Haus der bösen Lust (German Edition)
auf. »Es ist unschön, darüber zu reden, Mr. Collier. Das war eine hässliche, sehr hässliche Sache, und das wollen Sie bestimmt nicht unmittelbar vor dem Essen hören.«
Collier kicherte. »Mr. Sute, mein Leben in Los Angeles ist so langweilig, dass ich oft gar nicht mehr klarsehe. Das hier ist faszinierend, es macht mich wirklich neugierig. Außerdem kann es unmöglich übler sein als die täglichen Verbrechensmeldungen in der Los Angeles Times .«
»Na schön. Wenn Sie unbedingt wollen, dann beuge ich mich Ihrem Wunsch.« Der fettleibige Mann räusperte sich. »Schwangerschaften wurden damals abgetrieben, indem ein Destillat aus gekochten Büffelbeerblüten in den Gebärmutterkanal injiziert wurde. Dieses – ausgesprochen adstringierende – Mittel verursachte eine drastische Veränderung des PH-Werts im Uterus und führte in der Regel innerhalb von drei Tagen zu einer Fehlgeburt. Aus der Akte des städtischen Arztes – und beachten Sie bitte, dass es eine private Akte über seine privaten Aktivitäten war – geht klar hervor, dass es sich bei Mrs. Gasts Termin um eine Abtreibung handelte. Schon davor hatte Mrs. Gast drei weitere Termine für dieselbe Behandlung – jedenfalls drei protokollierte. Die Akte reichte fünf Jahre zurück. Natürlich hat sie nicht lange genug gelebt, um diesen vierten Termin wahrzunehmen. Harwood Gast kam früher als erwartet zurück nach Hause – und hat sie umgebracht.«
»Wie?«
Ein weiterer gequälter Blick. »Mit einer Axt.«
»Er hat seine eigene Frau mit einer Axt erschlagen, als sie schwanger war?«
»Ja, und zwar in dem Zimmer, in dem sie all ihre Seitensprünge begangen hatte. Sie hatte für diese Stelldicheins einen speziellen Raum. Dieses Zimmer wurde für sie unter Verschluss gehalten – vom Hausmädchen der Familie, einer Sklavin namens Jessa. Mich schaudert bei dem Gedanken daran, wie viele weitere Geheimnisse Jessa mit ins Grab genommen haben mag – obwohl sie ja nie ein richtiges Grab bekommen hat. Wissen Sie, Gast hat auch sie ermordet, als er von ihrer Komplizenschaft mit seiner Frau erfuhr.«
Collier spähte über sein Bier hinweg. »Ich traue mich fast nicht, zu fragen ...«
»Sie wurde ... nun, sie wurde auf den Feldern für die Bussarde und Krähen zurückgelassen.«
Sutes Zögern machte Collier stutzig. »Zurückgelassen? Sie meinen, Gast hat sie umgebracht und ihre Leiche irgendwo zurückgelassen?«
Sute trank seinen Martini aus, bestellte einen weiteren und antwortete schließlich stoisch: »Gast ließ sie von zwanzig seiner loyalsten Bahnarbeiter zu Tode vergewaltigen. Danach wurde ihre Leiche auf den Feldern hinter dem Haus abgeladen. Übrigens fand die Massenvergewaltigung in demselben Zimmer statt, in dem Mrs. Gast später an jenem Tag ermordet werden sollte ...
Zu Tode vergewaltigt. Ja, viel übler kann es wirklich kaum werden.
»... und da Sie ja darauf bestehen, die morbiden Details zu erfahren, sollte ich vielleicht hinzufügen, dass Mrs. Gast eine ähnliche Behandlung von Gasts Vasallen erfuhr. Natürlich sah er dabei zu.«
»Das verstehe ich nicht. Mrs. Gast wurde ebenfalls zu Tode vergewaltigt? Ich dachte, sie hätten gesagt, er habe sie mit einer Axt ...«
»Sie wurde nicht ganz zu Tode vergewaltigt – auf ausdrückliche Anordnung von Gast. Nach einigen Stunden, als sie drauf und dran war, das Zeitliche zu segnen ... das war der Zeitpunkt, als Gast mit der Axt eingriff.«
»Und dann wurde sie wie das Hausmädchen auf das Feld geworfen?«
»Nein. Er ließ ihre Leiche im Bett zum Verrotten zurück. Die Ironie ist, dass sie auf solche Weise in eben jenem Zimmer starb, dessen Zweck sie vor ihrem Mann verheimlicht hatte. Zweifellos entstanden diese vier Schwangerschaften durch andere Männer auch in diesem Raum, und ich vermute, noch so manch anderes.«
»Sie erwähnen immer wieder dieses Zimmer – ich frage mich, welches genau es sein mag.«
»Es liegt am Haupttreppenflur. Mrs. Butler vermietet es nicht. Zimmer zwei.« Sute sah ihn an. »In welchem Zimmer wohnen Sie, Mr. Collier?«
Ein jäher Stich durchzuckte Collier. »In Zimmer drei.«
»Dann haben Sie eine interessante Lage. Zu ihrer Linken befindet sich der Raum, in dem sowohl Jessa als auch Penelope Gast ermordet wurden, und zu Ihrer Rechten das ursprüngliche Badezimmer samt Toilette.«
»Und was ... ist dort passiert?«
»Dort hat Gast einen seiner Vorarbeiter ertränkt, einen Streckenkontrolleur namens Taylor Cutton. Dieser Cutton hatte das Pech, einer von Mrs.
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