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Haus der Erinnerungen

Haus der Erinnerungen

Titel: Haus der Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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Ich war im Sessel eingenickt und fuhr hoch, als ich das Klappen der Tür hörte. Ich sah Harriet an mir vorüberhuschen und am Kamin stehenbleiben. Auf der Uhr war es elf. Es schien kaum Zeit vergangen zu sein seit der Szene zwischen Jennifer und Victor. Jennifer jedenfalls war unverändert. Harriet war sichtlich erregt. Zitternd, beide Hände auf den Magen gedrückt, stand sie da und warf immer wieder mit nervöser Bewegung den Kopf in den Nacken. »Was ist denn ?« flüsterte Jennifer besorgt. »Sind sie alle schlafen gegangen ? Bist du sicher ? Wo ist John ?«
    »Er ist noch aus. Aber wir hören es ja, wenn er kommt. Niemand kann uns hören, Harriet. Sag mir doch bitte, was du hast.«
    »Ach, Jenny...« Harriet begann plötzlich zu weinen. »Ich habe solche Angst. Ich weiß nicht, was ich tun soll. O Gott, was soll ich nur tun!«
    »Harriet«, sagte Jennifer ruhig und klar. Sie nahm Harriets zuckende Hände und hielt sie in den ihren. »Komm, jetzt sag mir, was dich quält. So schlimm kann es doch gar nicht sein.«
    »Doch, doch. Ich - ach, Jenny...«, wimmerte sie. »Versprich mir, daß du keinem Menschen etwas sagst. Du bist die einzige Freundin, die ich habe.«
    »Ich verspreche es dir, Harriet. Ich sage nichts.«
    »Auch Victor nicht. Vor allem nicht Victor.« Jennifer zog die Brauen hoch. »Gut. Ich sage es keinem Menschen. Also, was ist mit dir ?«
    Harriet entriß Jennifer ihre Hände, wandte sich ab und ging ein paar Schritte. »Ich -
    ich muß dich etwas fragen. Du mußt mir etwas sagen.«
    »Natürlich, wenn ich kann.«
    Harriet zögerte unschlüssig. Sie schien nicht zu wissen, wie sie anfangen sollte, suchte nach Worten, setzte zum Sprechen an und brachte doch keinen Ton über die Lippen.
    Schließlich drehte sie sich heftig herum und starrte Jennifer ängstlich ins Gesicht. »Jenny«, sagte sie zitternd. Sie senkte den Blick. »Ich muß unbedingt etwas wissen, aber ich - ich glaube, ich kann gar nicht darüber sprechen. Bitte hilf mir.«
    Jennifer war zwar nicht älter als Harriet, aber sie war eine verheiratete Frau und reifer als die Freundin. Sie sah, daß Harriet in tiefer Not war und legte ihr tröstend die Hand auf den Arm. »Es gibt nichts auf der Welt«, sagte sie beruhigend, »worüber wir beide nicht miteinander sprechen können, Harriet.« Harriet sah auf. Ihre Wangen waren erhitzt, ihre Augen glänzten wie im Fieber. »Meine Tage...«, flüsterte sie. »Jenny, meine Tage sind nicht gekommen.«
    Jennifer brauchte einen Moment, um sich die Bedeutung der Worte klarzumachen, dann hauchte sie: »Ach Gott, Harriet ...«
    »Es fällt mir so schwer, darüber zu sprechen«, sagte Harriet mit gepreßter Stimme.
    »Du weißt doch, wie es ist. Und besonders mit Mama. Als es das erste Mal passierte, als ich zwölf war -« Harriets Stimme war nur noch ein Flüstern - »war ich zu Tode erschrocken. Ich dachte, ich müßte sterben! Ich hatte keine Ahnung, was mir geschah. Und Mama hat mir überhaupt nicht geholfen. Sie sagte nur, jetzt wäre ich eine Frau, ich sollte aufhören zu weinen, und das würde jetzt regelmäßig jeden Monat kommen. Erklärt hat sie mir überhaupt nichts, Jenny. Sie hat nur gesagt, daß ich in dieser Zeit oft die Unterwäsche wechseln soll und immer Eau de Cologne nehmen soll und daß vor den Männern auf keinen Fall darüber gesprochen werden darf. Jenny, du kennst das ja alles. Mama hat gesagt, ich dürfte mich nie darüber beklagen, ich müßte einfach so tun, als gäbe es das gar nicht. Ach, Jenny, es ist verrückt !«
    Harriet umfaßte verzweifelt Jennifers Arm. »Als es das erste Mal kam, erschrak ich zu Tode. Und jetzt hab ich Todesangst, weil es nicht kommt.«
    Jennifer sagte nichts, aber ihr Blick war voller Mitleid und Sorge.
    »Sag mir, was das bedeutet, Jenny. Ich glaube, ich weiß es, aber ich muß sicher sein.
    Du kannst es mir sagen.«
    »Wie lange sind deine Tage schon ausgeblieben, Harriet?«
    »Ich - ich weiß nicht genau.«
    »Bist du sehr spät dran ?«
    »Jenny, sie sind zweimal nicht gekommen.«
    »Ah ja...« Jennifer blieb völlig ruhig. Ihre Hand lag immer noch auf Harriets Arm, und ihr Gesicht war so unbewegt, als besprächen sie den Speiseplan für den kommenden Tag.
    »Harriet, sag mir eines - hast du etwas getan, das dieses - Ausbleiben bewirkt haben könnte?«
    »Ich glaube, ja«, antwortete Harriet kaum hörbar. Jennifer schloß einen Moment die Augen. »Jenny, ich wußte es nicht. Niemand hat es mir je gesagt«, stieß Harriet hastig hervor. Ihr

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