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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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hat er sonst noch gesagt?«
    »Sie sei unschuldig gewesen«, flüsterte Julia.
    »Oder eine seiner Chimären!« Jan schlug mit der Faust in die offene Handfläche. »Ich muss mit Messer Arcimboldo sprechen, komme, was wolle … und wenn es sein letztes Gespräch sein sollte. Er muss mir Rede und Antwort stehen.«
    »Du ziehst zu schnell die falschen Schlüsse aus deinem Schicksal!«, ertönte plötzlich eine Stimme aus dem dunklen Hintergrund der Höhle. Julia horchte auf. Es war dieselbe Stimme, die eben noch ihren Namen gerufen hatte.
    Aus dem Schwarz des Rückraums tauchte eine schmächtige Gestalt auf, deren Augen im Fackelschein wie dunkle Perlen glänzten und die ein kleines Ziegenbärtchen am Kinn trug. Seine linkischen Bewegungen ließen Julias Herz aufgehen. »Jaroslav! Ihr?«
    »Eben der, Jungfer Julia.«
    Julia erkannte sofort, dass mit dem Studenten etwas geschehen war. Er wirkte nicht mehr so unbeholfen und tapsig, sondern bewegte sich trotz seines ungelenken Aussehens sicher und kraftvoll durch den Raum. Allerdings schien er etwas abgekämpft und erschöpft zu sein.
    »Was tut Ihr hier?«, schnellte Jans Frage durch den Raum wie ein Pfeil.
    »Was ich hier tue, weiß ich selbst nicht so genau. Nur eines weiß ich: Ich habe Euch holen lassen. Kithara hat Euch hergebracht, weil ich ihn darum gebeten habe.« Der Kater schnurrte vernehmlich bei der Nennung seines Namens. Offenbar gefiel er ihm.
    »Ihr habt uns … Ihr?« Julia war ehrlich verblüfft.
    »Es hat sich viel getan, seit dieser Leu das Haus Eures Vaters angegriffen und zerstört hat.«
    Julia unterbrach den Scholar sofort. »Wo ist Vater?«

    Der Scholar biss sich auf die Lippen. »Ich … weiß es nicht genau. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit das Haus … Er ist mit mir geflohen, dann haben wir uns aus den Augen verloren. Vermutlich ist er in Sicherheit. Jedenfalls ist er nicht mehr in der Stadt.« Betreten sah Jaroslav zu Boden und bohrte mit seinen Schuhspitzen im lehmigen Untergrund. »Ich hoffe, er hat es geschafft. Der Leu … er hat viele …«, er räusperte sich, weil ihm die Stimme versagte, »… viele Menschen getötet. Ich habe ihre blutleeren Körper gesehen.« Bleich blickte er Julia in die Augen.
    Julia starrte ihn an, als hätte er ihr vom Kommen der Arche Noah erzählt. Dann packte sie das Entsetzen. »Ihr glaubt … Vater ist … tot?«
    »Ich weiß es wirklich nicht, Jungfer Julia.« Jaroslav sprach so leise, dass er kaum mehr zu verstehen war. »Ich befürchte jedoch das Schlimmste.«
    »Wir werden ihn suchen, wenn das alles vorbei ist. Doch jetzt habe ich einige Fragen«, unterbrach Jan das Gespräch. »Wie kommt Ihr hierher?«
    Der Scholar betrachtete Jan lange, ohne ein Wort zu sagen. Julia war es, als versuche er, durch die Hülle Mensch bis auf die Seele zu blicken, so intensiv musterte er ihn.
    »Ihr stellt zu viele Fragen und wartet die Antworten nicht ab«, sagte der Scholar nicht unfreundlich. »Zuerst zu Eurer ersten Frage, Jan mit dem Mal. Ich habe mich hier verborgen wie Ihr.« Er deutete auf den Tunnel. »Durch diesen Zugang bin ich hereingekommen. Meine innere Stimme sagte mir, ich solle es tun. Leider hat sie mir nicht zugeflüstert, dass ich nicht mehr hinauskann. Wir können alle nicht hinaus …« Mit einer großen Geste deutete er auf alle Anwesenden.
    »… mit Ausnahme des … mit Ausnahme Kitharas«, ergänzte Jan.

    »Ja. Wir hier, alle Wesen in dieser Höhle, haben Kithara deshalb beauftragt, Euch hierherzuholen.«
    »Warum das?« Jan hob fragend eine Augenbraue. Er blickte von einem zum anderen, bis ihm ein Licht aufging. »Ihr habt geglaubt, ich könnte diesen Zauber aufheben oder sonst etwas mit ihm anstellen!«
    Der Scholar nickte. »Weil du dieses Zeichen hast und Contrario Angst vor dir hat.«
    Jan ging durch den Raum und besah sich die Wesen, als müsse er erst prüfen, ob er sie freilassen durfte. Die Chimären und Tiermenschen rührten sich nicht. Sie ließen sich die Musterung gefallen. »Ich habe den einen oder anderen von euch schon gesehen«, murmelte Jan.
    »Das war auch meine Überlegung, Jan mit dem Mal. Deshalb habe ich Euch auch rufen lassen. Ich dachte, Ihr könntet womöglich wissen, wofür all diese Wesen ins Leben gerufen wurden. Sie haben seit ihrer Erschaffung diese Höhle unter dem Hradschin nicht verlassen.«
    Jan nickte, nickte und nickte, als würde er sich endlich erinnern können. »Natürlich. Messer Arcimboldo hatte den Auftrag, für einen Faschingsumzug des Kaisers

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