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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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und ständig von einem Trupp Bediensteter wieder aufgefüllt wurde. So früh am Abend waren sie fast noch die einzigen Gäste. Ich grinste in der Erinnerung. Ich bin nicht mehr verpflichtet, meine Mahlzeiten in der Messe einzunehmen, doch mir fielen meine Kadettenjahre lebhaft genug wieder ein, um zu wissen, wie gut die hier ausgebreiteten Delikatessen nach dem Abendessen in der Kaserne wirkten.
    Danilo war dort, in Galauniform. Ein wenig zu selbstbewußt wünschte er mir einen fröhlichen Abend. Ich wünschte ihm das gleiche. »Wo ist Regis? Ich habe ihn noch nirgendwo gesehen.«
    »Er hat heute abend Dienst, Sir. Ich habe ihm angeboten, mit ihm zu tauschen – alle seine Verwandten sind hier –, doch er meinte, er hätte das noch jahrelang vor sich, und ich sollte gehen und mich amüsieren.«
    Ich wunderte mich, welcher Offizier, ob aus Bösartigkeit oder um zu betonen, daß ein Hastur bei den Kadetten keinerlei Vorzüge genösse, angeordnet hatte, daß Regis Hastur heute abend Dienst leistete. Ich wünschte mir lediglich, ich hätte eine so gute Entschuldigung.
    »Nun, dann wünsche ich dir viel Spaß, Dani.«
    Die unsichtbaren Musiker intonierten einen Schwertertanz, und Danilo wandte sich neugierig um, um zwei Wachen zu beobachten, die mit Fackeln die Schwerter hereinbrachten. Man dämpfte das Licht im Saal, um die Dramatik dieses ältesten und barbarischsten aller Bergtänze zu betonen. Gewöhnlich wird er von einem der besten Tänzer in Thendara vorgeführt, doch zu meiner Überraschung war es Dyan Ardais, der in dem leuchtenden, urtümlichen Kostüm, dessen Geschichte noch vor dem Zeitalter des Chaos verlorenging, nach vorn stürzte.
    Es gibt nicht viele Amateure, nicht einmal in den Hellers, die immer noch alle traditionellen Schritte und Bewegungen kennen. Ich hatte Dyan tanzen sehen, als ich noch ein Kind in Armida war, in der Halle meines Vaters. Ich dachte, dort sei es besser gewesen, beim Klang eines einzigen Dudelsackes, im Schein des Feuers und einer oder zweier Fackeln, als hier in dem eleganten Ballsaal, umgeben von Damen in bunten Kleidern, gelangweilten Edelmännern und Stadtleuten.
    Doch selbst die eleganten Damen und Edlen verstummten und waren durch den strengen Ernst jenes alten Tanzes beeindruckt. Und – das mußte ich zugestehen – durch Dyans Vorstellung. Denn zum ersten Mal sah er ernst und beherrscht aus, legte nicht diese schnippische und zynische Haltung an den Tag, die ich so sehr verachtete. Er war vollständig auf die alten Schritte konzentriert, die sich kompliziert und vorsichtig ineinander verwoben. Der Tanz trägt eine stolze, fast tigerhafte Maskulinität zur Schau, und Dyan verlieh ihm gezügelte Leidenschaft. Als er im letzten Bild die Schwerter aufhob und sie gekreuzt über dem Kopf hielt, hörte man keinen Laut in dem Ballsaal. Weil ich gegen meinen Willen beeindruckt war, versuchte ich absichtlich, den Bann zu brechen.
    Laut sagte ich zu Danilo: »Ich frage mich, für wen er es dieses Mal vorführt. Schade, daß Dyan keine Frauen mag. Hiernach würde er sich ihrer sonst mit einer Mistgabel erwehren müssen.«
    Ich merkte, daß ich jede Frau – oder auch jeden Mann – bemitleidete, die oder der es sich gestattete, sich von Dyan bezaubern zu lassen. Um seiner selbst willen hoffte ich für Dani, daß er nicht dazugehörte. Es ist nur zu natürlich für Jungen seines Alters, sich von einem derart starken Charakter betören zu lassen, und ein Kadettenmeister ist das natürliche Objekt für eine solche romantische Identifikation. Wenn der Ältere ein ehrenwerter und freundlicher Mann ist, schadet es nichts und vergeht nach kurzer Zeit wieder. Ich habe diese kindliche Art von Zuneigung lange hinter mir gelassen, und wenn ich auch ein- oder zweimal der Geschätzte gewesen bin, sorgte ich doch dafür, daß es über ein gegenseitiges Anlächeln niemals hinausging.
    Nun, ich war nicht Danilos Vormund, und mir war bedeutet worden, daß sich Dyan außerhalb meiner Kritik befand. Außerdem hatte ich genug eigene Sorgen.
    Dyan ging auf das Büffet zu. Ich sah, wie er auf ein Glas Wein stehenblieb und mit aufgesetzter Freundlichkeit mit einer der Wachen redete. Kurz blickten wir uns an. Mit dem Entschluß, daß, sollte es Unhöflichkeiten zwischen den Comyn geben, ich nicht der Auslöser sein wollte, gab ich einen höflichen Kommentar zu seinem Tanz ab. Er antwortete mit ebenso bedeutungsloser Höflichkeit, und seine Augen wanderten an mir vorbei. Ich fragte mich, nach wem er Ausschau

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