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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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splendidum herabgeworfen hat.«
    »Was habe ich …?« Doch Jan erinnerte sich, dass einer der Tiegel über das Regal hinausgerutscht und dann am Boden zerschellt war.
    »Das Arcanum splendidum ist eine Art … na egal. Jedenfalls hat es mich zu Staub zerblasen, und als Julia das Pulver geworfen hat, bin ich wieder aufgetaucht. Wundervolle Wirkung. Ich hätte nie gedacht, dass es wirklich so … so sicher wirkt.« Er schüttelte den Kopf und bohrte genüsslich mit einem Finger im Ohr. »Nur das Ohrenschmalz. Das ist mir nicht so recht gelungen. Es ist viel zu körnig. Aber das mag an all dem Staub liegen.« Er schnipste einen kleinen hellen Brocken durch den Raum und sah ihm nach.
    »Ihr meint … Ihr wart … aber … wenn es nicht gewirkt hätte … oder wenn Julia nicht geworfen hätte?«
    Der Alchemist schien aus einem kurzen Traum zu erwachen und sah Jan belustigt an. »Also, wenn ich richtig deute, was du eben hast andeuten wollen, kann ich nur antworten: Nein, ich wusste nicht, wie das Pulver wirkt. Ich habe es nur vermutet. Meine ersten Versuche habe ich an Ratten gemacht. Als die Tiere wieder auftauchten, nachdem ich sie pulverisiert hatte, habe ich einfach angenommen, es würde beim Menschen auch so funktionieren.« Er sah Jan an, der blass geworden war. Auch Julias Gesicht hatte eine hellere Farbe bekommen.
    »Aber dann hätte ich ja auch verschwinden können«, sagte Julia, »pulverisiert werden, wie Ihr es genannt habt.«
    Der Alchemist wiegte den Kopf. »Ich glaube nicht. Das
Pulver kann nur immer ein Lebewesen ganz aufnehmen und wieder freigeben. Wenn zwei Körper pulverisiert werden …« Er stockte.
    »Ja? Was ist dann?«, fragte Jan nach. Ihm war merkwürdig übel geworden.
    »Da gibt es dann … so Verwechslungen. Menschen mit Tierköpfen oder Tiere mit Menschenköpfen.« Der Alchemist wiegte den Kopf hin und her. »In den Anfängen meiner Forschungen ist mir das … ein paarmal passiert. Damals in Ägypten. Da kamen Menschen mit Schakal- und Ibisköpfen heraus.« Den letzten Satz murmelte er nur ganz undeutlich vor sich hin, als wäre ihm das alles etwas peinlich.
    Julia sah den Alten mit großen Augen an. »Was ist das, Ägypten?«
    Meister Gremlin winkte ab. »Unwichtig.«
    »Ich finde das keineswegs unwichtig. Schließlich war da unten auch der Leu. Und wenn es zu Verwechslungen gekommen wäre …«
    »… säße ich jetzt mit ein paar Löwentatzen hier. Es ist zu keiner Verwechslung gekommen. Hoffentlich.« Er bohrte mit dem anderen Finger im anderen Ohrloch und holte wieder einen großen gelben Krümel hervor. Diesmal nahm er ihn in den Mund und kaute darauf herum. »Schmeckt wie getrockneter Honig.«
    »Und wenn niemand das Pulver geworfen hätte?« Jan fragte ganz leise.
    »Dann wäre ich vermutlich einige Jahre, vielleicht sogar einige Jahrhunderte in pulverisiertem Zustand um die Welt gesegelt. Ein nicht uninteressanter Gedanke. Ich weiß allerdings nicht, ob es anschließend wieder mit dem Zusammensetzen geklappt hätte. Vielleicht hätte ein kleines Stäubchen auf dem Grund des Meeres nicht mitbekommen, dass es zu
mir zurückkommen soll, und es hätte mir gefehlt. Zum Beispiel im Zahn. Ich hätte dann womöglich einen faulen Zahn bekommen.« Er seufzte. Dann öffnete er den Mund. Der eine Zahn, den er noch besaß, glänzte golden.
    »Witzig, witzig«, beendete Julia das Thema. »Aber darf ich darauf hinweisen, dass wir zu Jaroslav müssen, weil nur der uns vermutlich sagen kann, wohin Messer Arcimboldo verschleppt worden ist?«
    Der Alte biss sich auf die Lippen und nickte. »Ich bin jedenfalls ganz froh, wieder hier zu sein!« Er kicherte wie ein kleines Kind.
    Jan stand auf. »Gehen wir!«
    Julia stellte sich neben ihn und sagte zu Meister Gremlin. »Wenn Ihr nicht mitkommen wollt, dann versuchen wir es eben allein.« Sie suchte nach Jans Hand – und Jan war zwar verblüfft, doch er hielt Julias Hand fest. Ihre Finger waren trocken und warm und verursachten ein Prickeln, das ihm wohltat. »Allerdings könnten wir Eure Zaubersprüche womöglich noch brauchen«, setzte Julia gut gelaunt hinzu.
    Der Alchemist verdrehte die Augen, als müsse er vor der Torheit der Jugend kapitulieren. Dann erhob er sich auch.
    »Es sind nur gut dreihundert Fuß. Mehr nicht«, sagte Julia. »Wenn das Haus noch steht.«
    Den letzten Satz hatte sie beinahe tonlos hinzugesetzt, sodass nur Jan ihn gehört haben konnte. Der Alchemist war ohnehin beschäftigt. Er kaute an allem herum, was ihm sein

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