Haunted (German Edition)
die ihr lächelnd sagte, dass alles gut werden würde.
Offensichtlich hatte sie viel Blut verloren, weil sie tatsächlich eine Vene getroffen hatte, auch wenn es zum Glück eine kleine war; ansonsten wäre sie wahrscheinlich tot. Die Ärzte hatten den Schaden repariert und alles zugenäht. Das verlorene Blut war ersetzt worden, und sie bekam eine Art Medizin, die dafür sorgen sollte, dass sich keine gefährlichen Klumpen bildeten. Sie würde für ein paar Tage zur Beobachtung im Krankenhaus blieben müssen.
»Wie …?« Sie versuchte zu sprechen, aber ihre Kehle war trocken und das Wort kam als Krächzen heraus. Die Krankenschwester nahm einen Plastikbecker von einem Tablett, das rechts neben das Bett gestellt worden war, und schob einen Strohhalm in Megans Mund. Sie nippte Wasser durch den Strohhalm, das kühlste, frischeste, am besten schmeckende Wasser, das sie jemals gekostet hatte. Ihr Hals fühlte sich besser an, und sie schluckte, bevor sie erneut versuchte zu sprechen. Dieses Mal klang ihre Stimme schwach, aber deutlich. »Wie lange bin ich schon hier?«
»Seit gestern Abend«, sagte die Krankenschwester zu ihr.
Gestern Abend? Sie war die meiste Zeit, die sie hier war, bewusstlos, aber trotzdem kam es ihr wie Tage vor.
Nachdem die Krankenschwester gegangen war und die drei allein waren, abgesehen von dem schnarchenden Mann im nächsten Bett, schwiegen sie einen Moment. Ihre Eltern schauten sich an; dann räusperte sich ihre Mom und redete in einer vorsichtigen, durchdachten Weise, die andeutete, dass sie Zeit damit verbracht hatte, ihr Gesprächsthema vorzubereiten. »Liebling? Ich weiß, du willst nicht hier sein. Ich weiß, das ist schwer für dich, und ich will es nicht noch schwerer machen, aber dein Dad und ich haben einige Fragen, die wir gerne von dir beantwortet hätten.«
Megan wusste, was als Nächstes kam.
»Das alles war ein Unfall, ich weiß. Und es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe und du dir deshalb das Bein aufgeschlitzt hast. Ich hätte zuerst anklopfen sollen. Aber, Schätzchen, warum hast du dich überhaupt geschnitten?«
Sie wünschte, sie hätte darauf eine Antwort, aber das hatte sie nicht. »Ich weiß es nicht«, gab sie zu und fing an zu weinen.
Ihr Mom kam zum Bett herüber. Sie konnte Megan nicht umarmen – es waren zu viele Schläuche und Monitore im Weg –, aber sie tat das Beste, was sie tun konnte, und legte einen Arm um Megans Schulter auf das Kissen. »Ist schon gut«, sagte sie, und wischte mit einem Finger die Tränen weg. »Wir reden ein andermal darüber, wenn du dich besser fühlst.«
Megan wollte überhaupt nicht darüber sprechen. Wenn sie die Unterhaltung aufschoben, hätte sie Zeit, sich bessere Antworten auszudenken, aber sie bezweifelte, dass sie fähig wäre, sich einen echten Grund einfallen zu lassen. Das Haus weitete seinen Einfluss aus , dachte sie erneut, und damit kam sie der Wahrheit wahrscheinlich so nahe, wie sie es jemals würde.
Sie war gerade erst aufgewacht, aber sie fühlte sich schon wieder müde – das lag höchstwahrscheinlich an der Medizin – und sie fragte ihre Eltern, ob es in Ordnung wäre, wenn sie ein kurzes Nickerchen machte.
»Natürlich«, antwortete ihr Dad.
Ihre Mom drückte ihre Schulter leicht und dann ging sie zu ihrem Stuhl zurück. »Nur zu, Liebling.«
Als sie aufwachte, war es Zeit fürs Abendessen. Eine Krankenschwester benutzte einen Knopf auf der Fernbedienung an der Seite ihres Bettes, Megan in eine Sitzposition zu erheben, damit sie die erbärmlich aussehende Mahlzeit essen konnte, die auf einem Tablett stand, das an einem Metallarm an ihrem Bett befestigt war. Ihre beiden Eltern saßen immer noch in den gleichen Stühlen, obwohl ihr Dad gerade CNN auf dem Fernseher schaute, der an der Wand angebracht war, und nicht bemerkt hatte, dass sie aufgewacht war, bis ihre Mom ihm mit dem Ellbogen anstupste.
Die Krankenschwester verließ das Zimmer, und sie alle amüsierten sich über das schreckliche Essen, als Megan versuchte, es zu sich zu nehmen. Dass sie sich geschnitten hatte, wurde nicht erwähnt, und alles, was außerhalb dieses Krankenzimmers vor sich ging, schien weit weg zu sein und nicht im Zusammenhang zu stehen. Der schnarchende Mann war aufgewacht und aß sein Abendessen. Laut. Ihr Dad sah, wie sie einen Blick hinüberwarf und verstört war, und er erhob sich von seinem Stuhl, um den Vorhang zwischen den Betten zuzuziehen und ihre Sicht zu blockieren. Megan lächelte ihn an. »Danke.«
Es
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