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Haus aus Erde

Haus aus Erde

Titel: Haus aus Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Guthriie
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Lebens, die alle anderen Werke enthält. Und nur wenige Menschen arbeiten, um uns zu verletzen, zu bedrücken, zu verleugnen, zu betrügen. Und diese wenigen sind die Diebe des Körpers, die Keime der Krankheit namens Habgier, es sind nur wenige, aber die sind laut und stark, und du musst dein Baby glücklich zur Welt bringen, um zu helfen, diese wenigen auszurotten.«
    Und außer Ella May vernahm niemand in dem kleinen Zimmer diese Worte. Und auch sie selbst vernahm diese Worte nicht in diesen Worten, sondern in Worten, die ihr noch deutlicher, sehr viel deutlicher zeigten, was ihre Vision zu bedeuten hatte. Ihre Vision zeigte ihr, dass alle Menschen ineinander leben und sich durcheinander hindurchbewegen, genauso wie ihr Baby in ihr lebte und sich durch sie hindurchbewegte. Und alle Worte, die sie in ihrem Leben je hören würde, würden das Bild noch deutlicher machen.
    Der eisige Wind, der durch die geöffnete Tür wehte, biss Tike in die Haut wie ein kleiner Schäferhund und zwickte an Blanches Sprunggelenken, sodass sie mit den Füßen aufstampfte. Sie fröstelte am ganzen Körper und krallte sich die Hände wie Adlerklauen ins Gesicht, und eine Weile schienen ihre Seele und ihr ganzes Leben aus ihrem offenen Mund herauszufliegen. Und sie wirbelte auf dem Absatz herum und spürte, wie ihr die Wellen des Windes ins Gesicht und gegen die Brust schlugen. Ihre Augen huschten im Zimmer umher, die kleine Treppe hinauf zum Schlafplatz, dann zur Zentrifuge, zu Tike und zu den Eimern und Kannen. Zwar spürte er den eisigen Wind auf dem Rücken seines verschwitzten Hemdes, brauchte aber doch ein paar Sekunden, um zu begreifen, was vor sich ging. Die Zentrifuge summte, und er sang seinen Singsang:
    Another man done gone
    Another man done gone
    Another man done gone
    Another man done gone
    Well I did not know his name
    Well I did not know his name
    No I did not know his name
    And I did not know his name
    »Ella Mayyy!«
    He killed another man
    zumm zumm zumm zumm
    He killed another man
    Sum summmm zummm sum
    He killed another man
    And he killed
    »Tike!«
    He had a long chain on
    He had a long
    Huh?
    »Ella May! Gott!«
    »Ella was?« Wegen des Gewichts der Stahlscheiben, die mit tausend Umdrehungen in der Minute rotierten, erstarb der Lärm der Zentrifuge nur langsam. Sein müder Rücken war gekrümmt, als er sich umwandte und Blanche anblinzelte. »Wer?« Ehe Blanche eine Bewegung oder ein Geräusch machen konnte, spürte er die Kälte von der offenen Tür und stürzte hinaus in die Nacht. »Lady.« Er versuchte, den Mund zu öffnen, doch der eisige Schneesturm raubte ihm den Atem, sodass er nur bellen konnte: »Lady, Lady, wo bist du? Schrei doch mal. Wo bist du? He. Lady.« Und dann drehte er den Mund zur Seite, aus dem Wind, und rief lauter: »LADY!« Und dann knurrte er in einem noch irreren Ton: »Der gütige Gott Jesus soll seinen Zorn an dir auslassen, dass du uns solche Streiche spielst! LADY!«
    Blanche durchquerte das Zimmer, um ihren Mantel von der Wand zu nehmen, doch der schmale Aufhänger blieb am Nagel hängen, und vom Kragen bis zum Rücken riss sie ein großes, langes Loch in den Mantel. Nachdem sie drei Mal fest gezerrt hatte, schleuderte sie den Mantel gegen die Wand, bedeckte die Brust mit den bloßen Händen und rannte hinter Tike in den Sturm hinaus. »Ist sie da drüben? Puh! Der Wind schneidet einem in die Haut wie ein Brandeisen! Sehen Sie sie?«
    »Nein.« Tikes Stimme erklang aus den Schichten von Dunkel und Wind. »Nein. Das isse nich. Das is der Wassertank. So n Blödsinn hat Lady noch nie gemacht, seit ich sie kenne. LADY! LADY!! So sag doch was!«
    »Was ist das da drüben?«
    »Wo?«
    »Da.« Blanche spürte, wie ihr Finger stocksteif fror, kaum dass sie ihn von ihrem warmen Hals genommen hatte, um auf die Stelle zu zeigen. »Da. Auf dem Boden.«
    »Ohhh. Jaaaa. Gott sei Dank. Lady, Schatz, Mommy, Lady, kannst du mir verraten, warum zum Teufel du einfach aufspringst und so n Unfug treibst? Isses, weil ich dir nich gut genug bin? Komm. Steh auf. Blanche, hilfst du mir? Herrgott, Lady, du hast doch für so n verdammten Schneesturm gar keine Kraft.«
    Und die offene Tür des kleinen Zimmers erlaubte dem Wind, hereinzujagen wie ein ganzer Viehhof voller Tiere, trunken von Schnaps. Wie die bösen und raffgierigen Geister von zehnhundert bettelnden Heiligen, die darum kämpften, in den kleinen Leib des Babys einzudringen, um an diesem Abend wiedergeboren zu werden, zu predigen, zu betteln, einen

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