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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Ferne konnte er Danilo sehen. Dann waren sie beide wieder in der Baracke – in jener Nacht! –, und er beugte sich über den Freund und berührte ihn mit schmerzhafter Sorge. Und dann das schreckliche, leidenschaftliche Flüstern, der Schock, viel stärker geistig als körperlich, als Dani ihn fortstieß: Komm mir noch einmal zu nahe, du schmieriger Ombredin, und ich breche dir den Hals …
    Aber ich hatte doch nur versucht, ihm nahe zu sein, ihm zu helfen. Oder? Oder? Und unter stoßweisem Keuchen setzte sich Regis auf, war schließlich wieder bei vollem Bewußtsein und starrte in das schwache Licht, das durch das löcherige Dach über ihm in die Scheune drang. Er zitterte an allen Gliedern, und sein Körper schmerzte, als sei er geschlagen worden. Er war voll bei Sinnen, und seine Gedanken waren klar. Auf der anderen Seite der Scheune stampfte das Pony unruhig mit den Hufen. Regis stand auf und fragte sich, wie lange er wohl dort gelegen habe.
    Viel zu lange. Das Pony hatte jedes bißchen Futter aufgefressen und schnupperte über den Boden, so weit es reichen konnte.
    Regis ging zur Tür und stieß sie auf. Es hatte schon lange aufgehört zu schneien. Die Sonne war hervorgekommen, und vom Dach rannen kleine Bäche geschmolzenen Schnees. Regis wurde sich eines rasenden Durstes bewußt, doch wie alle Menschen, die mit Pferden aufgewachsen sind, dachte er zuerst an das Tier. Er führte das Pony zur Tür und ließ es frei. Nach einem Moment trollte es sich davon und ging zögernd um das Gebäude herum zur Rückseite. Regis folgte ihm und fand dort einen alten Brunnen, der gegen den Schnee abgedeckt war. Er hatte einen funktionierenden, wenn auch quietschenden Seilzug für den Eimer. Er tränkte das Pony, bediente sich selbst und schälte sich daraufhin zitternd aus den Kleidern. Er war für die strenge Disziplin auf Nevarsin dankbar, die es ihm nun ermöglichte, sich in dem eiskalten Brunnenwasser zu waschen. Seine Kleider rochen nach Schweiß und Erbrochenem. Er zog frische Sachen aus seinem Bündel. Zitternd, aber mit einem erheblich besseren Gefühl setzte er sich auf den Brunnenrand und kaute ein paar Trockenfrüchte. Ihm war kalt, und das Scheuneninnere schien noch seine Alpträume auszustrahlen und von den Stimmen zu hallen, die er im Delirium gehört hatte, wenn es ein Delirium gewesen war. Was sonst hätte es sein können?
    Mit langsamen Bewegungen, bis er sicher war, daß sein Körper ihm wieder gehorchte, sattelte er das Pferd und suchte seine Sachen zusammen. Er war bestimmt schon in der Nähe der Ländereien der Herren von Aldaran, und er hatte keine Zeit zu verlieren.
    Der Schnee hatte den Brandgeruch gedämpft, und er war froh darüber. Regis war erst eine oder zwei Stunden weit geritten, als er Pferde herannahen hörte. Er wich aus, um die Reiter vorbeizulassen, doch sie ritten geradewegs auf ihn zu, blockierten die Straße und fragten ihn nach Namen und Ziel.
    Er sagte: »Ich bin Regis-Rafael Hastur, und ich befinde mich auf dem Weg nach Burg Aldaran.«
    »Und ich«, sagte der dunkle Gebirgler mit spöttischer Stimme, die Regis sorgfältigen Casta -Akzent nachzuahmen schien, »bin der terranische Legat von Port Chicago. Nun, wer immer du auch bist, du kommst nach Aldaran, und zwar schnell.«
    Es war offensichtlich näher, als Regis gedacht hatte. Als sie den Gipfel des nächsten Berges erreichten, sah Regis die Burg und unterhalb davon die Stadt Caer Donn mit weißen terranischen Häusern.
    Jetzt, da Aldaran direkt vor ihm lag, beschlich ihn wieder die alte Furcht. Niemand wußte, warum man Aldaran aus den Sieben Domänen ausgeschlossen hatte – oder man wußte es, und es war das bestgehütete Geheimnis Darkovers.
    So schlecht konnten sie doch nicht sein, dachte Regis. Kennard hatte hier eingeheiratet. Und wenn sie einmal zu den Sieben Domänen gehört hatten, dann mußten sie zu den heiligen Stämmen von Hastur und Cassilda gehören. Und warum sollte ein Hastur Angst vor seinen Stammesbrüdern haben? Dies fragte er sich, während er durch die großen Tore ritt. Doch er hatte immer noch Angst.
    Gebirgler in merkwürdig geschnittenen Lederumhängen nahmen die Pferde entgegen. Eine der Wachen führte Regis in eine Halle, wo er längere Zeit mit einem anderen Soldaten redete und schließlich sagte: »Wir bringen dich zu Lord Aldaran, aber wenn du nicht der bist, der du vorgibst zu sein, dann bereite dich besser darauf vor, den Rest des Tages im Kerker zu verbringen. Der alte Lord ist krank, und keiner

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