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Haus der Erinnerungen

Haus der Erinnerungen

Titel: Haus der Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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sich zu bewegen. Wieder sah ich zur Uhr. Sie tickte noch nicht wieder. Aber es geschah nichts. »Wo seid ihr?« flüsterte ich.
    Schließlich riß ich die Tür auf und rannte in den Flur hinaus. An der ersten Treppenstufe stolperte ich und ließ meine Wäsche fallen. »Wartet«, flüsterte ich. »Wartet auf mich.« Hastig sammelte ich die Sachen auf und lief die Treppe hinauf. Oben lehnte ich mich erst einmal schwer atmend an die Wand. Obwohl mein Atem in kleinen Wölkchen vor mir aufstieg, spürte ich die Kälte nicht. Als ich wieder etwas zu Atem gekommen war, suchte ich im Dunkeln nach dem Schalter und machte Licht. In der trüben Beleuchtung konnte ich erkennen, daß die Tür des vorderen Schlafzimmers einen Spalt offenstand. Ich starrte sie mit Furcht und Entschlossenheit an. »Ja«, flüsterte ich und ging langsam auf sie zu. An der Türschwelle blieb ich stehen und spähte ins Zimmer. Es war dunkel und leer. Nichts Böses erwartete mich. Keine unsichtbaren Mächte. Keine verborgenen Schrecknisse. Es war bloß ein dunkles Zimmer. Ich knipste das Licht an.
    Alles war so, wie ich es am Morgen nach dem Bad zurückgelassen hatte. Das Bett, die Vorhänge, meine Toiletten Sachen auf dem Sessel, meine Kleider im Schrank. Ich hielt inne.
    Der Schrank.
    Mit dem Schrank stimmte etwas nicht.
    Langsam ging ich auf ihn zu, ohne den Blick von ihm zu wenden, von der Maserung des dunklen Eichenholzes und den kleinen Messingbeschlägen. Und als ich vor ihm stehenblieb, hatte ich das unheimliche Gefühl, genau das schon einmal getan zu haben. Dann kam das Entsetzen. Ich spürte, wie die Atmosphäre umschlug. Ich brauchte nichts zu sehen, um zu wissen, daß sich etwas veränderte. Es drang etwas ins Zimmer ein, etwas, das eben noch nicht hiergewesen war. Es war das gleiche böse Fluidum wie am Abend zuvor. Wie ein ekelhafter Gestank kroch es aus den Ritzen des Kleiderschranks, stieg an mir hoch und umhüllte mich, tauchte mich in ein Entsetzen, dem ich nicht entrinnen konnte. Jetzt wollte ich fliehen.
    Wie festgenagelt stand ich vor dem Schrank und hatte nur den einen Gedanken, mich loszureißen und vor der satanischen Macht davonzulaufen, die dieses Haus umklammerte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich wie gebannt auf den Schrank. Ich lauschte. Jeder Muskel meines Körpers war angespannt. Ich zitterte unkontrollierbar. Aber ich konnte nicht davonlaufen. Aus dem Schrank drang ein Geräusch zu mir.
    »O Gott«, wimmerte ich. »Bitte...« Im Schrank regte sich etwas. Wie von selbst hob sich mein Arm. »Nein!« flüsterte ich entsetzt.
    Wie von selbst griff meine Hand nach dem Messingknauf und umschloß ihn. Und da wußte ich es. Was immer sich auch in dem Schrank verbarg, ich würde es herauslassen. Wie von selbst begann meine Hand, den Knauf zu drehen. »Andrea!«
    Als hätte sie einen Schlag bekommen, fiel meine Hand herunter, und als wären die Bande, die mich an diesen Ort gefesselt hatten, plötzlich durchtrennt worden, taumelte ich nach rückwärts und fiel über das Bett. Ich sah die Schweißtropfen, die von meiner Stirn auf meine Arme herabfielen.
    »Andrea!« rief William wieder von unten herauf. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja!« rief ich heiser zurück und räusperte mich. »Ja, alles in Ordnung, Onkel William.
    Ich komm gleich runter.«
    »Wir gehen jetzt.«
    »In Ordnung. Ich komme.«

    Irgendwie fand ich die Kraft, vom Bett aufzustehen. Meine Beine konnten mich kaum tragen. Das, was vorübergehend von meinem Körper Besitz ergriffen hatte, hatte ihn aller Kraft beraubt. Ich sah an meinem T-Shirt herunter. Es klebte feucht auf meiner Haut. Hastig zog ich das nasse Hemd aus und schlüpfte in ein frisches. Die Wäsche, die ich mit heraufgebracht hatte, ließ ich liegen, wo sie war, rannte zur Tür, knipste das Licht aus und lief in den Flur hinaus, die Treppe hinunter in den Korridor, wo William und May standen und gerade ihre dicken Jacken zuknöpften. »Wenn der Nebel morgen weg ist, besuchen wir euch vielleicht. Vorausgesetzt natürlich, daß der schwere Sturm, der aus Norden gemeldet wird, nicht hier aufkreuzt«, sagte May, während sie sich ihren Schal umlegte. »Hör mal, Andrea, wenn du Lust hast, zu uns herüberzukommen, zum Fernsehen oder um zu telefonieren oder was sonst, bist du jederzeit willkommen, das weißt du hoffentlich. Ich versteh sowieso nicht, wie du es in diesem zugigen kalten Haus aushältst.«
    »Ach, so schlimm ist es gar nicht...«Ich dachte an das Telefon und an meine Mutter.
    Plötzlich

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