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Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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sie etwas ruhiger wurde.
    “Heidi möchte eine Zigarette”, antwortete Didi.
    Joes Blick wanderte zurück zu der Frau. “Sie sind Heidi Arundsen?”
    Sie nickte hastig. Ihre Größe und ihre zierliche Statur ließen sie jung wirken, doch ihr angespanntes Gesicht zeigte ihr wahres Alter.
    “Ich schlage vor, wir setzen uns nach draußen. Ich hole mir einen Kaffee. Kann ich den Ladies etwas mitbringen?”
    Er rechnete mit einer Antwort im Sinne von “zwei Tassen Kaffee”, vielleicht noch mit Milch und Zucker. Aber Heidi wollte einen doppelten Caffè Latte mit einem Schuss zuckerfreiem Vanillesirup und fettarmer Milch. Didi bevorzugte einen Grande Mocha, nur zwei Schuss Milch, ohne Schlagsahne, dafür ein Stück Kuchen.
    Als er in der Schlange anstand, ärgerte er sich über diese Sonderwünsche. Doch er wollte Heidi nicht vergraulen, da er nicht wusste, was sie ihm zu erzählen hatte. Also wartete er, bis er an der Reihe war, und achtete darauf, dass er die Bestellung genau richtig weitergab. Nachdem er alles bekommen hatte, ging er mit dem Tablett zum Tisch, setzte sich und fragte, ob alles richtig war, dann wartete er ab.
    “Heidi hat den Wagen auch gesehen”, ließ Didi ihn wissen.
    “Die dunkle Limousine?”
    Heidi sah zu Didi, als müsse die ihr erst Mut zusprechen, dann wandte sie sich Joe zu. “Der Wagen war nicht nur dunkel, sondern schwarz. Mit getönten Scheiben. So wie bei Betty Olsen.”
    Er benötigte einen Augenblick, ehe er ihr folgen konnte. Dann erinnerte er sich daran, dass er den Namen in einer der Akten gelesen hatte. Betty Olsen war etwa einen Monat vor Genevieve O’Brien verschwunden. Zwar tauchte sie nicht in Genevieves eigenen Unterlagen auf, dafür war Heidi nach Bettys Verschwinden befragt worden.
    “Waren Sie mit Betty befreundet?”
    “Sie wohnte im gleichen Haus wie ich. Ich stand mit ihr auf der Straße und redete mit ihr. Und dann stieg sie in diesen schwarzen Wagen ein. Das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe. Ein schwarzer Wagen”, wiederholte sie. “Ich weiß, er war schwarz.”
    “An die Marke oder das Modell erinnern Sie sich nicht zufällig, oder?”
    Sie schüttelte den Kopf. “Er sah elegant aus.”
    “Elegant … frisch aus der Waschanlage, gepflegt, etwas in dieser Art?”
    “Ja.”
    “So wie ein Dienstfahrzeug?”
    “Kann sein.” Ihre Antwort klang unsicher. “Von der Sorte fahren Hunderte durch die Stadt. Ehrlich gesagt, mir sind ein paar Dinge durch den Kopf gegangen. Und ich dachte auch, dass Betty den Fahrer kannte. Sie hat nicht erst durchs Seitenfenster den Preis ausgehandelt, sondern ist sofort eingestiegen.”
    Verwundert lehnte Joe sich zurück. Wer fuhr eine schwarze Limousine und kannte sowohl Genevieve O’Brien als auch eine Prostituierte so gut, dass beide sofort zu ihm in den Wagen einstiegen?
    “Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr erzählen”, sagte Heidi. Ihr linkes Auge zuckte nervös.
    “Erzählen Sie mir mehr über Betty”, bat Joe sie.
    Mit betrübter Miene fing sie an zu reden: “Na ja, ihr Name war zum Beispiel nicht Betty. Sie hielt sich illegal im Land auf. Sie konnte keine richtige Arbeit kriegen, weil sie keine Sozialversicherungsnummer hatte und keine Steuern zahlte.” Sie schniefte. “Sie wohnte bei mir im Haus, weil mein Vermieter ein Arschloch ist und keine Fragen stellt, weil es im Haus von Kakerlaken und so ‘nem Zeugs wimmelt. Die Mieter geben den Ratten Namen und tun so, als wären das ihre Haustiere. Irgendwann hat Genevieve auch mal mit Betty gesprochen, darüber, welche Möglichkeiten sie hätte, an Papiere zu kommen, um im Land bleiben zu können.” Sie zögerte und sah wieder kurz zu Didi. “Ich hab die Polizei angerufen. Ich rief von der Telefonzelle da unten – die Straße runter – aus an. Aber die Cops wollten bloß, dass ich jede Menge Formulare ausfülle, und gemacht haben sie gar nichts. Maria Rodriguez aus meinem Haus ist dann für mich zur Polizei gegangen und hat eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Sie hat sich dafür sogar einen Tag freigenommen. Didi und ich haben uns bei ihr revanchiert. Sie arbeitet als Putzfrau.” Wiederum zögerte sie und sah Joe seltsam an. “Finden Sie, Didi und ich sollten lieber irgendwo putzen gehen? Meinen Sie auch, dass alles andere besser wäre als auf den Strich zu gehen? Maria hat eine Narbe und ist sehr gehemmt, sonst würde sie auch anschaffen gehen. Sie können mir glauben, dass eine Menge Frauen lieber auf der Straße ihr Geld verdienen würden,

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