Haunted (German Edition)
das undeutliche Gemurmel sie in den Schlaf wiegen.
Mitten in der Nacht wachte sie auf, nicht nur zu ihrer Linken, sondern auch zu ihrer Rechten waren die Vorhänge zugezogen, um die Anblicke und Geräusche aus dem Korridor außerhalb ihres Zimmers abzuschirmen, damit sie in Ruhe schlafen konnte. Hoch oben an der Wand lief ihr Fernseher immer noch, aber kein Film oder keine Serie wurde ausgestrahlt. Stattdessen war der Monitor weiß, über den Bildschirm bewegten sich schwarze Buchstaben von links nach rechts.
Es sah aus wie das Display ihres Handys.
Megan schaute mit zugekniffenen, verschlafenen Augen auf die Nachricht, dann griff sie schnell nach der Fernbedienung. Sie drückte auf den roten »Aus«-Knopf, immer und immer wieder, aber der Fernseher weigerte sich zu gehorchen.
Ich habe es dir gesagt , Megan, wiederholten sich die Wörter, ich werde euch beide umbringen .
Verzweifelt drückte sie auf den Knopf, der die Krankenschwester rief.
Er schien nicht zu funktionieren, denn niemand kam. Sie wollte aus dem Bett steigen, den Flur entlanglaufen, bis sie jemanden fand, der ihr half, aber sie war an die Monitore angeschlossen, und ein Plastikschlauch tröpfelte Medizin in ihr Handgelenk.
Auf der anderen Seite des Vorhangs hatte das Schnarchen aufgehört.
War der Mann tot?
Sie musste sich beruhigen. Die Wörter auf dem Fernseher waren nur das: Wörter. Sie konnten sie nicht verletzen. Sie konnten ihr vielleicht Angst einjagen, aber sie konnten ihr keinen Schaden zufügen. Sie ging in sich. Hatte sie Lust, sich zu schneiden oder sich irgendwie selbst zu verletzen? Hatte sie irgendwelche verdächtigen oder ungewöhnlichen Gedanken? Nein.
Megan schaute erneut auf den Bildschirm, und die Wörter waren verschwunden. Eine Dauerwerbesendung wurde ausgestrahlt, irgendeine Art Reinigungsmittel.
Vielleicht hatte sie sich alles eingebildet.
Sie schloss die Augen und lehnte sich wieder zurück. Allein die Möglichkeit, dass sich alles in ihrem Kopf abgespielt hatte, erlaubte ihr, es zu vergessen und wieder einzuschlafen. Was sie fast augenblicklich tat.
Sie träumte von dem Mann mit der Baseballmütze. Er hielt sich in einer kleinen, primitiven Baracke auf, in einer Holzhütte ohne Möbel und Fenster, und er röstete über einem Feuer in der Mitte des Fußbodens ihren Grandpa, bereitete vor, ihn zu essen. Ihr Grandpa schrie, seine Kleider und Haare brannten ab, Schweiß und Blut quollen aus seiner geröteten Haut hervor und tropften zischend in die Flammen. Er war an eine Art Spieß gefesselt, und gelegentlich würde ihn der Mann mit der gelben Mütze umdrehen und ihn mit einer Gabel stechen, um zu schauen, ob er durch wäre.
Als sie aufwachte, waren die Vorhänge zurückgezogen, das Bett des schnarchenden Mannes war leer, und das Sonnenlicht schien durchs Fenster. Sie rief nach einer Krankenschwester, benutzte die Bettpfanne, bestellte Frühstück, erduldete eine Untersuchung und bekam gesagt, dass es ihr gut ging.
Die Stühle neben ihrem Bett waren leer und blieben leer. Sie schaute immer wieder von ihnen zur Tür. Zehn Minuten vergingen. Fünfzehn. Zwanzig. Eine halbe Stunde. Fünfundvierzig Minuten.
Ihr Frühstück kam – Müsli, Toast und Orangensaft – und sie fing an zu essen. Sie machte sich Sorgen, aber redete sich ein, dass sie es nicht tat.
Nachdem ihr Tablett entfernt worden war, traf endlich ihre Mom ein.
Allein.
Weinend.
Dreiundreißig
Das Haus ihrer Großeltern wirkte leer. Grandpa wurde vermisst. Megan lag im Krankenhaus, und seine Mom blieb bei ihr. Nur er, sein Dad und seine Grandma waren zum Abendessen zu Hause. Sein Dad hatte Pizza mitgebracht, mit der Absicht, ihn aufzumuntern, und statt der Nachrichten erlaubte er ihm The Simpsons anzuschauen, aber es funktionierte nicht wirklich. Es machte ihn sogar trauriger, machte ihm bewusster, dass nichts normal war, dass alles aus dem Gleichgewicht geraten war.
Er verstand nicht so richtig, was mit Megan passiert war. Er hatte sie im Badezimmer gesehen, bevor ihre Eltern sie schnell ins Krankenhaus brachten, und es sah aus, als hätte sie ein Steakmesser aus der Küche gestohlen und damit ihre Beine aufgeschnitten. Hatte sie versucht, sich umzubringen? Was wäre geschehen, wenn ihre Mom nicht hineingeplatzt wäre? Wäre sie tot?
Hatte das Haus sie dazu veranlasst?
Genau das wollte er wirklich wissen, aber sie war nicht wach gewesen, als er dort war, um sie zu sehen, also war er nicht in der Lage gewesen zu fragen. Er erinnerte sich, wie es
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