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Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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war offensichtlich beunruhigt, deshalb tat Collier so, als fiele es ihm nicht auf. »Er selbst kannte zwar ein paar Geschichten, aber ehrlich gesagt, wollte er sie mir noch weniger erzählen als Sie. Am interessantesten war, dass sich Harwood Gast kurz nach der Fertigstellung seiner Bahnstrecke erhängt hat.«
    »Ja, an dem Baum vor dem Haus«, bestätigte Sute.
    »Und einige Jahre später, gegen Ende des Kriegs, sollen sich Unionssoldaten an demselben Baum erhängt haben.«
    »Ganz recht, ganz recht ...«
    Collier stützte sich auf die Ellbogen. »Gut und schön, Mr. Sute, aber wie kann das wirklich jemand wissen?«
    Sute ergriff eines der Bücher, die Collier gekauft hatte, blätterte zu einer bestimmten Seite und reichte es ihm.
    Es handelte sich um eine weitere Ferrotypie im fotokopierten Bildabschnitt. Die Beschreibung dazu lautete: Unionssoldaten, die entsandt wurden, um das Haus der Gasts niederzubrennen, erhängten sich stattdessen am 31. Oktober 1864 an diesem Baum. Zwei Jahre davor hatte sich Harwood Gast an demselben Baum erhängt.
    Das kontrastreiche, metallgraue Bild zeigte Bundessoldaten, die mit gebrochenem Genick von einem dicken Ast baumelten.
    »Das ist ... bemerkenswert«, meinte Collier. »Hier erzählt wirklich jedes Bild eine Geschichte.«
    »Ich fürchte, von der Sorte gibt es noch einige.« Auf Sutes Stirn brach Schweiß aus. »Äh, hat Jiff sonst noch etwas gesagt? Etwas über mich? «
    Der Typ schwitzt wie ein Schwein, stellte Collier fest. Sutes Reaktion auf Jiffs Namen war genauso merkwürdig wie die Schauergeschichten. »Nur, dass er gelegentlich Handwerkerarbeiten für Sie erledigt und dass Sie der örtliche Fachmann für die Geschichte der Stadt sind.« Collier beschloss, die Wahrheit ein wenig zu beugen, um zu sehen, was geschehen würde. »Und natürlich hat er erwähnt, dass Sie ein erfolgreicher Autor und ein hoch angesehenes Mitglied der Gemeinde sind. Er hat Sie sogar eine lokale Legende genannt.«
    Sute schluckte und wirkte verblüfft über Colliers Aussage. »Was ... was für ein großzügiges Kompliment. Ja, Jiff ist wirklich ein wunderbarer Mann.« Sute tupfte sich mit einem Taschentuch die Stirn ab. »Sagen Sie, Mr. Collier, haben Sie etwas dagegen, wenn ich etwas trinke?«
    Du siehst aus, als könntest du es gebrauchen, Kumpel . »Nur zu. Ich werde mir selbst den einen oder anderen Drink genehmigen.«
    Collier bestellte sich ein Bier, während sich Sute für einen Grey Goose Martini entschied. Er ist so durcheinander, dass er Alkohol braucht. Tatsächlich schien die bloße Erwähnung von Jiffs Namen eine geradezu hypnotische Wirkung auf den Mann zu haben. Aber Collier bemerkte, dass er sich davon ablenken ließ. Was immer sich zwischen Sute und Jiff abspielen mochte, darum ging es nicht. Collier brannte darauf mehr zu erfahren, und zwar über ...
    »Und Penelope Gast, die Ehefrau? Ich glaube, Jiff hat erwähnt, dass Gast sie ermordet hat. Stimmt das?«
    Sute beruhigte sich, als er mit dem ersten Schluck des Martinis ein Drittel des Glases leerte. »Ja, hat er, einen Tag, bevor er sich erhängt hat. Und weil wir zuvor von Leuten mit gesteigertem sexuellem Verlangen gesprochen haben – dafür war Mrs. Gast ein Paradebeispiel, zudem eine interessante Ergänzung zum Wesen des Hauses.«
    »Wollen Sie damit sagen, das Haus sei der Grund für ihre gesteigerte Sexualität gewesen?«
    Sute dachte darüber nach, während er einen weiteren Schluck trank. »Vielleicht, oder vielleicht war es umgekehrt. Manch einer behauptet, nicht das Haus habe sie beeinflusst, sondern sie das Haus. Die schiere Böswilligkeit ihrer Fleischeslust.«
    Collier hatte Mühe, nicht zu lachen. »Mr. Sute, für mich klingt es eher so, als wäre sie bloß eine weitere untreue Hausfrau gewesen, die das Pech hatte, erwischt zu werden. Dass sie ein Flittchen war, bedeutet noch lange nicht, dass ihr Haus besessen ist. Würde es so funktionieren, hätte der Immobilienmarkt in Los Angeles ernste Probleme.«
    »Bloß eine weitere untreue Hausfrau oder doch mehr? Niemand wird je in der Lage sein, das mit Sicherheit zu beantworten«, meinte Sute ruhig. »Berichten zufolge war sie schwanger, und zwar nicht von ihrem Ehemann. Wir wissen das, weil der örtliche Arzt ihren Namen in einer Akte in seinem Tresor hatte.«
    »Na und? Vielleicht hatte sie einen Termin wegen Ohrenschmerzen bei ihm.«
    »Sie hatte einen Termin wegen einer Abtreibung . Wie das damals gemacht wurde, ist ...« Mit leicht gequälter Miene schaute Sute

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