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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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kolumbianischer Geschäftsmann“, sagte Sebastian mit einem schmalen Lächeln.
    „Und was ist dann passiert?“
    „Ich habe ihre Pläne durchkreuzt. Ich musste drei von Mowerys kolumbianischen Komplizen erschießen – vor den Augen der Kinder.“
    Er konnte ihre Schreie wieder hören, ihre entsetzten Gesichter sehen. Es waren kleine Kinder. „Die Männer waren nur Marionetten.“
    „Hätten sie die Familie denn umgebracht?“
    „Ja, und Darren hätte sich mit dem Geld davongemacht. Ich habe ihn in Bogotá erwischt. Er griff zu seiner Kanone, und ich habe ihn erschossen. Mitten in die Brust. Den Rest haben die kolumbianischen Behörden erledigt, und ich bin zurück nach Wyoming gefahren.“
    Lucy war noch bleicher geworden. Ihre Hände zitterten ein wenig. „Hast du ihn wirklich getötet, oder …“
    Sie war schon nervös genug. Sebastian musste ihr nicht unbedingt auf die Nase binden, dass Mowery ihrem Schwiegervater auf die Pelle gerückt war. „Er lebt.“
    „Aber er ist im Gefängnis“, sagte sie. „Die Polizei in Kolumbien …“
    Er schüttelte den Kopf. „Es war unmöglich zu beweisen, dass er etwas mit der Entführung zu tun hatte. Ich habe das gewusst, als ich zurückgefahren bin und ihn für tot hielt. Lucy, ich habe meine Arbeit nicht ordentlich gemacht. Und dafür gibt es keine Entschuldigung.“
    „Deshalb hast du dich also in deine Hängematte zurückgezogen.“
    „Genau. Ich überlasse die Arbeit jetzt den Leuten, die Plato und ich eingestellt und ausgebildet haben; Männer und Frauen, denen wir vertrauen. Die Firma braucht einen guten Mann für die Schreibtischarbeit, wie Plato immer sagt. Aber auch darum habe ich mich im letzten Jahr so gut wie nicht gekümmert.“
    „Kein Wunder, dass Plato froh war, dich aus Wyoming fortzukriegen“, sagte Lucy und versuchte krampfhaft, humorvoll zu klingen. „Wie alt bist du eigentlich, Sebastian – vierzig?“
    „Ungefähr.“
    „Keine Frau, keine Kinder?“
    „Bis jetzt nicht.“
    „Nicht mal fast?“
    Er sah sie wieder in ihrem Hochzeitskleid vor sich. Es war so lange her, und sie war so jung, so hübsch gewesen und hatte vor Hoffnung und Optimismus gestrahlt. Solche Gefühle hatte er noch nicht kennen gelernt. „Nicht ganz.“
    „Ich glaube, ‚nicht ganz‘ und ‚nicht mal fast‘ sind zwei verschiedene Dinge.“
    Er schaute sie unverwandt an, bis sie vor lauter Verlegenheit ihre Füße nebeneinander stellte und sich in ihrem Stuhl gerade setzte. „Ich bin schon lange keinem mehr eine Hilfe, Lucy. Wenn du möchtest, dass Plato herkommt um herauszufinden, wer es auf dich abgesehen hat, dann werde ich ihn anrufen.“
    „Nein“, antwortete sie, „ich will dich.“
    Er grinste und nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche. „Na ja, jedenfalls sind wir jetzt doch noch auf derselben Wellenlänge angekommen.“
    „Das träumst du aber bloß, Redwing.“ Doch er sah, dass seine Bemerkung bei ihr gewirkt hatte und sie auf der Hut war. Sie sprang auf. Offenbar brauchte sie ein Ventil für ihre aufgestaute Energie. „Wo sind Madison und J.T.?“
    „In ihren Zimmern.“ Er häufte Zucchini auf einen Teller, der noch Daisy gehört hatte und ein wenig ramponiert aussah. „Ich wollte eigentlich, dass sie die Veranda fegen, den Garten harken, die Fenster abdichten und die verwelkten Blüten ausrupfen. Aber ich habe mir gedacht, ich lasse sie in Ruhe.“
    „Für Daisy hast du niemals so viel arbeiten müssen, und das weißt du ganz genau.“
    „Woher willst du das wissen?“
    „Weil ich in ihrem Haus lebe. In manchen Nächten …, ich weiß nicht, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass ihr Geist immer noch hier wohnt. Ich glaube, dass sie schwer gearbeitet hat und sehr genügsam war. Aber auf der anderen Seite war sie auch sehr großzügig und wusste bestimmt, wie man Spaß hatte.“
    „Sie war ein knochenharter Yankee.“
    „Aha“, sagte Lucy, ohne ihn ernst zu nehmen, „von ihr hast du das also.“
    Er zeigte mit dem Bratenwender auf sie. „Ich hätte dieses Haus auch einem Anwalt aus Boston verkaufen können.“
    „Und warum hast du es nicht getan?“ fragte sie beiläufig.
    „Weil ich es dir verkauft habe.“
    Sie setzte sich wieder bequemer hin und schaute über den Gemüsegarten.
    Sie ist die perfekte Mischung aus Stärke und Weiblichkeit, überlegte Sebastian. Es wäre ausgesprochen unklug, sie zu unterschätzen.
    Lucy drehte sich um und blinzelte ihm zu. „Im Ort nennt man mich jetzt Witwe Swift. Deine Großmutter haben

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