Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
stellen, um sie ein für alle Mal hinter sich zu lassen.
    Nachdem sie geduscht hatte, zog sie sich an. Jeanshose und -hemd sowie Sportschuhe waren die ideale Kleidung, wenn man den ganzen Tag in den Überresten vergangener Jahrhunderte wühlte. Sie waren einem wirklichen Schatz auf der Spur, der da auf der Baustelle verborgen lag. Doch so aufregend diese Aussicht auch war, verblasste sie angesichts des Traumes, der sie so sehr aufgewühlt hatte.
    Als sie nach unten ging, hörte sie jemanden summen. Es war ein fröhliches Summen. Sie betrat die Küche und konnte einen ersten Blick auf Melissa Turner werfen, die mit der Kaffeemaschine beschäftigt war. Sie hatte kurzes braunes Haar und eine etwas stämmige Statur, trug eine weiße Bluse, einen dreiviertellangen Rock und bequeme Halbschuhe. Und sie summte den “Yankee Doodle”.
    Der Wasserhahn war aufgedreht, weshalb sie Leslie offenbar nicht hatte kommen hören. Plötzlich drehte sie sich um, riss ihre braunen Augen vor Schreck weit auf und stieß einen entsetzten Schrei aus.
    “Es tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken”, sagte Leslie.
    “Mich erschrecken? Dieser Schock hat mich zehn Jahre meines Lebens gekostet!”, gab Melissa zurück, die Kaffeekanne fest umklammert. Ein Glück, dass sie sie nicht losgelassen hatte, sonst wäre die Kanne zu Boden gefallen und in tausend Stücke zersprungen.
    “Aber Sie sind kein Geist”, stellte Melissa fest und starrte sie ungläubig an.
    Leslie schüttelte den Kopf, wusste jedoch nicht, wie sie die Bemerkung auffassen sollte. “Nein, ich bin Leslie MacIntyre. Hat man Ihnen nichts gesagt? Ich habe mich hier einquartiert, solange ich an der neuen Ausgrabungsstätte zu tun habe. Hatten Sie ernsthaft einen Geist erwartet?”
    “Nein, man hatte mir Bescheid gesagt. Ich habe es bloß vergessen. Und was das Haus angeht … ich glaube, es
muss
hier spuken.”
    “Ich verstehe”, sagte Leslie leise.
    “Oh Gott, nein, das war nicht so gemeint. Das tut mir leid”, rief Melissa verlegen. “Ich wollte sagen, Geister aus dem Unabhängigkeitskrieg oder den Bandenkriegen … alte Geister.”
    “Schon gut.” Leslie musste ein Lächeln unterdrücken, weil Melissa sich solche Mühe gab, das Missverständnis aus der Welt zu schaffen. “Dieses Haus hat ja auch eine lange Geschichte.”
    “Eine unglaublich lange Geschichte”, stimmte Melissa ihr zu. “Und Sie … Sie sind die Archäologin.” In ihrem Tonfall schwang Ehrfurcht mit.
    “Ja. Von der Art werden Sie in der nächsten Zeit noch einige zu sehen bekommen.”
    “Aber niemanden von Ihrem Kaliber.”
    “Ich hatte nur ein paarmal Glück”, wehrte sie ab.
    “Glück? Sie sind Lichtjahre besser als der ganze Rest.”
    “Ich habe bloß einige Jahre mehr Erfahrung, das ist alles.”
    Melissa sah nicht so aus, als hätte diese Erklärung sie überzeugt.
    “Wie wäre es, wenn Sie den Kaffee aufsetzen? Ich könnte eine Tasse gebrauchen. Und wenn Sie den Kaffee selbst bezahlen, dann möchte ich mich an den Kosten beteiligen.”
    “Ich gebe Ihnen gern eine Tasse aus”, erwiderte Melissa.
    Leslie zögerte, da sie sich sicher war, dass die Historische Gesellschaft ihr kein überwältigendes Gehalt zahlte. “Das ist mein Ernst. Ich möchte etwas dazugeben. Sie verdienen sicher kein Verm…”
    “Oh, ich verdiene nur einen Hungerlohn”, sagte Melissa, dann fügte sie rasch hinzu: “Mein Gott, jetzt fange ich schon wieder an. Entschuldigen Sie. Ich sollte Gott auf Knien danken, dass sie mir genug zahlen, damit ich über die Runden komme. Ich mache das hier nicht des Geldes wegen. Ich bin hier, weil ich hier sein will. Ich liebe diesen Ort, und mich fasziniert Geschichte, vor allem New Yorker Geschichte.”
    “Dann wären Sie besser Archäologin geworden.”
    “Die Ausbildung”, gab Melissa zurück und verzog den Mund, “kann ich mir leider nicht leisten.”
    “Aber irgendwie sollte das doch möglich sein. Sie kennen ja das Sprichwort: ‘Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.’ Ich kann Ihnen dabei helfen, wenn Sie wollen.”
    “Das würden Sie für mich tun?”
    “Klar. Und bei vielen Arbeiten setzen wir Freiwillige ein. Das heißt, wenn Sie nach den vielen Stunden hier überhaupt noch Lust haben, freiwillig weiterzuarbeiten.”
    “Dafür würde ich morden”, erklärte sie, dann hielt sie erschrocken die Hand vor den Mund. “Ich wollte sagen …”
    “Melissa, es ist in Ordnung”, beteuerte Leslie und ging um die junge Frau herum, da ihr mittlerweile klar

Weitere Kostenlose Bücher