Hauch der Verfuehrung
er: »Der Himmel weiß, mir jagt das alles eine Heidenangst ein.«
Eine halbe Minute oder so sagte sie nichts, dann drehte sie sich ganz langsam zu ihm um; ihr Busen streifte fast seine Brust.
Sie schaute ihm in die Augen; ihre Miene war offen, ehrlich, direkt - und entschlossen. »Ja, ich kann es fühlen, aber ich fürchte den Tod, nicht das Leben. Ich fürchte zu sterben, ohne je gelebt zu haben, ohne je zu wissen, ohne je zu erfahren - wie es ist, genau dies hier. Mehr als alles andere, dies.«
Ihre Augen waren fest auf ihn gerichtet, sie holte Luft und fuhr fort: »Ich weiß nicht, was passieren könnte oder eben auch nicht, welche Gefahren oder Risiken darin liegen, aber das ist mir auch egal. Wenn ich mich Gefahren stelle und Risiken eingehe, lebe ich nämlich, anstatt nur zu existieren, wie ich das so lange schon tue.«
Ihre Ehrlichkeit verlangte dieselbe Aufrichtigkeit von ihm. Ihre Entschlossenheit untergrub seine guten Absichten. »Wissen Sie eigentlich, was Sie da sagen - wozu Sie mich einladen?«
»Ja.« Ihre Lider flatterten, dann schaute sie ihn wieder an. »Sie waren offen und ehrlich.«
Nicht ehrlich genug. »Ich kann nichts versprechen, rein gar nichts. Ich weiß nicht, was sich daraus entwickeln kann, wie viel von mir ich Ihnen zu geben vermag. Ich bin niemals ...« Seine Lippen zuckten, aber er erwiderte ihren Blick. »Mit einer Dame wie Ihnen zusammen gewesen.«
Eine Frau, die so stark auf ihn wirkte, in vielerlei Hinsicht, auf so durchdringende Weise ... Er hatte keine Ahnung, ob eine Ehe zwischen ihnen eine Chance hatte.
»Ich habe keinerlei Versprechungen verlangt.«
Ihre Stimme war ruhig, und ihr Blick auch. Er fühlte sich dennoch getrieben, sie zu beschützen. »Egal, ich gebe Ihnen trotzdem eines: Wenn Sie zu irgendeinem Punkt aufhören wollen, für eine gewisse Zeit Abstand brauchen, dann müssen Sie es nur sagen.«
Er griff nach ihr, während er noch sprach. Ihre Augen wurden groß, als er sie an sich zog, seine Arme um sie schloss. Sie hielt sich an seinen Oberarmen fest, doch als er den Kopf senkte, unternahm sie keine Anstalten, ihn wegzuschieben.
Stattdessen legte sie den Kopf in den Nacken, und ihre Münder berührten sich.
Und von da an gab es kein Zurück mehr. Für ihn nicht, und für sie auch nicht.
Der Strudel erfasste sie.
Leidenschaft wallte auf, eine heiße Woge rann durch sie hindurch, machtvoll, aber gezügelt, das stete Ziehen einer Strömung unter der Oberfläche. Gezügelt genug, dass sie das Neue darin genießen konnten - das Neue für sie beide.
In seinem Kopf drehte sich alles. Das hier war so vollkommen anders als all die anderen Male, als jeder andere Kuss ... sie war so völlig anders als jede andere Frau.
Diese Erkenntnis erschütterte ihn, lieferte ihn ungeschützt der Welle des Gefühls aus, die alles neu machte - als wäre es das erste Mal. Langsam. Schritt für Schritt, jeden Moment genießend, auskostend.
Jacqueline öffnete die Lippen, bot ihm ihren Mund - und war entzückt, als er ihn nahm. Er tat es ohne Eile, ohne Drängen, ohne überwältigende, alles verzehrende Leidenschaft; jetzt, so schien es, war die Zeit, um zu erforschen, um zu lernen.
Da war ein unverhohlener, unkomplizierter Hunger in seinem Kuss. Sie antwortete darauf, nahm, was er ihr bot, nahm alles, was sie brauchte. Er schob ihre Arme nach oben, und sie schlang sie ihm um den Hals, erschauerte, als der Druck seiner Arme um sie sich verstärkte, er sie an sich zog, ihre Brüste gegen seinen festen Brustkorb presste, ihre Hüften gegen seine steinharten Oberschenkel.
Nichts an ihm schien weich; an ihrem nachgiebigen Fleisch war sein Körper ganz Muskeln und Knochen, machtvoll, fremd und ganz Mann. Ihr Verstand wusste, sie sollte Angst empfinden, sich hilflos und ausgeliefert fühlen, angesichts dieser unerbittlichen Stärke, aber zu ihrer Verwunderung stellte sie fest, dass dem so nicht war.
Wenn überhaupt, dann genoss sie den Kontrast, seine Männlichkeit betonte ihre Weiblichkeit; wenn überhaupt, so empfand sie Vorfreude wegen dieser Unterschiede, wegen der darin liegenden Verheißung.
Seine Hände, lang und kräftig, strichen über ihre Seiten, fassten zu und lösten sich wieder, glitten dann über ihren Rücken.
Hitze breitete sich aus, die zunahm, als er seinen Kopf zur Seite drehte und den Kuss vertiefte. Eifrig drückte sie sich fester an ihn, folgte seiner Führung, in Versuchung geführt, und doch überaus willig.
Er ließ eine Hand über ihren Rücken nach
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