Haus der Angst
sie alles unter Kontrolle hatte, und sie bloß nicht für dämlich halten. „Wenn du nicht davon überzeugt bist, dann verschwinde, und zwar sofort. Und ich werde vergessen, dass dieses Gespräch jemals stattgefunden hat.“
Er lachte kurz auf und ging zurück ins Wohnzimmer. Ohne sich umzudrehen, bedeutete er ihr mit dem Finger, ihm zu folgen.
Barbara tat es. Sie musste sich zusammennehmen, um nicht zu zittern. Die kühle Luft aus der Klimaanlage verursachte ihr eine Gänsehaut. Jetzt fror sie. Du bist weder nervös noch verängstigt, redete sie sich ein. Wahrscheinlich hatte sie nur zu wenig getrunken und war dehydriert. Auf jeden Fall war sie davon überzeugt, dass dies die beste – und einzige – Möglichkeit war zu handeln.
„Das ist die Abmachung, Barbie. Wer A sagt, muss auch B sagen. Ich mache keine halben Sachen.“
Trotzig streckte sie ihr Kinn vor und sah ihm direkt in die Augen. „Ich bin nicht begriffsstutzig.“
Mit übereinander geschlagenen Beinen und verschränkten Armen saß sie auf ihrem Stuhl und rührte sich nicht. Sie wappnete sich gegen die Kälte der Klimaanlage, die juckenden und beißenden Moskitostiche und das untrügliche Gefühl, dass Mowery mehr über sie wusste, als sie ahnte. Sie durfte nicht vergessen, welche Art von Job er machte, und sie musste auf der Hut sein.
Allmählich ließ das Zittern nach.
„Hast du den Sohn wirklich gevögelt?“ fragte er. „Oder hast du dir das nur ausgedacht, weil Jack dich nicht will?“
Sie blieb ruhig. Jetzt kam ihr die Zurückhaltung gelegen, die sie sich während der vergangenen zwanzig Jahre als Jack Swifts vertrauenswürdigste Mitarbeiterin angeeignet hatte. „Männer wie du haben kein Verständnis für Loyalität und Hilfsbereitschaft und wirkliches Engagement.“
„Da hast du verdammt noch mal Recht.“ Er grinste. Offenbar amüsierte er sich über seine Antwort. „Na, ist ja auch egal. Schließlich kannst du so viel fantasieren, wie du willst, Barbie.“
„Ich gehöre nicht zu den Frauen, die fantasieren.“
Wirklich nicht, dachte sie. Schließlich wäre sie nicht zu Jack gegangen, wenn sie nicht aus voller Seele, mit Herz und Verstand geglaubt hätte, dass er nach all den Jahren endlich ihr Geständnis erwartete. Solche Sachen dachte sie sich nicht aus, nicht nach zwei Jahrzehnten in Washington. Sie hatte die Zeichen nicht falsch interpretiert. Jack Swift war einfach nicht darauf vorbereitet gewesen, sich zu seinen Gefühlen zu bekennen. Er war vor ihr geflohen. Und jetzt musste sie ihm die richtige Richtung weisen – zurück zu ihr.
Darren sprang auf, ergriff ihre Hände und zog sie vom Stuhl hoch. Sie hielt den Atem an. Was sollte das denn jetzt? Was hatte er vor? Er war muskulös und stark. Kräftemäßig hätte sie sich niemals mit ihm messen können. Sie musste sich auf ihren Verstand verlassen, ihre Intelligenz und unglaubliche Selbstdisziplin.
Aber die Art, wie er sie hielt, hatte nichts Erotisches. „Wie lange ist es her, Barbie? Wie lange hast du schon keinen Mann mehr gehabt?“ Er umklammerte ihre Taille und schnürte ihr die Luft ab. „Nicht mehr seit Colin Swift? Nicht ein einziges Mal?“
„Das geht dich nichts an.“ Ihr Ton war absichtlich kalt und beherrscht. „Unsere Beziehung ist rein beruflich. Wir erpressen einen Senator.
Mehr nicht.“
Er drückte sie jetzt so fest, dass es schmerzte. Sie konnte sich nicht bewegen. „Keine Dummheiten, Barbie, ist das klar? Wenn die Sache hier funktionieren soll, will ich alles wissen.“
„Ich habe dir bereits gesagt …“
„Hattest du eine Affäre mit Colin Swift?“
„Ja.“
Das sollte wohl ein Test sein. Und sie hatte keine Ahnung, was sie machen musste, um ihn zu bestehen. Schreiend davonlaufen? Ihn bitten, mit ihr zu schlafen? Ihn ohrfeigen?
Nein, dachte sie. Sie wollte, dass er sie unterschätzte . Und er sollte keinesfalls denken, dass er sie herumkriegen konnte.
„Was Frauen angeht, kannst du wohl nur in Klischees denken, Mr. Mowery? Das ist ziemlich riskant“, meinte sie. „Ich bin kein vertrocknetes Mauerblümchen, das sich nach einem Mann verzehrt, den es nicht haben kann.“
„Wo warst du letzte Woche?“
„In Urlaub. Ich habe sämtliche Outlet-Center in Neu-England abgeklappert.“
„Auch in Vermont?“
„Was?“
Er schob seine Hände höher und quetschte ihre Rippen. „Bist du nach Vermont gefahren?“
„Ich kriege keine Luft mehr …“
„Sag einfach Ja oder Nein.“
Sie nickte keuchend. „Ja.“
„Hast du Lucy
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