Hauch der Verfuehrung
sie sich auf der Terrasse, dann gingen sie gemeinsam zu den Ställen.
Jacqueline war eine geübte Reiterin; Gerrard schloss das aus der Tatsache, dass am Aufsitzklotz eine lebhafte Stute auf sie wartete. Er schwang sich in den Sattel des kastanienbraunen Wallachs, den der Stallbursche für ihn ausgewählt hatte, und beruhigte das Pferd, während er beobachtete, wie Jacqueline ihr Pferd tänzeln ließ, dann aber geschickt unter Kontrolle brachte.
Sobald Barnaby sich mit seinem Pferd vertraut gemacht hatte, einem jungen schwarzen Hengst, ritten sie vom Hof, und Jacqueline übernahm die Führung. Sie verließ fast sofort die Auffahrt, bog in einen mit Gras bewachsenen Weg zwischen hügeligen grünen Feldern ein. Gerrard, der sie genau beobachtete, fing den lachenden Blick auf, den sie ihm über die Schulter zuwarf, dann drückte sie der Stute die Fersen in die Flanken - und preschte davon.
Er war sogleich hinter ihr her, unwillkürlich und ohne langes Nachdenken.
Mit einem Ausruf des Schreckens folgte Barnaby ihnen nach.
Sie donnerten über den Boden; bei ihrem schnellen Tempo verwandelte sich die milde Brise in einen heftigen Wind, der ihnen um die Ohren pfiff, ihnen durchs Haar fuhr.
Das Land stieg auf dem Weg aus dem Tal, in dem Hellebore Hall stand, allmählich an. Als sie die Kuppe erreicht hatten, hielt Jacqueline ihr Pferd an, das unruhig tänzelnd gehorchte, und warf einen Blick zurück.
Gerrard war dichter hinter ihr, als sie gedacht hatte; er wendete den Kastanienbraunen und blieb neben ihr stehen. Barnaby, ein paar Sekunden hinter ihm, wurde langsamer; er war es, der den Ausblick als Erster bemerkt hatte.
»Himmel!«, entfuhr es ihm, und seine Augen wurden groß.
Gerrard drehte sich um, er sagte nichts, aber als Jacqueline ihm ins Gesicht schaute, lächelte sie. Er war sprachlos. In dem Augenblick wurde der Künstler in ihm offenbar und ergriff vollkommen die Herrschaft über ihn. Er war wie gebannt von der Aussicht, dem herrlichen Blick über Carrick Roads nach Falmouth am gegenüberliegenden Ufer des Meeresarms.
»Nun«, sagte Barnaby, »man kann wirklich nicht behaupten, die Landschaft hier in Cornwall sei nicht malerisch.«
»Allerdings nicht!« Jacqueline erkundigte sich nach der Landschaft in der Grafschaft, wo er zu Hause war; dabei erfuhr sie, dass Barnaby in Suffolk geboren und aufgewachsen war.
»Reizvolle, wenn auch nicht so dramatische Landschaften gibt es bei uns zuhauf-jede Menge Windmühlen und ebene Felder. Aber« - er saß auf dem Pferd und schaute wieder auf die Wasserfläche - »nichts kommt dem hier gleich.«
Einen Augenblick später sah er zu Gerrard hinüber, der immer noch wortlos auf das Meer starrte, dann zu Jacqueline. »Sie könnten versuchen, ihn zu der Landschaft bei ihm zu Hause zu befragen - das könnte den Bann brechen.«
Gerrard murmelte etwas. »Ich kann dich hören, weißt du.«
»So, aber du kannst nicht sehen. Nichts bis auf die Landschaft wenigstens.« Barnaby nickte bergab, wo eine Gruppe Reiter ein Stück vor ihnen am Straßenrand versammelt war. »Warten die auf uns?«
Jacqueline schaute hin und winkte. »Ja, das ist unsere Gruppe.« Sie sah zu Gerrard, der ihr bedeutete loszureiten.
»Dann ist das also das obere Ende der Straße?«
»Ja.« Sie ließ ihre Stute in Schritt fallen, lenkte sie den Weg hinab. »Da treffen wir uns normalerweise immer. Von hier aus können wir der Straße in der Richtung folgen« - sie zeigte nach Süden - »nach St. Mawes; oder wenn wir uns nach Norden wenden, kommen wir nach kürzester Zeit zu der Straße nach St. Just.«
Gerrard betrachtete die Gruppe vor ihnen. Beide Trewarrens waren dabei, Giles und Cedric, beide Frithams und die beiden Hancock-Mädchen, Cecily und Mary. Er sah, wie Jacqueline Cecily einen überraschten Blick zuwarf. Berücksichtigte man die Abfuhr, die er ihr gestern Abend erteilt hatte, fragte er sich, weshalb sie gekommen war, wenn sie doch offensichtlich normalerweise nicht mit zu der Gruppe gehörte.
Das musste er sich nicht lange fragen. Als sie zu den anderen stießen und sich eine allgemeine Begrüßung anschloss, behandelte ihn Cecily entschieden kühl, wandte ihre ganze Aufmerksamkeit Barnaby zu.
Gerrard verkniff sich ein Grinsen. Wenn Cecily seine Zurückweisung als barsch empfunden hatte, wäre sie gut beraten, Barnaby nicht zu bedrängen.
Er überließ es Barnaby, sich selbst zu helfen, richtete seinen Blick auf Jacqueline, um zu beobachten, wie sie auf die anderen reagierte und die
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