Haus der bösen Lust (German Edition)
kräftig ins Gesicht. »Tu, was man dir sagt, Mädchen. Werd bloß nicht hochmütig, nur weil du die beliebteste Hure hier bist. Dazu habe ich dich gemacht, vergiss das nicht. Du hast Mist gefressen und Wasser aus dem Bach getrunken, als ich dich aufgenommen habe. Und an den Tag erinnere ich mich noch gut, Schätzchen – du warst voller Ruß . Das habe ich nie jemandem erzählt, auch nicht, nachdem ich gehört hatte, dass der Holzköhler in dem Aschehaufen in der Nähe von Bethstown gefunden wurde.«
Du gibst auf.
»Willst du mir jetzt weiter frech daherkommen?«
»Nein, Ma’am.«
»Meine Mädchen müssen zuverlässig sein. Ein Haufen von Mr. Gasts Bahnarbeitern ist vor ein paar Tagen zurückgekommen, wir werden also eine Menge Arbeit haben. Ich brauche Mädchen, die arbeiten wollen , verstehst du?«
»Ja, Ma’am.«
»Also geh jetzt da rein und kümmere dich um Mr. Morris.« Sie schenkt dir ein breites, fröhliches Lächeln. »Wahrscheinlich gibt er dir fünf Dollar und braucht bloß fünf Sekunden!«
Du stimmst ein falsches Lachen an, dann steuerst du auf den Wartesalon zu. Unterwegs schaust du in die Speisekammer und siehst Teeta, eine Mulattin. Sie taucht einen Blechbecher in das Fass mit Quellwasser, und sie hat nur eine Hand. »Ich hab gehört, Mr. Gasts Eisenbahn ist fertig«, sagt sie.
»Wirklich?«
»In den nächsten Tagen kommen alle zurück, wir werden also jede Menge Kundschaft haben.«
»Oh. Gut.«
»Ein paar sind schon zurück.«
»Ich weiß. Bella hat’s mir gesagt.«
Die Augen des Mulattenmädchens weiten sich vor Angst. »Ich hab gehört, dass sie alle Sklaven getötet haben, sobald sie fertig waren. Fast hundert. In Maxon.«
»Das kann nich’ stimmen«, erwiderst du.
»Ich hoff’s.«
»Wir hören andauernd Sachen, die gar nich’ wahr sin’. Zum Beispiel, dass die Yankees uns nah kommen. Unsere Jungs versohlen ihnen jedes Mal den Arsch, wenn sie in die Näh’ von Chattanooga kommen. Also glaub nich’ alles, was du hörst, Teeta.«
Die junge Frau lächelt verhalten, dann geht sie, nachdem sie sich eine Glasflasche mit Essig genommen hat. Da sie jetzt weg ist, kannst du den Kalender an der Wand sehen. Dir fällt auf, dass der 3. Mai 1862 ist.
»Oh ja, hab schon von dir gehört.« Die Stimme scheint die Luft zu zermahlen, als du den Wartesalon betrittst. »Wird Zeit, dass ich dich mal ausprobier’.«
Du lächelst und schlägst die Augen nieder, taumelst vor plötzlicher Übelkeit. Der Mann sitzt mit gespreizten Beinen in einer Segeltuchhose da und trägt einen abgewetzten Hut. Zwischen fauligen Zähnen funkeln mehrere andere aus Gold.
»Endlich sin’ wir zurück. Fünf Jahr’ harte Arbeit, und die letzten vier davon war ich nur einmal im Monat zu Haus’. Obendrein haben ich und ’n paar der Jungs die letzten paar Tag’ oben beim Haus geschuftet, Löcher gegraben und so. Ich brauch echt Entspannung.« Er mustert dich eingehender. »Du arbeitest noch kein Jahr für Bella, oder?«
»Ungefähr so lang, Sir.« Du ergreifst seine raue Hand und führst ihn durch die roten Vorhänge zum Flur. Sofort fällt dir auf, dass seine Hände körnig vor Erde sind.
»Und ’n mächtig hübschen Arsch hast du.«
Dir fällt keine Erwiderung ein. Eine seiner Hände begrapscht deinen Hintern, als du ihn in dein Zimmer führst. Durch einen kurzen, schmuddeligen Bart ist sein Gesicht schwer zu beschreiben, aber du bemerkst ... etwas ...
Vielleicht liegt es nur am Licht im Raum, aber seine Augen wirken gelb wie ein Pissefleck auf einem weißen Bettlaken.
Noch bevor die Tür geschlossen ist, wandern seine Hände dein Kleid hinauf und reißen es dir vom Leib. Finger wie Feuersteine betasten die empfindlichen Hautfalten zwischen deinen Beinen.
»Ja, das is’ auch richtig fein ...«
Schließlich sprichst du, als er dich über die Liege beugt. »En... Entschuldigung, Sir, aber Sie müssen ... müssen mir zuerst sagen, was Sie wollen, und mich bezahlen ...«
Eine Zehn-Dollar-Goldmünze fällt zu Boden, dreht sich auf dem Rand und landet mit der Zahl oben. Ein Teil von dir könnte vor Freude jauchzen – dir wurde noch nie so viel für nur eine Nummer mit einem Mann bezahlt. Dann jedoch sinkt dein Mut, weil du weißt, dass es dich dieser Morris schwer verdienen lassen wird. Unwillkürlich fällt dir das lange Messer samt Scheide an seiner Hüfte auf.
»Sir, danke ...«
Die Knöchel einer Faust treffen deinen Hinterkopf. »Halt’s Maul«, raunt er und betastet dein Geschlecht weiter wie
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