Haus der bösen Lust (German Edition)
überlegen ...
Collier wollte gerade zurück zur Pension aufbrechen, dann jedoch hielt er auf der Straße inne. Er war ziemlich sicher, dass er gesehen hatte, wie Jiff zwei Häuserblöcke weiter ein Geschäft betreten hatte.
Er folgte dem sauberen Gehweg und zog jedes Mal den Kopf ein, wenn es den Anschein hatte, als sei er erkannt worden. Dieser Prominentenscheiß geht mir echt auf die Nerven. Ich hätte mir einen Bart wachsen lassen sollen ... Als er sich dem Geschäft näherte, stellte er fest, dass es sich um kein Geschäft handelte, sondern um das Lokal, dass er vergangene Nacht gesehen hatte.
Der Eisenbahnnagel , verkündete das Schild am Vordach.
Genau das, was ich jetzt noch brauche. Schon wieder eine Bar ...
Hinter einer Schwingtür mit einem runden Fenster erwartete Collier trübe Düsternis. Zigarettengestank schlug ihm entgegen, und es roch nach abgestandenem Miller Lite. Eine lange Bar erstreckte sich durch den Raum, davor befanden sich gepolsterte Hocker, als sei das Lokal früher einmal eine Imbissstube gewesen. Collier spähte durch die Düsternis, konnte Jiff jedoch nirgendwo ausmachen. Eine Frau saß alleine an einem Tisch und trug Lippenstift auf. Von einem anderen Tisch aus musterten ihn mehrere Männer. An der Bar hielten sich keine Gäste auf.
Was für eine Spelunke, dachte Collier.
Ein groß gewachsener Barkeeper bewegte sich langsam auf ihn zu. Seine Aufmachung war unorthodox, um es vorsichtig auszudrücken – eine Lederweste ohne Hemd darunter, dazu ein Haarschnitt, der Collier irgendwie an den von Frankensteins Monster erinnerte. Der Mann hielt einen Kurzen in der Hand, stellte ihn geräuschvoll auf die Bar und schob ihn Collier zu.
»Das ist ein Blechdach, speziell für Sie«, erklärte der Kerl mit der Stimme eines Wrestlers.
»Ein Blechdach? «, fragte Collier.
Der Barkeeper verdrehte die Augen. »Geht aufs Haus.«
»Äh, danke«, gab Collier bestürzt zurück. Verdammt, ich hasse Kurze, und ich will nicht bleiben, wenn Jiff nicht hier ist. Allerdings wäre es unhöflich gewesen, einfach abzulehnen. Er setzte sich vor die mit Zigarettenbrandflecken übersäte Theke und trank den Kurzen. Nicht übel, obwohl ich Kurze HASSE . »Danke. Das war ziemlich gut.«
»Freut mich, dass es Ihnen geschmeckt hat, Mr. Collier, und wie gesagt, das geht aufs Haus. Hab gestern erfahren, dass Sie in der Stadt sind. Ist verdammt aufregend, einen Fernsehstar in meiner Bar zu haben.«
Das hört wohl nie auf, stöhnte Collier innerlich.
»Ich bin ein Fan Ihrer Sendung, und es passt hervorragend, dass Sie ein Bierkenner sind.« Der Mann schwenkte eine riesige Hand hinter sich und deutete auf eine Reihe von Zapfhähnen. »Wir sind hier kein Haufen von Hinterwäldlern, Mr. Collier. Wir haben den guten Stoff.«
Collier fühlte sich beinahe beleidigt vom Anblick der typischen heimischen Marken. Das Zeug würde ich selbst dann nicht trinken, wenn mein Kopf in einer Guillotine läge ... »Äh, eigentlich wollte ich nur kurz hereinschauen ...«
»Ach, Buster!«, rief eine blecherne Stimme von einem der Tische. »Er trinkt kein heimisches Bier! Gib ihm ein Heineken. Auf meine Rechnung.«
Colliers Mut sank. »Oh nein, danke, aber ...«
Die grüne Flasche wurde lautstark vor ihm abgestellt. »Das geht auf Barry.«
Colliers Schultern sackten herab. Er hob die Flasche in Richtung des Mannes an dem Tisch – den er kaum sehen konnte – und nickte. »Danke, Barry.« Verflucht ... Wenigstens war Heineken so etwas wie das Budweiser eines Bierkenners und ließ sich zur Not trinken. Nur wollte Collier eigentlich gar nichts mehr trinken. »Sagen Sie«, wandte er sich an den Barkeeper. »Ich suche Jiff Butler. Ich hätte schwören können, gesehen zu haben, dass er hier reinkam.«
»Oh, das erklärt einiges.« Der Barkeeper wirkte zufrieden.
»Was erklärt das?«
»Warum Sie in so einen Laden kommen. Wissen Sie, ich habe ein ziemlich gutes Auge. Ich hab gleich gemerkt, dass sie hetero sind.«
Collier blinzelte. »Wie bitte?«
»Aber wie können Sie das sein, wenn Sie hier reinkommen und nach Jiff suchen?« Lächelnd begann der Barkeeper, Cocktailgläser zu polieren.
»Warten Sie mal, wie meinen Sie das?«
»Das ist eine Schwulenbar, und ich habe Sie nicht für schwul gehalten.«
Abermals blinzelte Collier, diesmal heftiger. »Ich, äh, wusste nicht, dass es eine Schwulenbar ist ...«
Mit einem Schlag wurde die freundliche Miene des Barkeepers angriffslustig. »Was denn? Haben Sie etwa ein Problem mit
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