Haus der bösen Lust (German Edition)
Zeitlupe.
Das kann doch nicht wahr sein!
Es handelte sich tatsächlich um Jiff, und er stand vornüber gebeugt da, wie jemand, der seine Zehen berührt. Außerdem war er nackt. Hinter ihm stand ein anderer Mann, dessen Hintern sich vor- und zurückbewegte.
Dann: »Jaaa ...«
Die Bewegung verlangsamte sich und kam schließlich zum Erliegen, dann trennten sich die beiden Schemen voneinander. Der andere, sichtlich erschöpfte Mann stieß hervor: »Danke, das war toll.«
»Freut mich, wenn’s dir gefallen hat«, erklang Jiffs Stimme aus der Dunkelheit. »Wo sin’ meine dreißig Kröten?«
Collier zog sich zurück und huschte in die gegenüberliegende Toilette. Jetzt habe ich alles gesehen . Er lehnte sich gegen die Wand der Toilette und kniff die Augen gegen das plötzlich grelle Licht zusammen. Jiff ist ein Prostituierter. Er schafft an, und J. G. Sute muss einer seiner Kunden sein . Es schien die uralte Geschichte zu sein, die es gleichermaßen bei Schwulen und Heterosexuellen gab – der fette alte Mann verliebt sich in den heißen jungen Stricher ... und wird zurückgewiesen. Das muss der Grund sein, weshalb Sute beim Essen fast in Tränen ausgebrochen war.
Die Toilette erinnerte an die einer Tankstelle. Collier erleichterte sich, wusch sich die Hände und dachte: Wahrscheinlich zahlt Jiffs Mutter ihm in der Pension nicht genug. Er war nicht so schockiert, wie er erwartet hatte, doch plötzlich bestürmte ihn ein ekelerregendes Bild – die Szene, die er gerade in dem kleinen Salon mit angesehen hatte, nur mit J. G. Sute als Jiffs Kunde ...
Er kehrte durch den düsteren Gang zurück zur Bar.
»Sie haben doch nichts dagegen, oder, Mr. Collier?«, fragte der Barkeeper, der ihn am Ende des Gangs überraschte.
»Was ...«
Der Barkeeper legte ihm einen Arm um die Schultern, dann ...
»Cheese!«
Blitz!
Jemand hatte ein Foto von ihnen geschossen. Durch den grellen Blitz war Collier einen Moment lang geblendet.
»Danke, Mr. Collier«, hörte er den Barkeeper sagen. Eine Hand an seinem Arm führte ihn zurück zu seinem Hocker.
»Das wird sich gerahmt hinter der Bar prima machen. Unser erster Promi!«
Collier konnte immer noch kaum sehen. Ich sollte besser verschwinden und für heute Abend nüchtern werden . Er griff nach seiner Brieftasche.
»Oh, Sie können noch nicht gehen, Mr. Collier. Frank und Bubba haben auch je ein Bier für Sie bezahlt.«
»Nein, wirklich, ich muss ...«
»Ach, seien Sie nicht so. Schließlich haben wir nicht jeden Tag jemanden aus dem Fernsehen hier.«
Na ja, eines mehr wird mich schon nicht umbringen, dachte Collier, doch er spürte noch die Nachwehen der Erkenntnis, was Jiffs »Handwerkerarbeiten« in Wirklichkeit waren.
Die nächste Stunde scherzte er mit dem Barkeeper und den anderen Gästen und gab einige Anekdoten aus der Fernsehbranche zum Besten. Die Biere wurden rasch konsumiert, und nur Gott wusste, wie viele Autogramme er gab. »Ach ja, richtig«, fiel dem Barkeeper schließlich ein. »Sie wollten doch zu Jiff. Mike, geh doch mal nach hinten und sieh nach, was er treibt.«
Der attraktive Transvestit erhob sich vom Tisch und ging den Flur hinab. Kurze Zeit später tauchte er wieder auf. »Er ist nicht da, Buster«, verkündete Mike mit seidenweicher Stimme und rückte unter einer engen Bluse den Büstenhalter zurecht.
Der Dialog schien wegen Collier entschärft abzulaufen, dennoch bekam er trotz des Alkoholschleiers in seinem Kopf mit, worum es ging. »Eigentlich sollte er mir jedes Mal einen Zehner zustecken.« – »Wahrscheinlich ist er hinten rausgegangen.« – »Was sagt man dazu!«
Die weiteren Biere waren genau das, was Collier nicht brauchte. Er fühlte sich benommen. »Problem?«, fragte er, als der Barkeeper zurückkam.
»Ne, nichts Schlimmes, Mr. Collier. Aber ich fürchte, Jiff ist weg; er muss hinten raus sein. Falls er später noch mal kommt, sagte ich ihm, dass Sie nach ihm gesucht haben.«
»Ich bin sicher, ich treffe ihn in der Pension ...«
Eine Pabst -Uhr an der Wand teilte ihm mit, dass es mittlerweile 14:30 Uhr war. Weniger als fünf Stunden bis zu meiner Verabredung mit Dominique ... Die Tatsache drängte sich vor die skurrilen Umstände der Situation. Collier fasste den Entschluss, bald aufzubrechen. Er brauchte etwas Zeit, um seinen Rausch auszuschlafen. Der Höflichkeit halber trank er ein weiteres Bier, doch danach schwirrte ihm der Kopf. Er legte einen Zwanziger als Trinkgeld hin, brauchte weitere fünfzehn Minuten, um sich von allen
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