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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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Leben erweckt.« Sein erneutes Fauchen klang verächtlich.
    »Contrario!«, zischte Jan. »Dieses Ungeheuer. Er hätte es nicht tun dürfen. Niemals. Messer Arcimboldo hatte ihm verboten, Wesen zu malen und diese dann …«
    »Du täuschst dich, mein Junge«, unterbrach ihn Kithara. »Nicht Contrario ist für unsere Existenz verantwortlich, sondern Messer Arcimboldo.«
    Julia musste Luft holen. Also hatte auch Messer Arcimboldo Ungeheuer zum Leben erweckt und nicht nur Figuren für Festumzüge.
    »Nur um zu verstehen, was hier vor sich geht«, wiederholte Jan flach. »Ihr seid also Wesen, die Messer Arcimboldo geschaffen hat, nicht dieser Adlatus Contrario?«
    Der Kater leckte sich jetzt die andere Pfote, und bis er seine Tätigkeit unterbrach, herrschte eine absolute Stille im Raum, als würde jemand oder etwas alle Geräusche austrinken.
    »So ist es.«
    »Warum? Warum hat er das getan?« Julia konnte sich nicht mehr zurückhalten. Wieso hatte er Lebewesen erschaffen, die aus den schlimmsten Fantasien der Menschen
über die Welt gekommen waren, die der Hölle entstammten. Damit tat er weder sich noch diesen bedauernswerten Wesen einen Gefallen.
    »Wir wissen es nicht.« Der Kater setzte seine Pfote auf den Höhlenboden. »Ihr sollt uns helfen, das herauszufinden.«
    Der Hirschkäfer nickte stumm, ebenso wie die Vogelund Panthertiere.
    Julia wollte sich an Jan wenden und ihn fragen, ob er eine Idee hätte, wie sie das anstellen könnten, doch der Junge starrte wie gebannt auf den Kater. »Wir wissen nicht, wo sich Messer Arcimboldo aufhält!«, beeilte sich Julia zu sagen.
    »Was hast du da für ein Zeichen an der Schulter?«, fragte Jan tonlos. Mit einem Finger, der leicht zitterte, deutete er auf einen Fleck im Fell über dem rechten Schulterblatt. Julia hatte diesen Fleck immer als Fellfärbung betrachtet, doch jetzt, nachdem Jan sie darauf aufmerksam gemacht hatte, glaubte sie, das Zeichen bereits irgendwo gesehen zu haben.
    Der Kater lachte zischend. »Das Zeichen Arcimboldos. Seine Signatur. Jeder von uns hat sie. Ohne dieses Namenszeichen würde es keinen von uns geben.«
    Wieder entwichen die Worte aus jeder Ritze der lehmigen Wände ins Freie und hinterließen ein langes Atmen.
    »Willst du damit andeuten …«, hakte Jan nach, ohne den Satz beenden zu können.
    »Was ist, Jan? Du bist so blass geworden.« Julia war besorgt, denn sein Gesicht war kalkweiß.
    »Jeder!«, antwortete der Kater. »Ohne Ausnahme.« Ihre Tatze hob sich, und das Vogelwesen und der Kentaur mit dem Hühnerkörper drehten ihre Schultern so in den Fackelschein, dass Jan das Zeichen auf der Schulter der Chimären sehen konnte.

    »Warum interessierst du dich für dieses Mal?« Julia fand, dass ihre Stimme ungeduldiger klang, als sie es wollte. »Wir haben anderes zu tun. Wir müssen Jaroslav finden!«
    Plötzlich wirbelte Jan herum und sah Julia an. In seinen Augen schwammen Tränen. »Warum? Willst du wirklich wissen, warum? Hier, ich zeige es dir.« Er zerrte an seinem Hemd, bis er es sich von der Schulter gestreift hatte. Dann drehte er sich zu ihr um und Julia erschrak tatsächlich.
    Vor ihr prangte dasselbe Zeichen auf Jans Schulter wie das auf den Schultern des Katers und der Chimären!
    »Siehst du es? Siehst du es?«, keuchte Jan. »Weißt du, was das heißt?«
    Julia wurde leicht schwindlig. Natürlich wusste sie sofort, was das hieß, wollte es aber nicht wahrhaben. Jan war eine Figur, geschaffen von Messer Arcimboldo. Ebenso zum Leben erweckt wie diese … diese Namenlosen hier. »Das kann nicht sein«, entfuhr es Julia. Sie hielt sich sofort eine Hand vor den Mund. Das hatte sie nicht sagen wollen. Es war ihr herausgerutscht.
    »Ach. Und warum nicht? Weil Messer Arcimboldo mich von Hajeks Waisenhaus weggekauft hat? Oh nein. Ich bin ebenso ein Untier wie dieses Katzenwesen dort oder der Kentaur oder dieser Vogelkopfmensch.« Jan deutete auf die Wesen, die Julia mit jedem Augenblick weniger gefährlich vorkamen. Sie wirkten eher, als wüssten sie nichts mit ihrer Existenz in der Welt anzufangen.
    »Das stimmt so nicht …«, Julias Gedanken überschlugen sich. »Messer Arcimboldo hat mir erzählt, dass deine Mutter eine Magd in seinen Diensten gewesen ist.«
    Jan drehte sich langsam zu Julia um. »Was sagst du da?«
    »Dein Meister hat es mir erzählt. Sie wurde erstmals der Hexerei verdächtigt, als du geboren worden bist.«
    »Dann …« Jan starrte an Julia vorbei in die Dunkelheit.
»… dann ist sie womöglich … Was

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