Haus der bösen Lust (German Edition)
neunzehn, denn die Frau eines Trappers, der du auf dem Weg in die Ortschaft begegnet bist, hat dir gesagt, dass es 1859 war.
Du wusstest nicht, wie hübsch du warst. Seit dem Lager hattest du keinen Spiegel mehr gesehen. Als du in der Stadt ankamst, nahm dich eine lustige, dicke Frau namens Bella auf. Du warst dreckig und mit Holzkohlenruß verschmiert. Sie hat dich in einer Wanne gründlich gewaschen und dabei geplappert: »Oh du meine Güte, du musst das hübscheste Ding sein, das je hier hereinspaziert ist!« Es war ein Holzgebäude mit zwei Geschossen – du wusstest damals gar nicht, dass es so etwas gab. Am Eingang hing ein schwingendes Schild mit der Aufschrift Bella’s . Es gab dort eine Menge anderer Mädchen, die nicht besonders glücklich darüber wirkten, dich zu sehen.
Nachdem du dem sonderbaren Deutschen den Schädel eingeschlagen hattest, hast du die dreißig Dollar, die er für Henry bekommen hatte, und weiteres Geld aus seinem Holzkohlenverkauf eingesteckt, aber Bella nahm es dir ab. »Das ist für die Unterkunft und Ausbildung, Liebes«, hat sie zu dir gesagt. »Alle Mädchen müssen zahlen, aber wenn ich dich ansehe, weiß ich sofort, dass du dir den Unterhalt schnell verdienen wirst.« Da hast du erfahren, was ein Freudenhaus ist.
Du hast dort wesentlich mehr gelernt als im Lager. Du hast erfahren, dass es Männer gibt, die hübschen Mädchen Geld dafür bezahlen, ihr Ding in sie stecken zu dürfen. Du hast erfahren, dass man manchmal nicht schwanger wird, wenn man Essig in sich spritzt, nachdem ein Mann sein Ding reingesteckt hat. Du hast erfahren, dass es etwas gibt, das sich Abtreibung nennt und das ein in dir wachsendes Baby tötet, und viele Mädchen machen das, weil sie so mehr Geld im Freudenhaus verdienen können. Im Ort lebt ein Arzt, der das für ein Mädchen tun kann, allerdings muss es geheim bleiben, weil es gegen das Gesetz verstößt.
Außerdem hast du erfahren, dass die Ortschaft nicht mehr Branch Landing heißt, sondern Gast, nach einem groß gewachsenen Mann in feinen Kleidern, der eine Menge Geld in die Stadt mitgebracht hat. Die meisten Männer, die Bellas Haus besuchen, arbeiten für Mr. Gast, und ihnen wird viel Geld bezahlt, weil sie eine Eisenbahn für ihn bauen. Mr. Gast selbst jedoch kommt nie in Bellas Freudenhaus, trotzdem hat er es gebaut, damit seine Männer einen Ort haben, an dem sie ihre Dinger in junge Frauen stecken können.
Die anderen Mädchen mochten dich von Anfang an nicht, und eines Tages hast du herausgefunden, weshalb. »Liegt daran, dass du besser bläst«, hat dir einer der Bahnarbeiter verraten, nachdem du für zwei Dollar genau das für ihn gemacht hast. »Und Scheiße, Mädel, du bist außerdem die hübscheste Hure hier.« Du hast das für ein Kompliment gehalten, und es musste stimmen, denn du scheinst mehr Geld zu verdienen als die anderen Mädchen. Manche Männer bezahlen mehr für ... andere Dinge, zum Beispiel dafür, dir ihr Ding in den Hintern zu schieben. Einmal hat dich ein verrückter Mann mit einem Bart sogar dafür bezahlt, dass du ihn seinen Samen auf deine Füße hast spritzen lassen – dafür hat er dir drei Dollar gegeben! Aber am merkwürdigsten war ein kleiner Mann, der noch eigenartiger aussah als der Deutsche. Er hatte eine Nase aus Gold und trug einen albernen roten Hut. Der bezahlte dich dafür, dass er zusehen durfte, wie du deinen Darm in einen Eimer entleerst. Da kam dir in den Sinn, dass viele, viele Männer wirklich verrückt sind.
Dann wiederum gibt es andere Männer, die schlimm sind ...
»Nimm du ihn, Miststück«, faucht Jane und starrt dich finster an. »Du bist die einzige Hure hier, die gerne bläst. Also geh und blas ihn.«
»Verpiss dich!«
Du willst sie schlagen, aber sie läuft weg.
»Ja, is’ besser, wenn du rennst. Mit zwei blauen Augen würd’ kein Mann für dich zahlen wollen, und die restlichen Zähne werd’ ich dir auch noch ausschlagen!«
»Das reicht, Harriet«, befiehlt Bella vom Samtsofa aus. Sie isst gerade Zuckerbällchen vom Bäcker.
»Ist das der Mann, von dem ich immer wieder hör’?«
Bella zieht nur die Augenbrauen hoch und isst weiter.
»Der, der so fies is’?«
Bella leckt sich die fleischigen Finger. »Oh, Mr. Morris ist ein guter Kunde und bezahlt gut. Er wird nur manchmal ein bisschen grob, aber das hältst du aus. Du bist hart im Nehmen, weil ich dir das beigebracht habe.«
»Ich will ihn nich’«, erklärst du.
Bella müht sich auf die Beine und schlägt dir
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