Haus der bösen Lust (German Edition)
es is’ unser bestes.«
»Tja, freut mich, Sie kennenzulernen, Jiff.«
»Lassen Sie mich meiner dürren Weidenrute von Schwester das Gepäck abnehmen und Sie einquartieren.«
Collier sperrte die vorletzte Tür auf, bemerkte dabei jedoch, dass die dritte Tür schmaler war und ein Schild aufwies, auf dem stand: Bad und WC der Gasts, Originalzustand . »Und was ist das hier, Jiff?«
Lottie bedachte Jiff mit einem finsteren Blick, als dieser ihr die Koffer abnahm. Ihre Lippen schienen das Wort Arschloch zu formen.
»Das Zimmer haben wir nie renoviert, weil viele Touristen gern ’n echtes Badezimmer aus der alten Zeit sehen wollen. Ich zeig’s Ihnen gern und führ’ Sie auch durchs ganze Haus, wenn Sie bereit sin’.«
»Danke, ich würde gern eine Führung durchs Haus mitmachen.«
Collier betrat sein Zimmer und hörte, wie Jiff seiner Schwester hinter ihm zuraunte: »Ausm Weg, Dumpfbacke!« Die beiden schienen um Colliers Aufmerksamkeit zu wetteifern. »Ja, Sir, ich hab Ihre Sendung oft gesehen«, beteuerte Jiff. »Is’ ’ne echte Ehre, dass so ’n berühmter TV-Star bei uns übernachtet.«
Collier hätte sich kaum heuchlerischer fühlen können, als er erwiderte: »Danke.«
»Sin’ Sie wegen was hier, das mit Ihrer Sendung zu tun hat?«
»Nein, Jiff, ich bin hier, um ein Buch fertig zu schreiben. Neben meiner Bierfürst-Sendung schreibe ich auch Bücher über die Kunst des Bierbrauens.« Als er einen antiken Sekretär mit Rolldeckel vor einem breiten Fenster erblickte, sagte er rasch: »Ah, perfekt. Hier kann ich an meinem Laptop arbeiten.«
Jiff legte die Laptoptasche auf den Tisch. »Ich hoff’, ’s Zimmer gefällt Ihnen.«
»Wunderbar.« Gemütlich, dachte Collier. Ein dicker, rostfarbener Teppich erstreckte sich von Wand zu Wand, der Stil der Möbel entsprach, wie zu erwarten, der Postkolonialzeit. Das Himmelbett war ungewöhnlich hoch. Goldene und kastanienbraune Tapeten bedeckten die zur Hälfte vertäfelten Wände. »Oh, und lassen Sie mich den Ausblick sehen, den Ihre Mutter versprochen hat.« Damit trat er durch eine Doppeltür auf einen Balkon mit kunstvollem Geländer. Jiff begleitete ihn.
Der Ausblick aus dem ersten Stock offenbarte einen beeindruckenden, von gefliesten Wegen unterteilten Garten. »Ein wunderschöner Garten«, meinte Collier. Eine warme Brise wehte ihm verschiedene Düfte zu.
In der Mitte einer kleinen Nische am Rand des Umfelds stand ein schlichter Kamin aus flachen, hoch aufgetürmten und vermörtelten beigefarbenen Steinen. Das Gebilde schien mehrere Kanäle aufzuweisen, und Collier bemerkte an einer Seite einen hängenden Balken mit einer Kette, befestigt an einer größeren Version eines Kaminblasebalgs. Daneben befand sich ein Schuppen.
»Was ist dieses kaminartige Ding dort drüben?«
»Harwood Gasts persönliche Eisenschmiede«, antwortete Jiff. »Jeder reiche Mann hatte ’ne Schmiede und ’n Schmied aufm Grundstück. Etliche Touristen und Historiker komm’ her, um sich die da anzuschaun. Sie is’ in tadellosem Zustand. Das einzig Neue dran is’ das Leder am Blasebalg.«
Collier war davon genauso fasziniert wie von einigen der Artefakte im Erdgeschoss. »Und der Schuppen daneben?«
»Das Brennmateriallager. Man hat Kohle oder Holzkohle verwendet – normales Holz ging nich’, weil’s nich’ heiß genug geworden wär. Ein Mann hat’s Ganze bedient, den Blasebalg gepumpt, ’s Erz gewendet, die Vorblöcke rausgezogen und ’s Eisen aus ihnen geklopft. Heikle Sache. Der Schmied musste ’s Eisen formen, bevor’s zu kalt wurde.« Er deutete zu einem abgesägten Baumstumpf, der einen Amboss beherbergte. »War harte Arbeit, aber diese Burschen konnten so gut wie alles herstellen, und sie haben dafür nur ’n Hammer und Gussformen gebraucht.«
Der Anblick führte Collier vor Augen, wie wenig er von der Welt wusste. »Das würde ich mir gerne mal näher ansehen.«
»Und ich werd’s Ihnen gern zeigen, wann immer Sie Lust haben«, gab Jiff zurück. Dann zeigte er darüber hinaus. »Und da is’ der Berg.«
Collier konnte ihn trotz der Entfernung noch erkennen. Ein violett wirkender Nebel ließ die Gipfel und Konturen verschwimmen. Aber jenseits des Gartens erstreckte sich schier endloses Buschland, das wenig zur Schönheit der Landschaft beitrug. »Wieso bestellt niemand all das Land da draußen?«
»Das war mal eine der größten Baumwollplantagen im Süden«, sagte Jiff. »Damals, vorm Krieg.«
»Dem Zweiten Weltkrieg? Oder meinen Sie ...«
»Den
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