Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus aus Erde

Haus aus Erde

Titel: Haus aus Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Guthriie
Vom Netzwerk:
besser geworden.« Er sprach langsam und dehnte jedes Wort. »Also. Lady. Gut, dass du dein Kleid wieder runtergelassen hast. Weißt du das?«
    »Was für unanständige Gedanken schießen dir denn jetzt schon wieder durch den Kopf, Mister Hamlin?« Während sie mit ihm sprach, ging sie auf dem Hof auf und ab und nahm einen Armvoll Wäsche von der Leine. Sie befühlte das Geschirrtuch, das an einem Nagel an der Wand hing, ob es schon getrocknet war. »Kannst du mir das verraten?«
    »Hab grad Old Grandpa Hamlin gesehen, wie sein flammender Blick von der Veranda übers Feld und dann über die Straße und dann über den Briefkasten und dann über den Zaun flackert, bis zu der Stelle, wo du eben mit gerafftem Kleid gestanden hast.« Tike setzte sich auf die alte Kellertür, die an dem niedrigen Erdhaufen lehnte, von dem der Zugang zum Keller bedeckt war. »Ja doch. Hab gesehen, wie seine alten Augen blaue Funken sprühen.«
    »Ich freue mich jetzt schon auf den Tag, wo was passiert in diesem Land, was dich mal an was oberhalb von deinem Bauch denken lässt. Ich bin mir nicht sicher, was das sein könnte, aber irgendwas muss passieren, damit du nicht immer bei dem Thema nackte Haut völlig aus dem Häuschen gerätst. Was Old Grandpa Hamlin angeht und seine alten Augen, die über seine Farm, über die Straße und über unsere Farm hinweg mein nacktes Hinterteil gesehen haben – das macht mir überhaupt nichts aus. Der hat doch genauso oft, wenn nicht noch öfter drüben in der Brise gestanden und sich Beine und Bauch gewaschen. Was heißt das schon? Nix.« Sie ging durch die westliche Fliegengittertür ins Haus und warf ihren Armvoll trockener Wäsche auf einen Stuhl.
    »Das beweist, dass Grandpa ziemlich saubere Geschlechtsteile hat, schätz ich mal.« Tike spuckte auf den Boden und sah zu, wie seine Spucke sich zu einer kleinen staubigen Kugel zusammenklumpte. »Müssen ja wohl sauber sein. Von hier aus kann ich jedenfalls nix riechen. Du etwa?«
    »Nein.« Die Tür schlug mit einem Knall zu, der das ganze Haus erschütterte. »Verflixt. Dauernd vergess ich, dass du die große, starke Feder an der Tür festgemacht hast. Ich knall sie immer so fest zu, dass ich Angst hab, die ganze Hütte stürzt ein.« Bei dem letzten Satz ließ sie ihre Arme in der Luft kreisen.
    »Red nich so laut. Du bringst die verdammte Hütte wirklich noch zum Einsturz.« Tike lachte, kratzte eine Warze auf seinem Handrücken auf und wischte das Blut an der vermoderten Kellertür ab. »Immer mit der Ruhe.«
    »Du bist natürlich die Ruhe selbst. Nie wirst du so wütend, dass du mal mit anpackst und n bisschen ehrliche, harte Arbeit tust, oder?« Sie stemmte die Hände in die Hüften und ging an ihm vorbei, um den Pfosten für die Wäscheleine aufzurichten. »Ich würde zu gern mal was sehen, was dich so richtig fuchsteufelswild macht. Dann würd ich wenigstens n bisschen Arbeit aus dir rausholen.«
    Tike verschmierte das Warzenblut auf seinem Daumen und sagte: »Ich bin kein Kämpfer, Lady, ich bin jemand, der Frauen flachlegt.«
    »Wenn du nich sofort wie n Karnickel angehoppelt kommst und mir hilfst, wirst du dich nie wieder auf mir als Matratze im Heu wälzen.«
    »Klingt gefährlich.« Er stützte sich auf den Ellbogen und blinzelte über die Weide nach Westen.
    »Was für n Zwei-Dollar-Witz war das denn?« Mit erhobenen Fäusten trat sie auf ihn zu. »Mister?«
    »Ich hab nur gesagt, dass das Wetter furchtbar gefährlich aussieht. Richtig gefährlich.« Er hob die Arme, um sein Gesicht zu schützen, als rechne er mit einer Ohrfeige.
    »Ich kann dich lesen wie ein Buch, Tike Hamlin. Glaubst du etwa, ich mach Spaß? Wart’s nur ab. Heut Abend im Bett.«
    »Du hast nichts, was ich in meinem Bett haben will.«
    »Du was? Wie schön für dich, Sir, Mister, wie überaus schööön für dich. Wart nur ab, bis es Abend wird. Ich kenn dich besser als du dich selbst. Ich weiß genau, was du sagen wirst. Das weiß ich jetzt schon. Ich brauch nich mal mein Gehirn einzuschalten, um dich besser zu kennen als meinen eignen Namen. In deinem leeren alten Kopf kann ich leichter lesen als in ner Fibel für Abc-Schützen.«
    »Ich hab n zehn Mal hübscheres Mädchen als dich, mit dem treff ich mich jeden Tag drüben im Kuhstall. Vor weniger als ner Stunde war ich mit der zugange. Mir kannste mit deinen blöden ausgeleierten Drohungen keine Angst nich machen. Schwachkopf. Zisch ab. Geh deinen Dünger verhökern.« Er reckte sich auf und stand jetzt hinter

Weitere Kostenlose Bücher