Haus der bösen Lust (German Edition)
wär’s mit heute Abend?«
Collier erstarrte. »Äh, ja. Perfekt.«
»Dann holen Sie mich doch um acht ab. Bis dann!«
Damit eilte Dominique zum Haupteingang hinaus.
Collier fühlte sich wie ein Fallschirmspringer, der soeben aus dem Flugzeug gestiegen war. Sein Gesicht schien zu glühen. Ich habe sie gerade um eine Verabredung gebeten ... und sie hat zugesagt!
Er nahm es kaum wahr, als Sutes üppige Masse wieder Platz nahm. Waren die Augen des Mannes gerötet? Entweder ist er gegen irgendetwas allergisch , vermutete Collier, oder der Kerl hat geweint.
»Alles in Ordnung, Mr. Sute?«
Sute wirkte völlig aufgelöst. »Oh ja, es ist nur ... ich stecke in ein paar persönlichen Sümpfen und weiß nicht recht, wie ich damit umgehen soll.« Er bestellte sich einen weiteren Martini.
Tja, das ist eine Möglichkeit , dachte Collier. Selbst während der angeregtesten Phase ihres Gesprächs hatte Sute leicht abwesend gewirkt, beinahe, als würde er sich nach etwas verzehren. Ob es mit Jiff zu tun haben konnte?
Collier wusste, dass er es besser nicht tun sollte ... »Ach ja, da ist noch etwas, das ich mich gefragt habe. Das Land. Als Jiff mir gestern mein Zimmer gezeigt hat, wollte ich von ihm etwas über all das Land rings um die Stadt wissen. Für mich sieht es wie tadelloses Ackerland aus. Aber Jiff sagte, es wird seit Jahren nichts mehr darauf angebaut.«
Sute schluckte schwer und nickte. Aber die Taktik hatte funktioniert; beide Male, als der Name Jiff gefallen war, hatte Sute mit den Augen reagiert – mit demselben gequälten Ausdruck. Der Mann hatte sichtlich damit zu kämpfen, eine Antwort herauszubringen.
»Tatsächlich wird das Land seit Harwood Gasts Tod im Jahr 1862 nicht mehr bestellt. Dabei war es hervorragendes Land, großartige Erde. Davor gab es reiche Ernten – Baumwolle, Mais und Sojabohnen, so weit das Auge reichte.« Sutes Stimme verfiel in einen düsteren Tonfall. »Würden die Bauern jetzt hier etwas anbauen ... würde niemand etwas davon essen.«
»Weil das Land verflucht ist?« Collier nahm eine nachdenkliche Haltung ein. »Ich meine mich zu erinnern ... dass Jiff etwas in der Richtung gesagt hat.«
Zitterte Sutes Hand?
»Natürlich hat Jiff nicht gesagt, dass er selbst glaubt, das Land sei verflucht«, fuhr Collier fort, um den Effekt zu verstärken. »Nur, dass es der Legende nach so sei.«
»So ist es in der Tat.« Schließlich gelang es Sute, die Fassung zurückzuerlangen. »Die Leute glauben, das Land sei wegen der Dinge verunreinigt, die darauf geschehen sind, als es noch Gast gehörte. Soweit bekannt ist, hat er darauf unzählige von Sklaven hinrichten lassen.«
»Wirklich? Ist das eine Tatsache?«
»Höchstwahrscheinlich eine übertriebene Tatsache. Meinen Recherchen zufolge wurden vielleicht dreißig bis vierzig Sklaven hingerichtet, nicht Hunderte, wie es die Legende behauptet. Aber trotzdem, es wurden dort Menschen getötet.«
»Mit anderen Worten: gelyncht.«
»Ja, allerdings nicht durch Erhängen, was man landläufig darunter versteht. Natürlich waren diese Männer Sklaven, einen Prozess gab es davor nie. Vergessen Sie nicht, es war die Ära von Dred Scott – Sklaven wurden rechtlich als bewegliches Eigentum betrachtet, nicht als Bürger, die Anspruch auf Grundrechte hatten. Deshalb sahen Sklaven, die man eines Verbrechens beschuldigte, nie ein Gericht. Immer, wenn Weiße sie einer Straftat verdächtigten, wurden sie kurzerhand hingerichtet.«
»Legaler Mord.«
»Oh ja.«
»Diese Sklaven – was hat man ihnen zur Last gelegt?«
»Fast ausschließlich Sexualverbrechen. Hatte eine weiße Frau aus freien Stücken Geschlechtsverkehr mit einem Sklaven – hatte sich der Sklave der Vergewaltigung schuldig gemacht. Betatschte ein Sklave eine weiße Frau oder sah er sie auch nur wollüstig an ... dasselbe. Mehrere dieser Anschuldigungen wurden von niemand Geringerem als Penelope Gast selbst vorgebracht. Es gibt sogar Berichte, dass Sklaven ihre Avancen zurückgewiesen haben sollen, was sie dermaßen wütend machte, dass sie schwor, der Mann hätte sie entweder vergewaltigt oder belästigt. Die Folge: sofortige Exekution. Und natürlich wissen wir, dass sie viele, viele freiwillige Techtelmechtel mit Sklaven hatte, von denen einige zweifellos zu höchst unerwünschten Schwangerschaften geführt haben dürften. Das Ganze war eine schaurige Farce. Ich bezweifle, dass überhaupt je einer der hingerichteten Sklaven einer echten Vergewaltigung schuldig war.«
Collier verengte
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