Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
Haus reine Luftlinie wesentlich näher. Über die Anhöhe da« - sie deutete mit dem Kinn zu der südlichen Kuppe am Rand der Gärten - »ist es nur ein Spaziergang von zehn Minuten vom Seitenausgang. Es gibt einen Pfad, der durch den Wald hier herführt und dann auf den Kiesweg im Garten der Diana trifft.«
    »Taucht er häufiger einfach so auf?«
    »Manchmal. Ich weiß nicht, wie oft er hier vorbeikommt. Die Gärten sind so weitläufig; ich bezweifle, dass jemand das weiß.«
    »Hm.« Jordan war durch die Pergola aus Holz gegangen und dann im Garten des Dionysos verschwunden. Gerrard blickte in das längliche Tal im Westen, bemerkte den Winkel der untergehenden Sonne und bedeutete Jacqueline, besser weiterzugehen. »Lassen Sie uns noch den Garten des Poseidon ausprobieren. Wasser ist bei Sonnenuntergang immer ein faszinierendes Element.«
    Als er am Tag zuvor seine Augen auf die Stelle gerichtet hatte, wo der Bach aus dem Garten der Nacht ans Licht trat, über flache Steine plätscherte und sich in einem schmalen, rechteckigen Becken sammelte, hatte er geglaubt, er habe den perfekten Rahmen für das Porträt gefunden. Jetzt, da er wusste, was sein Bild zeigen sollte, kamen ihm plötzlich Zweifel. Er würde sie im Atelier malen, aber der Hintergrund, vor dem sie in dem fertigen Porträt dann stehen würde, wäre von irgendwo hier.
    »Ich möchte Sie dort drüben sehen - setzen Sie sich auf den Beckenrand.« Am Ende der großen, flachen Steine floss das Wasser in einen kleinen Kanal und dann durch einen Wasserspeier in das Becken.
    Sie tat, worum er gebeten hatte. Unter seinen Wimpern hervor musterte er sie, suchte nach einem Anzeichen von Unbehagen und war erleichtert, als er keines entdecken konnte.
    »So?« Sie ließ sich anmutig auf die Umrandung neben dem Wasserspeier sinken und schaute ihn an.
    Er lächelte. »Perfekt.«
    Und das war es auch; das goldene Licht der im Westen stehenden Sonne ergoss sich in das Tal, spiegelte sich im Wasserbecken und badete Jacqueline in weichem, warmem Licht. Ihre Haut nahm einen besonderen Schimmer an; ihr Haar wurde lebendig, voll und glänzend. Selbst ihre Lippen schienen geheimnisvoll, und in ihren Augen ... standen Träume.
    Er spürte, wie etwas in ihm still wurde; sie blickte an ihm vorbei ins Tal, in das goldene Licht. Dieser Ausdruck auf ihrem Gesicht...
    Ohne weiter zu überlegen, begann er zu zeichnen.
    Rasend schnell, aber unglaublich genau, übertrug er alles, was er sehen konnte, in diesem kurzen Augenblick auf das weiße Papier. Er erkannte den Punkt, als es genug war, wenn jeder weitere Strich alles ruiniert hätte. Er hielt inne, blätterte die Seiten durch und schaute auf, seinen Stift in der Hand.
    Ihre Lippen kräuselten sich leicht. »Was als Nächstes?«
    »Bleiben Sie einfach da.« Als Nächstes würde er jetzt den Hintergrund, den er sich vorstellte, skizzieren. Der untere Eingang zum Garten der Nacht, der Torbogen aus tiefgrünen Blättern und Ranken, deren dunkle Schatten sich ständig veränderten, lag hinter ihr - zehn Schritt etwa, doch Perspektive war in der Hand des Künstlers nicht mehr als ein Werkzeug, eine Waffe. Wenn er sie schließlich malen würde, würde sie in dem Torbogen stehen. Der Garten der Nacht war ein perfektes Symbol für das, was sie gefangen hielt, für etwas, dem sie entkommen wollte und musste. Und wovon das Porträt sie befreien würde. Das rechteckige Becken würde ihr zu Füßen liegen, Licht zu ihr reflektieren, als ein Symbol dafür, wie sie aus dem Dunkel in die Helligkeit trat.
    Perfekt.
    Die Essenz des Gartens der Nacht wurde unter seinen Bleistiftstrichen lebendig, erschaffen von den geschickten Bewegungen seiner Finger.
    Als Gerrard schließlich innehielt und sich anschaute, was er da aufs Papier gebannt hatte, war er zufrieden.
    Mehr noch, er war bewegt; es war das erste Mal, dass er versucht hatte, die beiden künstlerischen Seiten in ihm zu verschmelzen - den Liebhaber dramatischer Landschaften und den Beobachter und Maler von Menschen mit ihren Gefühlen. Er hatte sich nicht bewusst dafür entschieden, es war einfach passiert, das erkannte er nun.
    Er konnte es kaum abwarten, sich eingehender mit der Herausforderung auseinanderzusetzen.
    Er blätterte um, schaute Jacqueline an. »Erzählen Sie mir von Ihrer Mutter.«
    »Mama?« Sie hatte es gelernt, ihn nicht direkt anzusehen; sie blickte weiter ins Tal hinab.
    Ein Augenblick verstrich, dann sagte sie: »Sie war sehr schön, vielleicht sogar ein wenig eitel, aber

Weitere Kostenlose Bücher