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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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über deine Mutter erzählt, das du nie von mir erfahren wirst!«
    Jan erstarrte. Was hatte Julia da in ihrer Wut gesagt?
    »Verstehst du denn nicht?«, fragte Jan verblüfft und deutete auf das Tier. »Es ist … künstlich.«
    Das Katzenwesen machte einen Satz über ihn hinweg und landete mitten in der Gasse. Sofort breitete sich zwischen ihm und Jan ein Netz aus blauen Blitzen aus.
    »Oh«, entfuhr es dem Kater. »Das ändert natürlich alles.«
    Jan sah dem Tier verblüfft in die Augen, dann blickte er zu Julia und wieder zurück auf die Chimäre. »Das Vieh redet!« Sofort stellte er sich schützend vor Julia und versuchte, den Abstand zwischen sich und dem Tier möglichst zu vergrößern. »Sei vorsichtig, Julia!«
    »Mach dich nicht lächerlich«, konterte sie. »Hast du nicht gehört, was der Kater gesagt hat?«
    »Es ändert tatsächlich alles!«, wiederholte das Tier und begann, seine Pfote zu lecken.
    »Was ändert es?«, fragte Jan vorsichtig.
    Julia hatte sich in die Hocke begeben und schob nun ihrerseits Jan einfach hinter sich.
    »Warum bist du hier? Du hast mich bei Messer Arcimboldo vor Contrario gerettet.« Sie blickte dabei nicht nur das Wesen an, das im Sonnenlicht zwischen einem rötlichen und einem lila Farbton hin und her schwankte, sondern auch kurz zu Jan. »Was willst du?«
    Jan nickte, wenn er auch nichts begriff.
    »Am liebsten hätte ich einen vernünftigen Namen«, maunzte das Wesen. »Aber ich stelle diese Bitte gerne zurück,
denn im Augenblick solltet ihr beiden die Beine unter den Arm nehmen. Der Leu wird gleich hier sein.«
    Jan blickte sich erschrocken um. Den hätte er beinahe vergessen. Das Brüllen des Untiers und ein bereits vernehmliches Grollen in der Luft, das alles erzittern ließ, brachten es wieder in sein Gedächtnis.
    »Wir suchen Jaroslav und meinen Vater.«
    »Ihr solltet zuerst einen Unterschlupf suchen. Dann sehen wir weiter. Kommt mit!« Ohne abzuwarten, ob sie ihm folgten, ging das Wesen voran. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit schlängelte es sich durch Häuserzeilen hindurch und näherte sich dem Wallgarten. Der Weg endete abrupt. Vor ihnen stieg steil der Hang zum Hradschin empor.
    »Wie jetzt weiter?«, fragte Julia. Sie und Jan waren völlig außer Atem.
    Hinter sich vernahmen sie ein zorniges Dröhnen. Der Leu zerschlug das Haus am Eingang der Gasse, bis es nur noch eine Ruine war.
    »Der Dreiköpfige folgt uns. Wir stecken in der Falle.« Jan musste sich mit beiden Armen auf den Oberschenkeln abstützen. Ihm fehlte sogar der Atem zum Sprechen.
    »Es gibt immer einen Ausweg. Man muss ihn nur erkennen«, warf das Katertier ein.
    Jan schaute sich um und sah – jedenfalls keinen Ausweg, sondern nur den Hang mit seinen grünen Grassoden. Schweiß rann ihm in die Augen und brannte.
    Der Kater seufzte. Dann schlich er zielgerichtet zu einer Ablaufröhre, die den Wallgraben offenbar entwässerte. Darüber spannte sich eine Wiese, deren Gras etwas grüner war als das der Umgebung. »Dort hinein! Es ist groß genug. Auch für euch Riesen, sonst hätte ich euch nicht hierher geführt.«

    »Dort hinein?«, keuchte Jan. »Keine zehn Pferde bringen mich in dieses Rattenloch.«
    Auch Julia stand die Skepsis ins Gesicht geschrieben. »Unmöglich.«
    »Nun gut. Wir sehen uns, Kinder!«, sagte das Wesen – und weg war es. Verschwunden in der Röhre, die irgendwohin unter den Wallgarten führte.
    »Dein Kater ist weg. Was hast du von ihm erwartet? Contrario-Buntfinger hat ihn gezeichnet. Was das bedeutet, weißt du wohl.«
    Hinter ihnen tobte der Leu. Die Gassenflucht, die sie eben durchquert hatten, war ihm offenbar zu eng. Er war auf die Dächer gesprungen und hinter ihnen her.
    »Lieber verpasse ich hier ein Abendessen, als dass ich es nicht versuche«, murrte Julia, ging in die Knie und inspizierte die Öffnung. »Sieht dunkel aus.«
    »Wie meinst du das mit dem Abendessen?«, fragte Jan nach, dem langsam unheimlich wurde. Der Leu hörte sich ungemütlich nahe an.
    »Nun«, sagte Julia. »Du wirst die Hauptspeise sein. Denn ich verziehe mich hier hinein.« Und weg war sie.
    Jan zögerte nur kurz. Zu seinem Entsetzen vernahm er über sich das tiefe Atmen des Leu. Als er hochsah, schwenkte gerade eine Schnauze des Untiers über das Gassenende. Nur der Umstand, dass er im Schatten kauerte und der Weg für den Dämon zu schmal war, verhinderte, dass er sofort entdeckt wurde.
    »Überzeugt!«, murmelte er, ließ sich auf die Knie fallen und kroch hinterher. »Ich bin

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