni funkelte mich an. »Hör endlich auf zu fragen, sonst red ich überhaupt nicht mehr mit dir.«
    »Was hab ich denn jetzt schon wieder gemacht?«
    »Nichts hast du gemacht«, sagte Janni, ohne mich anzusehen. »Das ist ja das Schlimme. Du machst nichts! Du brauchst nichts zu machen! Du kannst machen, was du willst! Mike findet dich trotzdem toll!« Ihre Stimme war lauter und wütender geworden.
    »Warum haut er dir dann eine runter … und nicht mir?« Bei den letzten Worten fing meine Stimme etwas an zu zittern.
    »Was man liebt, schlägt man doch nicht«, wandte Daniel trocken ein und raschelte mit der Zeitung.
    »Ich hab Mike gesagt, dass er nie bei dir landen wird, da könnte er sich auf den Kopf stellen!«, sagte Janni. »Da hätte sogar Robin eher eine Chance bei dir … gehabt.«
    »Wann hast du Mike das gesagt? Vor Robins …?« Ich verschluckte den Rest des Satzes.
    Vor Robins Unfall?
    »Nein, gestern, nachdem wir aus dem Keller weg sind«, erwiderte Janni. »Wir waren später noch kurz im Blue Sea und Mike hat mich nach Haus gebracht.«
    Im Blue Sea? Da war Robin gerade mal zwei Stunden tot und die gingen in die Disco feiern oder was? Sehr passend!
    »Mike wollte mich unbedingt sprechen«, legte Janni noch nach.
    »Warum?«, fragte ich ein zweites Mal, nicht gerade begeistert.
    »Er wollte wissen, wo ich war, als das mit Robin passiert ist und was ich mitgekriegt hatte.«
    »Aber du bist doch mit Daniel zusammen aus dem Keller weg?«
    »Ja. Das war ja erst später. Da hatten Daniel und ich uns schon voneinander verabschiedet«, sagte Janni und sah zu Daniel.
    »Und Mike hat dich geschlagen, weil er eifersüchtig auf Robin war? Glaub ich nicht«, sagte ich.
    Bevor Janni reagieren konnte, rief Daniel: »Hört mal zu!« Er las vor: »Auf dem Balkon befand sich laut den Ermittlungen der Polizei und den Schilderungen der Eltern, die beide zur Unfallzeit beruflich unterwegs waren, eine Tasche mit verschiedenen persönlichen Gegenständen von Marvin L. (Name von der Redaktion geändert).«
    Ich musste sofort an diese Sporttasche denken, die Robin bei Mike dabeigehabt hatte.
    Daniel las weiter vor. »Die Polizei hat keine Hinweise auf Fremdeinwirkung oder einen Suizid gefunden, schließt Selbsttötung bis zum endgültigen

Weitere Kostenlose Bücher