Haus der bösen Lust (German Edition)
ich selbst eher Wein und Scotch trinke. Und Sie sagen ... Sie haben nach mir gesucht?«
»Ja«, bestätigte Collier und holte rasch seinen Internetausdruck aus seiner Brieftasche hervor. »Mich hat dieser von Ihnen verfasste Text hierhergeführt.«
Sute betrachtete den Ausdruck und wirkte erfreut. »Ich schreibe freiberuflich recht viel für Regionalprintmedien und Touristen-Websites. Ach, Sie meinen die Erwähnung von Cusher’s? «
»Genau. Und ich möchte Ihnen danken, denn wie sich herausgestellt hat, ist dieses Bier genau das, was mir gefehlt hat, um mein aktuelles Buch abzuschließen.«
Der füllige, gedrungene Mann schien durch das Kompliment einige Zentimeter zu wachsen. »Es schmeichelt mir, dass Ihnen mein kleiner Text nützlich sein konnte. Äh ... falls Sie die Frage gestatten, wer ist der Verleger Ihres Buchs?«
»Random House«, antwortete Collier.
Mr. Sute schrumpfte die zusätzlichen Zentimeter rasch wieder. »Tja, bedauerlicherweise wurde ich noch nie von einem so großen Verlag veröffentlicht, aber « – er zeigte auf die Fünfzig-Dollar-Ausgabe – »das ist mein ganzer Stolz. Herausgebracht von Seymour & Sons in Nashville. Bislang wurden tausend Exemplare verkauft.«
Collier verstand die Kernaussage. Der arme Teufel ist ein erfolgloser Schreiberling, und ich reibe ihm Random House unter die Nase. Er beschloss, in den sauren Apfel zu beißen, und ergriff ein Exemplar. »Ich hatte vor, dieses Buch auch zu kaufen. Würden Sie es für mich signieren?«
Sute blühte auf. »Es wäre mir eine Ehre.«
»Ich bin erst einen Tag hier, aber schon ganz fasziniert von all dem Lokalkolorit. Von Harwood Gast und seiner Eisenbahn zum Beispiel.«
»Das ist eine bemerkenswerte Geschichte, und wie ich bereits erwähnt habe, für die großen Verlage zu derb. Aus demselben Grund musste ich mehrere andere Titel selbst veröffentlichen ...«
»Zu derb? «
»... und ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich der einzige wahre Experte über das Lokalkolorit und die Geschichte dieser Ortschaft bin. Alle meine Arbeiten basieren auf Originalbriefen, Fotos und Nachlassarchiven. So wie dieses hier zum Beispiel.« Er zeigte mit dem Finger auf ein weiteres dünnes Taschenbuch mit dem Titel Beweisbriefe: Die erkenntniskritische Geschichte von Gast, Tennessee . »Und es kostet nur fünf Dollar.«
Collier griff sich ein Exemplar. »Danke, ich werde mich demnächst auf die Bücher stürzen. Aber da Sie auch für Touristen-Websites und Gastroführer schreiben, habe ich mich gefragt, ob es in der Gegend noch andere Bierstuben oder Gasthäuser mit hauseigener Brauerei gibt. Was ich suche, sind weitere Lokale, die sich auf Regionalbiere auf der Grundlage alter Rezepturen spezialisieren.«
Sute wirkte geknickt darüber, keine weiteren Fachkenntnisse anbieten zu können. »Nicht wirklich, fürchte ich. Der Süden ist eher bekannt für Whiskey und Maische. In Chattanooga gibt es zwar ein paar Lokale, die eigene Biere brauen, aber ich glaube, die sind eher trendig als authentisch.«
Tja, ich schätze, ich habe geahnt, dass es zu schön wäre, um wahr zu sein . Aber zumindest war Cusher’s ein durchschlagender Erfolg gewesen. Und ich denke, teilweise verdanke ich diese Entdeckung ihm .
»Ich wünschte, ich könnte Ihnen eine größere Hilfe sein.«
»Sie waren mir bereits eine ziemliche Hilfe, Mr. Sute. Ohne Ihren Text hätte ich vielleicht nie herausgefunden, wo sich Cusher’s befindet.« Collier betrachtete es als hinlänglichen Ausdruck seiner Dankbarkeit, mehrere Bücher des Mannes zu kaufen – vor allem dieses Fünfzig-Dollar-Ding. »Lassen Sie mich die eben zur Kasse bringen, dann können Sie sie für mich signieren.«
Sute folgte Collier und signierte die Bände schließlich mit selbstsicherer Miene. Vielleicht würden sich die Bücher als interessant erweisen, vielleicht auch nicht. Dann jedoch erinnerte sich Collier an etwas.
»Sie haben gesagt, dieses Buch war zu derb für einen Verleger in New York.«
»Dieses und einige andere. Nicht einmal die regionalen Hochschulverlage wollten das Thema anfassen, obwohl es die einzigen Bücher sind, die je zu diesem Aspekt der Geschichte der Ortschaft geschrieben wurden. Und obendrein ist es eine bedeutende Geschichte – es gibt Dutzende Werke über die Eisenbahnstrecken von Chattanooga während des Kriegs, aber die ungewöhnlichste Eisenbahn derselben Zeit war jene, die von Harwood Gast gebaut wurde. Aus meinen Büchern geht unter anderem hervor, wofür
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