Haus der bösen Lust (German Edition)
Aber wer andrer wird die Klinge echt bald zu spüren kriegen. Und jetzt ... lass uns mal diese Zitzen anschauen«, raunt er und zieht dir mit einem Ruck die zerknitterte Bluse nach unten. Nackte Angst lässt deine Brüste erzittern. Seine Hand spielt mit einer davon; dann fangen seine Finger an, den Nippel zu quetschen. Mit zu Schlitzen verengten Augen schaust du auf und siehst, wie der Rauch seiner Zigarre gleich einer bösen Aura um seinen Kopf wabert.
»Soll ich ’n bisschen Feuer in deinen Tag bringen, meine Hübsche, hm?« Sein Zeigefinger und Daumen drücken die Spitze deiner Brustwarze, bis es schmerzt. Dann sagt er: »Was haben wir ’n da ... ah, perfekt.« Aber du kannst nicht sehen, wonach er greift ... »Schau mal. Meinste, das macht dir Feuer unterm Hintern?«
Du erkennst, dass er mit der anderen Hand eine lange Nähnadel aus dem Nadelkissen auf dem Beistelltisch gezogen hat.
»Oh mein Gott, bitte, Mr. Morris, ich fleh sie an, tun Sie das nich’ ...«
Er steckt die Nadel mitten hinein in die gequetschte Spitze deiner Brustwarze, und der Laut, der aus deiner Kehle kommt, klingt wie das schrille Kreischen eines Tieres. Dein Körper bäumt sich unter seinem Gewicht auf, während du zusiehst, wie die gesamte, über fünf Zentimeter lange Nadel in deiner Brust verschwindet.
Das Kreischen strömt aus deiner Kehle wie ein Band. »Was denn?«, fragt er. »Tut’s weh? Ooooooh ... tut mir leid.«
Er zieht die Nadel heraus, und dein Körper erschlafft.
»Weißte, manche Weiber stehen auf ’n bisschen Feuer ... aber ich schätz’, du wohl nich’.«
Du atmest so schnell, dass du ihn kaum verstehen kannst. Sein Gesicht zeichnet sich durch deine Tränen verschwommen vor dir ab.
»Muss dann mal los. Hab’s dir ja gesagt, hab oben im Haus noch’s eine oder andre zu erledigen ...«
Bitte geh! Bitte, bitte, bitte!
Aber wenn er geht ... warum hält er dann immer noch deinen Nippel zwischen zwei Fingern fest?
Mit einem letzten Grinsen meint er: »Schätzchen, biste nich’ froh, dass du mich gebeten hast, noch zu bleiben?« Damit hält er das brennende Ende seiner Zigarre an deine Brustwarze und beginnt, zu paffen.
Du versinkst in der jähen Welle unsäglicher Qualen, dann wird alles um dich herum schwarz.
Als du erwachst, ist es im Zimmer dunkler. Deine linke Brustwarze brennt vor träge pochenden Schmerzen. Du brauchst nicht lange, um dich daran zu erinnern, was geschehen ist.
»Wenigstens is’ er weg«, flüsterst du erleichtert.
Die Spitze deiner Brustwarze ist unter einem Schorf entzündet. Behutsam bedeckst du deinen Busen und sammelst dich, dann kriechst du um das Sofa herum dorthin, wo er deine Zehn-Dollar-Münze fallen gelassen hat.
Sie ist nicht mehr da.
Du rast aus dem Zimmer. So wütend bist du nicht mehr gewesen, seit der Deutsche dein Baby verkauft hat. Als du in den Salon stürmst, schaut Bella überrascht von einem Teller voll Pralinen auf.
»Aber ... Harriet! Was ...«
»Dieser Scheißkerl hat mir ’n Nippel verbrannt und mein Geld gestohlen!«, heulst du. »Hast du ’ne Pistole, die ich mir leihen kann?«
»Beruhige dich, Liebes! Du meine Güte, du wirst niemanden erschießen. Setz dich erst mal und ...«
»Nein! Ich hol mein Geld!«
»Harriet? Schätzchen? Hör mir jetzt gut zu. Du musst dich damit abfinden, dass solche Dinge einem Mädchen mit diesem Beruf manchmal passieren. Hin und wieder werden wir ausgenutzt und ...«
»Ich hab mir dieses Geld verdient, und ich werd’s mir holen!«, schreist du.
»Ruhig jetzt! Leg dich bloß nicht mit diesem Mr. Morris an, Mädchen! Er ist verrückt! Viele der Bahnarbeiter springen entsetzlich rau mit den Frauen um, aber er ist der Schlimmste von allen. Er wird dich umbringen ...«
»Er kann’s ja probieren!«, brüllst du und stürmst aus dem Haus.
Bella ruft dir nach, aber du hörst ihr nicht zu. Stattdessen läufst du den Hügel hinauf ...
Zum Haus der Gasts.
Deine Wut lässt dich hinaufrennen, aber allmählich wirst du langsamer, und schließlich bleibst du stehen, denn du bemerkst den Mann, der an einem Strick um seinen Hals vom größten Baum auf dem Vorhof baumelt.
Der Strick knarrt, während sich die fein gekleidete Leiche langsam dreht. Du siehst, dass es Mr. Gast ist.
Mein ... Gott ...
Du weichst zurück, denn es scheint beinahe so zu sein, dass sich der Leichnam aus eigenem Willen dreht, um dich anzustarren. In Mr. Gasts Gesicht prangt ein totes Grinsen, und hinter den Schlitzen seiner Lider erkennst du Gelb. Ein
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